Winterblues oder Winterdepression: Was der Unterschied ist – und was Sie selbst tun können | Weather.com
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Psyche

Winterblues oder Winterdepression: Was der Unterschied ist – und was Sie selbst tun können

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Von einer Winterdepression betroffen sind etwa ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung, sagt ein Mediziner. Doch man kann etwas gegen das Stimmungstief tun.
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Die Tage sind kurz, es ist meist regnerisch, kalt und der Himmel ist grau. Dadurch schlägt der Winter vielen Menschen auf‘s Gemüt.
  • ber wann wird aus diesem sogenannten Winterblues eine Depression?

Die Tage sind kurz, es ist meist regnerisch, kalt und der Himmel ist grau. Dadurch schlägt der Winter vielen Menschen auf‘s Gemüt. Aber wann wird aus diesem sogenannten Winterblues eine Depression? Und was kann man gegen Stimmungstiefs in der dunklen Jahreszeit tun?

Sich zu Hause einigeln, den Winter einfach verschlafen und über allem schwebt ein bisschen Melancholie – einer Umfrage von Statista in Zusammenarbeit mit YouGov aus dem Jahr 2020 zufolge, gaben 59 Prozent der rund 2000 befragten Deutschen an, das Gefühl zu haben, manchmal von einem Winterblues betroffen zu sein. Frauen leiden dabei häufiger unter diesem Tief als Männer.

Tatsächlich von einer Winterdepression betroffen sind etwa ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung, sagt der Vorsitzende der Stiftung Deutschen Depressionshilfe, Professor Ulrich Hegerl. Ungewöhnlich sei das nicht. „Es ist ganz normal, dass sich manche Menschen in der kalten und dunklen Jahreszeit mehr in die eigenen vier Wände zurückziehen und etwas melancholischer gestimmt sein können. Dies ist Teil unseres Lebens und hat nichts mit einer Depression im medizinischen Sinne zu tun.“ Zu Anzeichen eines Winterblues können außerdem Antriebslosigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis zählen.

Unterschied zwischen Depression und Winterblues

Wer hingegen an einer behandlungsbedürftigen Depression leidet – egal ob saisonal bedingt oder nicht – zeigt Professor Hegerl zufolge vier oder fünf Krankheitsanzeichen, die sich über mindestens zwei Wochen halten. „Zu diesen zählen unter anderem ein permanentes Erschöpfungsgefühl, die Unfähigkeit, irgendeine Freude zu empfinden, eine innere Daueranspannung, übertriebene Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit und in einigen Fällen auch Suizidgedanken.“ Die Gedanken drehen sich oft um körperliche Beschwerden wie Ohrengeräusche oder Rückenschmerzen, die als unerträglich wahrgenommen werden, so Hegerl und betont: „Allerdings sind die meisten Depressionen im Winter keine Winterdepressionen, sondern typische Depressionen, die das ganze Jahr über häufig sind.“

Zwei Besonderheiten weisen auf eine Depression hin und unterscheiden sich laut Hegerl deutlich von einem Winterblues:

  1. Appetitminderung und damit einhergehender Gewichtsverlust sowie Ein- und Durchschlafstörungen sind häufige Symptome von Menschen mit Depressionen.
  2. Menschen mit Winterblues, haben dagegen ein erhöhtes Schlafbedürfnis sowie einen ausgeprägten Appetit.

Bei Anzeichen einer Depression Hilfe suchen

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Sobald die Gedanken für mehr als 14 Tage düsterer werden, sich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit breitmachen, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Depression sind eine eigenständige, schwere Erkrankung, die eine konsequente Behandlung erfordert. „Diese kann durch den Hausarzt, den Facharzt, das heißt einen Psychiater oder einen psychologischen Psychotherapeuten, erfolgen“, sagt Hegerl.

Was hilft gegen den Winterblues?

Wenn das Leben dagegen Murmeltier-ähnliche Züge annimmt und sich eine melancholische Stimmung breitmacht, die – und das ist das Positive an Melancholie ¬– oft mit Romantik und Innehalten einhergeht, empfiehlt Professor Hegerl: Rausgehen und sich idealerweise an der frischen Luft bei Tageslicht bewegen. Auch „die sozialen Kontakte zu pflegen und sich nicht zu sehr zurückzuziehen“ könne aus dem temporären Loch helfen. „Zudem sollte man den üblichen Schlaf-Wachrhythmus beibehalten.“ Manchmal könne sich frühes Ins-Bett-Gehen oder längeres Liegenbleiben negativ auf den Antrieb und die Laune auswirken.

Demnach heißt es: Lieber mal den Schweinehund überwinden und sich gezielt verabreden, einen Spaziergang oder eine Runde Radfahren in den Alltag einbauen und sich nicht im Bett verkriechen. Dann taucht der Winterblues vielleicht gar nicht erst auf – oder verschwindet so schnell wieder, wie er gekommen ist.

Depressionen? Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige:

  • Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression oder Suizidgedanken ist der Hausarzt, Psychiater oder Psychologische Psychotherapeut
  • deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
  • Wissen, Selbsttest und Adressen rund um das Thema Depression unter www.deutsche-depressionshilfe.de
  • Hilfe und Beratung bei den sozialpsychiatrischen Diensten der Gesundheitsämter
  • fachlich moderiertes Online-Forum zum Erfahrungsaustausch www.diskussionsforum-depression.de
  • Für Angehörige: www.bapk.de und www.familiencoach-depression.de

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