Neues Corona-Virus: Was wir über die rätselhafte Lungenkrankheit wissen

Neues Corona-Virus: Was wir über die rätselhafte Lungenkrankheit wissen

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China reagiert mit der Abriegelung von Millionenstädten, um die Ausbreitung einer Lungenkrankheit zu verhindern. Was bislang über den neuartigen Erreger bekannt ist:

Was ist der neue Virus überhaupt?

Forscher haben das Leiden als neuartigen Corona-Virus identifiziert. Der Name stammt aus dem Lateinischen und steht für Krone oder Heiligenschein - in Anlehnung an die Form, an die der Erreger unter dem Mikroskop erinnert.

Die Corona-Virus-Familie hat viele Typen, die den Mensch befallen können. Einige lösen die gewöhnliche Erkältung aus, während andere, die ihren Ursprung in Fledermäusen, Kamelen und anderen Tieren haben, in schwere Krankheiten wie SARS (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) oder MERS (Mittlerer-Osten-Atemwegssyndrom) ausgeartet sind.

Wo kommt das Virus her?

Die ersten Fälle traten im Dezember in Wuhan auf, einer Stadt in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Viele Betroffene hatten zuvor den Fischmarkt der Metropole besucht oder dort gearbeitet.

Seit Auftreten der Fälle ist der Markt zwecks Untersuchungen geschlossen. Vertreter der chinesischen Gesundheitsbehörden teilten mit, dass das Virus zunächst von Tier zu Mensch übertragen worden sei. Nun sprechen sie von einer Übertragung von Mensch zu Mensch.

Wie verbreitet ist es?

China meldete am Mittwoch schon 440 Infektionen und neun Todesfälle. Die Toten sind allesamt in der Provinz Hubei zu beklagen waren. Auch die meisten Infektionen traten dort auf. Bestätigte Fälle gibt es außerdem in Thailand, Südkorea, Japan, den USA und Taiwan.

Der Ausbruch fällt ausgerechnet mit der geschäftigsten Reisezeit in China zusammen: Millionen Chinesen sind quer durch die Volksrepublik oder ins Ausland unterwegs, um gemeinsam mit Angehörigen den Start des Neujahrs nach dem Mondkalender zu feiern. Die Reisewelle dürfte die Verbreitung des neuen Coronavirus befördern.

Was sind die Symptome?

In der Regel treten Kopfschmerzen, Husten und Fieber auf. Betroffenen läuft die Nase. Kurzatmigkeit, Frösteln und Gliederschmerzen werden mit gravierenderen Arten des Coronavirus in Verbindung gebracht, wie das US-Zentrum für Seuchenkontrolle und Prävention mitteilt. Im Ernstfall kann das Virus eine Lungenentzündung verursachen.

Wie wird die Viruserkrankung behandelt?

Das Virus lässt sich durch einen Test nachweisen, ein Impfmittel zur Verhinderung einer Ansteckung gibt es aber nicht. Infizierte werden in Kliniken oder Häusern isoliert, um eine Ausbreitung zu vermeiden.

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Bekämpft werden die Symptome mit Schmerz- und Fiebermitteln. Zudem wird Patienten geraten, viel zu trinken und sich auszuruhen.

Wie steckt man sich an?

Angenommen wird, dass das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten übertragen wird. "Eine Ansteckung über kontaminierte Gegenstände gibt es eher nicht", sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Vermutet wird demnach derzeit, dass das Virus sich vor allem in den unteren Lungenbereichen ansiedelt und weniger ausgeprägt in den oberen Atemwegen. Das würde ein geringeres Ansteckungspotenzial bedeuten, da der es von Lunge zu Lunge weiter ist als etwa von Nase zu Nase.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?

Das neuartige Coronavirus ist nach Einschätzung von Experten weiterhin ein kaum ansteckender Erreger. Die meisten Fälle beträfen nach wie vor die Millionen-Metropole Wuhan, das Virus habe sich nicht sehr stark ausgebreitet. Zudem habe sich kaum Krankenhauspersonal angesteckt, und auch bei den Fällen in anderen Ländern habe es bisher keine Übertragung auf weitere Menschen gegeben.

Vielfach geht das Virus höchstens auf einen weiteren Menschen über, dann läuft sich die Infektion tot. Lange Übertragungsketten von einem zum nächsten wie bei Sars gebe es bei dem neuen Virus bislang nicht oder höchstens ganz vereinzelt. Auch nach WHO-Informationen haben sich Menschen bislang nur bei engem Kontakt mit Infizierten angesteckt, in der Familie oder in Praxen und Gesundheitszentren.

Wie lange beträgt die Inkubationszeit?

Die bisherigen Daten und die Erfahrungen mit anderen auf Coronaviren zurückgehenden Erkrankungen lassen Experten zufolge eine Inkubationszeit - also einen Zeitraum von der Ansteckung bis zu ersten Symptomen - von im Mittel etwa einer Woche annehmen. "Inkubationszeiten bei Atemwegserkrankungen bewegen sich zwischen 2 und 14 Tagen - und die Extremwerte sind dabei wirklich selten", sagte der Virusforscher Christian Drosten von der Charité in Berlin.

Kann das Virus mutieren?

Das Virus sei bislang stabil und es seien keine Mutationen beobachtet worden, sagte Michael Ryan, Direktor der WHO-Notfallprogramms, in Genf. "Wir sehen keine Veränderungen in der genomischen Sequenz des Virus.2 Coronaviren gelten als sehr anpassungsfähig und wandelbar - Veränderungen im Erbgut könnten das neue Virus gefährlicher und ansteckender machen.

Kann es so schlimm werden wie bei SARS?

Bisher scheint der Virus weniger gefährlich und ansteckend als die Sars-Pandemie zu sein, die 2002 in China ihren Anfang nahm und bis 2003 rund 800 Menschen das Leben kostete. Allerdings können Erreger mutieren und dadurch bedrohlichere und infektiösere Formen annehmen. Also wäre es verführt zu sagen, wie sich der neue Coronavirus-Typ entwickelt.

Schützen Atemmasken vor Ansteckung?

Dass einfache Atemmasken einen guten Schutz vor dem Virus bieten, wird von Experten angezweifelt. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahelegen wollen, sagte Drosten. "Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken." Mit solchen Masken könne man im Alltag nicht lange herumlaufen. "Wogegen die normalen Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase – also die Schmierinfektion." Wissenschaftlichen Daten dazu lägen aber nicht vor. Von der WHO hieß es dazu, die Masken würden nicht als Vorbeugung für Gesunde empfohlen, sondern für Patienten und Leute, die sich möglicherweise angesteckt haben, damit sie das Virus nicht verbreiten.

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