Gegen den Lagerkoller: Psychologen verraten Tipps und Tricks | The Weather Channel
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Gegen den Lagerkoller: Psychologen verraten Tipps und Tricks

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In Corona-Zeiten: Tipps gegen den Lagerkoller

Aufgrund steigender Infektionszahlen befinden wir uns wieder in einem Teil-Lockdown um die Ausbreitung des Coronavirus wirkungsvoll zu verlangsamen. Vielen fällt es in dieser Situation, nicht immer leichtfällt, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Was man beachten kann, um diese schwierige Herausforderung psychisch möglichst unbeschadet zu überstehen, zeigt unser Überblick.

Eigene Tagesstrukturen schaffen

Verläuft der Alltag nicht in fest geregelten Bahnen, kann sich das negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. „Vor der aktuellen Krise hatten die meisten Menschen eine feste Tagesstruktur", sagt Julia Leithäuser, Psychologische Psychotherapeutin und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes NRW-Nordrhein der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV).

Zur besseren Bewältigung der Situation könne es daher helfen, eigene neue Tagesabläufe zu etablieren. Auch im Homeoffice sollte man die üblichen Arbeits- und Pausenzeiten einhalten und sich beispielsweise einen festen Arbeitsplatz einrichten, der in der arbeitsfreien Zeit verlassen wird.

Aktivitäten zu festen Zeiten

Struktur außerhalb der Arbeit bieten zum Beispiel Aktivitäten mit der Familie mit festen Zeiten für Spiele, Spaziergänge oder die gemeinsame Mediennutzung. Wichtig ist außerdem regelmäßige körperliche Aktivität – wer bereits feste Sportzeiten hat, sollte diese beibehalten und sich dabei auf Indoor-Aktivitäten wie Fitnesstraining, Atem- oder Dehnübungen oder Yoga verlegen.

Auch Mahlzeiten unterteilen den Tag merklich. Dazu kommt: Eine gute Ernährung gilt als wichtige Grundlage für die psychische Stabilität. Regelmäßige Trinken ist ebenfalls wichtig, rät Leithäuser: „Bei hohem seelischen Stress braucht unser Körper mehr Flüssigkeit.“

Familiäre Ausnahmesituation

Im Hinblick auf das häusliche Zusammenleben steht im Zuge der Corona-Krise auch manche Familie vor bislang ungekannte Herausforderungen: Kinder werden aufgrund der bundesweiten Schließung von Schulen und Kitas in den eigenen vier Wänden betreut, viele Eltern gehen ihrer Arbeit von zuhause aus nach.

Der gesamte Haushalt rückt damit enger zusammen – ein Zustand, der nicht immer leicht zu bewältigen ist, sagt Dr. Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen: „Das ist fast wie Weihnachten, allerdings wochenlang und ohne Geschenke.“

Zunahme von häuslicher Gewalt

Die erzwungene räumliche Nähe könnte dem Angstforscher zufolge dazu führen, dass sich Konflikte entladen, die im normalen Alltag vermieden werden, weil sich die Beteiligten aus dem Wege gehen können. Aus Ländern, in denen die Corona-Krise schon weiter vorangeschritten ist, gebe es bereits jetzt Berichte über eine Zunahme von häuslicher Gewalt.

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Allerdings sieht Bandelow auch durchaus das Potenzial für gegenteilige Entwicklungen: Partner können ihrer Beziehung mehr Aufmerksamkeit widmen, Eltern haben mehr Zeit für ihre Kinder. „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Es ist daher gut denkbar, dass die positiven Aspekte überwiegen werden.“

Trotz Kontaktsperre: Soziale Kontakte beibehalten

In unbekannten und beunruhigenden Situationen bringt das Bindungssystem Betroffene dazu, bei vertrauten Menschen Nähe und Geborgenheit zu suchen. In Zeiten von Kontaktverboten und der Reduktion zwischenmenschlicher Begegnungen auf ein Minimum wird dieses Sicherheit gebende Verhalten deutlich erschwert.

Trotzdem sei es essenziell, Kontakte zu anderen Menschen aufrecht zu erhalten, sagt Julia Leithäuser von der DPtV NRW-Nordrhein. Das Gebot zur sogenannten sozialen Distanz solle in erster Linie als Gebot zur räumlichen Distanz verstanden werden.

„Es ist wichtig, zu wissen, dass man in seiner Situation verstanden wird und mit seinen Sorgen nicht alleine ist“, sagt die Psychologin. Video-Chats und soziale Netzwerke sind wie geschaffen dafür, sich auch über weite Entfernungen hinweg gegenseitig Mut und Solidarität zu vermitteln.

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Ansteckungsängste

Seit Beginn der Corona-Krise in Deutschland gibt es in den Massenmedien kaum ein anderes Thema. Bei Menschen, die den Großteil ihrer Zeit alleine zuhause verbringen, kann das zu übermäßigen Ängsten vor einer Infektion mit dem Virus führen. Obwohl nach dem bisherigen Kenntnisstand ein schwerer Verlauf oder sogar eine Todesfolge verhältnismäßig seltene Ereignisse sind, reagiere das menschliche Angstsystem auf die neue, scheinbar unbeherrschbare Gefahr übermäßig.

„Das Angstsystem ist nicht gut in Statistik“, erläutert Borwin Bandelow. „Darüber hinaus arbeitet es in Krisensituationen nicht mit dem Vernunftsystem zusammen und setzt sich als Überlebensinstinkt in diesem Konflikt in der Regel auch durch.“ Der Angstforscher empfiehlt, sich angesichts der Corona-Krise von der Vernunft leiten zu lassen anstatt vom überreagierenden Angstsystem.

Schreckgespenst Ungewissheit

Das Unwissen, wie lange die Krise anhalten wird, dürfte für viele Menschen eine zusätzliche Belastung sein. Auch hier kann es helfen, sich aktiv bewusst zu machen, dass man die Situation aushalten muss. „Man sollte akzeptieren, dass man keine Kontrolle darüber hat und das es Kraftverschwendung ist, dagegen anzukämpfen", sagt Psychotherapeutin Leithäuser.

Im zweiten Schritt könne man sich dann vergegenwärtigen, welche Dinge im eigenen Einflussbereich liegen und wie man diese beeinflussen kann. Als Beispiele nennt Leithäuser etwa das Befolgen der geltenden Hygiene- und Kontaktregeln oder die Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen.

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