Klimawandel: Exotische Pflanzen wachsen auch in Ihrem Garten | Weather.com

Feigen und Bananen: Exotische Pflanzen wachsen auch in Ihrem Garten

Imago, Feigen
Aufgrund der steigenden Temperaturen dürften sich Pflanzen, die mediterranes Klima bevorzugen, auch hier immer besser kultivieren lassen.
(Imagoimages)

Der Klimawandel ist in vollem Gange und bringt nicht nur Mitteleuropa einen schrittweisen Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Das hat der Hitzesommer 2018 belegt. Bis zum Jahr 2100 gehen Experten dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge von einem mittleren globalen Temperaturanstieg zwischen 1,8 und 4,0 Grad Celsius aus.

Klimaaktivisten und Umweltschützer beobachten die Entwicklung mit Sorge − für manchen Hobbygärtner in hiesigen Gefilden dürften die wärmeren Witterungsbedingungen dagegen möglicherweise zunächst ein Grund zur Freude sein. Denn sie könnten dazu führen, dass auch hierzulande Obst- und Gemüsesorten im Garten wachsen, für die es bisher zu kalt war.

Steigende Temperaturen, neue Anbaumöglichkeiten

Feigen-, Erdnuss- oder sogar Bananenpflanzen im eigenen Garten? Was zunächst klingt wie ein unrealistischer Wunsch, ist vielleicht schon bald Wirklichkeit und teilweise schon heute möglich. Verantwortlich dafür sind unter anderem die sich verändernden klimatischen Gegebenheiten. Die Temperaturen steigen, besonders kalte Winter oder Spätfrost werden zunehmend seltener.

"Mit dem Klimawandel und steigender Erwärmung kann man prinzipiell damit rechnen, dass Pflanzen, die bisher nur schwer über den Winter zu bringen waren, auch in hiesigen Gebieten gute Wachstumsbedingungen finden", sagt Anne Staeves vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BLZ) in Bonn.

Das treffe vor allem auf Pflanzen aus dem Mittelmeerraum zu. Allerdings bestehen neben der Klimaveränderung weitere wichtige Voraussetzungen. Dazu gehören beispielsweise die Region oder das Mikroklima im jeweiligen Garten.

Bleiben Sie immer über aktuelle Wetterwarnungen informiert und laden Sie sich hier die TWC-App herunter.

Nicht alle Exoten mögen die gemäßigte Zone

Vor allem Pflanzen, die ein mediterranes Klima bevorzugen, dürften sich Experten zufolge absehbar auch hier immer besser kultivieren lassen. Anders verhält es sich bei tropischen oder subtropischen Gewächsen.

"Die Vegetationsperiode in den Tropen und Subtropen ist viel länger als in unserer gemäßigten Zone", sagt Sandra von Rekowski vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V. (BDG) in Berlin. "Viele Exoten benötigen über das gesamte Jahr hinweg warme Temperaturen, viele Sonnenstunden und reichlich Wasser."

Bei zu niedrigen Temperaturen drohen Wachstumsstillstand und ausbleibende Fruchtansätze. Viele exotische Pflanzen gehen bei Minustemperaturen außerdem schnell ein – sie müssen zum Überwintern nach drinnen umziehen.

Anspruchsvolle Pflanzen

Besonders hohe Ansprüche an den Standort haben beispielsweise Ananaspflanzen, deren Früchte für die Reife bis zu 20 Monate benötigen. Neben Temperaturen von durchgehend 24 bis 30 Grad Celsius brauchen sie dabei eine Luftfeuchte von etwa 60 Prozent, sandig-lehmigen Boden und viel Wasser.

Frost vertragen sie nicht. Auch Bananenstauden benötigen für die Bildung ihrer leckeren Früchte durchgehend warme Temperaturen und viel Niederschlag.

Faserbanane verträgt Minustemperaturen

Einige Arten wachsen trotzdem hierzulande und können auch den Winter überleben – auf reiche Ernte darf man bei ihnen jedoch nicht hoffen. Ein Beispiel ist die japanische Faserbanane (Musa basjoo), die als Zierpflanze beliebt ist. Sie verträgt Temperaturen bis zu 12 Grad Celsius.

"Die oberirdischen Pflanzenteile sterben im Winter ab und treiben im Frühjahr neu aus", erläutert BDG-Expertin von Rekowski.

Ingwer kann hierzulande gut gedeihen

Advertisement

Zu den exotischen Pflanzen, die hierzulande unter den richtigen Voraussetzungen gut gedeihen und auch Ernteerträge versprechen, gehört beispielsweise Ingwer (Zingiber officinale). Die Pflanzen treiben aus den handelsüblichen Ingwerstücken aus.

Denn dabei handelt es sich um die sogenannten Rhizome – die Wurzelstöcke der Pflanze. Ingwer benötigt einen warmen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Paprika und Chili sind anspruchslos

Paprika und Chili hingegen werden im späten Winter im warmen Haus zum Keinem gebracht und nach den Spätfrösten in den Garten gepflanzt. Sie sind anspruchslos, benötigen einen sonnigen Standort, regelmäßige Wassergaben und Dünger. Dann bilden sie schon ab Juli viele Früchte aus.

Anbau von Feigen lohnt sich

In einem geeigneten Umfeld, wie etwa den milden Weinbauregionen in Deutschland, kann sich auch der Anbau von Echten Feigen (Ficus carica) lohnen. Sie benötigen einen geschützten Platz in voller Sonne.

Wer seine Feigenpflanzen nicht frostfrei überwintern kann, sollte Sorten mit einer gewissen Frosthärte verwenden, wie etwa Violetta. Hat man einen Platz zum Überwintern, kann man auch Passionsfrüchte (Passiflora edulis) anbauen. "Ausgesät wird im zeitigen Frühjahr im Zimmer", rät Sandra von Rekowski vom BDG.

Im ersten Sommer bildet sich ein ausgeprägtes Blattwerk, im Winter müssen die Pflanzen dann frostfrei gehalten werden. "Im darauffolgenden Frühjahr nach den Eisheiligen kann die Passionsfrucht wieder ins Freie gestellt werden", sagt von Rekowski.

"Hier bildet sie im zweiten Jahr wunderschöne Blüten, aus denen mitunter auch Früchte ausreifen, die gegessen werden können."

Lokale Gegebenheiten prüfen

Wer den Anbau exotischer Pflanzen im eigenen Garten ausprobieren will, der sollte nicht allein auf die wärmeren Temperaturen setzen, sondern selbst Maßnahmen ergreifen, die ihm das Vorhaben erleichtern.

So sollte man sich mit den unterschiedlichen Standorten in seinem Garten vertraut machen, die über unterschiedliche Mikroklimata verfügen können.

"Eine nach Süden ausgerichtete Mauer, die von der Sonne erwärmt wird, speichert die Wärme über viele Stunden und gibt sie noch lange an die Umgebung ab", sagt BLZ-Expertin Anne Staeves. "An einem solchen Platz können Pflanzen wachsen, die wenige Meter entfernt schon Schaden nehmen würden."

Dazu kommt: Die meisten Exoten brauchen viel Licht und damit einen möglichst sonnigen Standort. Auch im Winter sind die Ansprüche unterschiedlich: Manchen Pflanzen reicht ein einfacher Frostschutz aus Strohmatten. Andere müssen ins Gewächshaus oder in den Wintergarten.

Das könnte Sie auch interessieren:

EU-Bericht mahnt: Europa bereitet sich zu wenig auf Klimakrise vor

Gegen Verbrennung und Fäulnis: So retten Sie Ihren Garten vor der Hitze

Advertisement