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"Loslassen im Kopf": So erschaffen Sie einen Garten, der sich fast alleine pflegt | The Weather Channel
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Haus und Garten

"Loslassen im Kopf": So erschaffen Sie einen Garten, der sich fast alleine pflegt

beautiful natural background with birds sparrows sit on a wooden fence in a rustic garden surrounded by pink flowers veto apple on a sunny day in spring
Je weniger aufgeräumt ein Garten ist, desto förderlicher ist er für die Biodiversität.
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Zurück zur Natur: Der Weg zum pflegeleichteren Garten ist für viele Hobbygärtner ein Traum
  • Viele Gartenarbeiten werden überflüssig, wird der Garten ein Stück weit sich selbst überlassen

Ein Garten, der sich selbst pflegt? Das dürfte wohl der unerfüllte Traum zahlloser Hobbygärtner und Grundstücksbesitzer sein. Und tatsächlich ist diese Wunschvorstellung wohl kaum zu 100 Prozent erfüllbar – schon gar nicht, wenn man Wert auf gerade Kanten, ordentliche Beete und akkurat getrimmte Pflanzen hinter dem Haus legt.

Wird der Garten allerdings ein Stück weit sich selbst überlassen, könnten viele schweißtreibende Gartenarbeiten tatsächlich überflüssig werden. Dazu muss man in erster Linie gar nicht so sehr den Garten umgestalten, sondern vor allem bei sich selbst ansetzen. Ein Überblick.

Das ewige Ringen mit der Natur

Ein Garten mit all seinen Pflanzen und Tieren, der vom Menschen nach dessen eigenen Vorstellungen und Anforderungen gestaltet und gepflegt wird, ist letztlich nichts anderes als ein eingezäuntes Stück Wildnis. Vor allem die Pflege kann viel Arbeit mit sich bringen, bedeutet sie doch auch, ebenjene Wildnis in ihre Schranken zu verweisen: Rasenflächen müssen regelmäßig gemäht und bewässert, Gehölze beschnitten, Beete geharkt, Blumen gedüngt werden und vieles mehr.

Generell gilt: Je kultivierter ein Garten sein soll, desto anstrengender wird die Aufgabe des Gärtners, die Natur davon abzuhalten, sich ihre Gestalt und Form selbst zu suchen. Bei all den Mühen regt sich früher oder später wohl bei fast jedem Hobbygärtner der Wunsch, zumindest einige Bereiche des Gartens einfach sich selbst zu überlassen. Viele schreckt vermutlich die Angst vor Chaos und Wildwuchs davor wieder ab. Tatsächlich ist der Gedanke aber gar nicht so abwegig.

Interaktion statt strenger Pflege

Das zumindest ist die Botschaft von Simone Kern. Mit ihrem aktuellen Buch "Der antiautoritäre Garten" bietet die Diplom-Ingenieurin und Landschaftsarchitektin aus dem baden-württembergischen Argenbühl all jenen eine Handreichung, die ihren Garten gerne wieder mehr sich selbst überlassen würden. "Den ersten Schritt dahin tut man nicht draußen im Beet, sondern im eigenen Kopf", sagt Kern.

Dabei gehe es vor allem darum, ein Stück weit die Kontrolle abzugeben, beispielsweise indem man den Pflanzen selbst die Entscheidung überlässt, wo und wie sie wachsen möchten.

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Von gewissen ästhetischen Konventionen und Vorstellungen muss man sich dabei natürlich lösen – von Natur aus halten sich Pflanzen weder an ideale Wuchsformen noch an geometrisch angelegte Beete. Stattdessen sollte man sich angewöhnen, manche Dinge etwas anders zu sehen. Denn schließlich kann ein Gebüsch auch dann schön sein, wenn es nicht ordentlich geschnitten ist, dafür aber viele verschiedene Tiere beherbergt. "Es klingt vielleicht etwas abgehoben, aber letztlich tritt man bei diesem Ansatz mit dem Garten in eine Art Interaktion", erklärt Kern.

Die Vorteile der Wildnis

Die gute Nachricht: Von einem solchen "Hands-Off"-Ansatz kann man in mehrfacher Hinsicht profitieren. Denn wer sich beobachtend zurücklehnt und den Garten zunächst einmal einfach nur wuchern lässt, der hat dadurch ganz automatisch weniger Arbeit mit der Pflege: Rasen und andere Pflanzen müssen nicht mehr regelmäßig gemäht oder zurückgeschnitten werden sondern dürfen länger wachsen. Das Hacken der Beete ist überflüssig, denn es zerstört viele Pflanzen bereits im Keimlingsstadium.

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Auch das Düngen lässt man besser bleiben – es bringt zwar eine kurze Wachstumsexplosion, ist aber nicht nachhaltig: Vor allem sogenannte Schwachzehrer wachsen dadurch zu schnell, werden mastig und kippen um. Und selbst das tägliche Wässern kann mit der Zeit entfallen: "Wenn Pflanzen sich ihren Standort selber suchen dürfen, dann werden sie sich dort ansiedeln, wo sie auch von alleine ihren Wasserbedarf decken können", so Landschaftsarchitektin Kern.

Ganz ohne Arbeit geht es nicht

Ein weiterer Vorteil: Je weniger aufgeräumt ein Garten ist, desto förderlicher ist er für die Biodiversität. Wo alle Pflanzen gleichberechtigt wachsen dürfen, finden auch Insekten mehr Nahrung, was sich wiederum positiv auf die Lebensbedingungen von Singvögeln oder Kleinsäugern wie Igeln auswirkt.

Die schlechte Nachricht: Ganz ohne Arbeit kommt der antiautoritäre Garten dann doch nicht aus. Denn wer es hinter dem Haus einfach wuchern lassen möchte, seinen Garten aber trotzdem nutzen will, der muss dafür sorgen, dass ihm die Wildnis nicht eines Tages buchstäblich über den Kopf wächst.

Die richtige Pflanzenauswahl

Eine wichtige Rolle dabei spielt die Auswahl der Pflanzen: "Arten, die sich über Wurzelausläufer ausbreiten, sind für den antiautoritären Garten nicht geeignet", sagt Landschaftsarchitektin Kern. Der Grund: Pflanzen wie Schilf, Bambus, Japan-Anemone oder auch Giersch (den viele Hobbygärtner ohnehin leidenschaftlich bekämpfen) breiten sich schnell über große Flächen aus und verdrängen dabei auch andere Pflanzen.

Besser geeignet sind Pflanzen, die sich zur Fortpflanzung versamen. Dazu gehören etwa Blühpflanzen wie Akelei, Stockrose, Kartäusernelke und verschiedene Glockenblumenarten. Und auch Kräuter wie Lavendel, Salbei, Schnittlauch und Bohnenkraut sind für den pflegeleichten Garten gut geeignet. "Diese Pflanzen samen sich zwar von selber aus, machen aber dabei keinen Unsinn und nehmen Überhand", resümiert Kern. Weitere Vorteile: Blumen und Kräuter sorgen für üppige Blütenpracht und sind wichtige Lebensräume für zahlreiche Insekten.

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