Nach Europa eingeschleppt: So bekämpft die EU invasive Pflanzenarten | The Weather Channel
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Nach Europa eingeschleppt: So bekämpft die EU invasive Pflanzenarten

Schön, beliebt und trotzdem ein gefährlicher Eindringling: Auch der Flieder gehört zu den invasiven Arten, die die heimische Biodiversität bedrohen. Foto: GettyImages

Obwohl sie ursprünglich nicht in Deutschland oder Europa heimisch waren, sind heutzutage sowohl in der freien Natur als auch in vielen privaten Gärten zahlreiche Pflanzenarten aus anderen Erdteilen allgegenwärtig. Einige dieser sogenannten Neophyten bieten Wissenschaftlern und Umweltschützern Anlass zur Sorge.

Sie gelten als invasiv, weil sie die hiesigen Ökosysteme vor teils beträchtliche Probleme stellen. „Invasive Arten treten mit den heimischen Arten um Lebensraum und Ressourcen in Konkurrenz und können dadurch andere Arten oder ganze Artengemeinschaften verdrängen“, warnt etwa die Naturschutzorganisation Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND).

Schädlich für die menschliche Gesundheit

Darüber hinaus sind viele invasive Neophyten nur bedingt als Nahrungsgrundlage für spezialisierte Tierarten geeignet. Andere wiederum verändern die Eigenschaften des Bodens, etwa indem sie zur verstärkten Anreicherung von Stickstoff führen. „Und auch die Hybridisierung mit einheimischen Pflanzenarten und die Übertragung von Krankheiten kann zu Problemen führen“, ergänzt Dr. Sandra Skowronek vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn.

Manche Arten können laut der Expertin sogar der menschlichen Gesundheit schaden. Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), der häufig auch als Herkulesstaude bezeichnet wird, kann beispielsweise bei Berührung in Verbindung mit Sonnenlicht schmerzhafte Reaktionen hervorrufen. „Andere Arten können Allergien auslösen.“

Globalisierung der Pflanzen

Als Neophyten bezeichnen Botaniker all jene Pflanzenarten, die seit dem Jahr 1492, also seit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, mithilfe des Menschen nach Europa gelangt sind. In vielen Fällen geschah dies in der Absicht, neue Zier- oder Nutzpflanzen zu gewinnen.

Schätzungen zufolge gibt es über 10.000 Neophyten, von denen sich laut BfN jedoch nur wenige hundert Arten dauerhaft in der Natur etabliert haben und sich auch ohne die Pflege durch den Menschen fortpflanzen können.

100 Pflanzenarten gelten als invasiv

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Der Riesenbärenklau kann bei Berührung in Verbindung mit Sonnenlicht schmerzhafte Reaktionen hervorrufen.
(Getty Images)

Knapp 100 Arten haben sich für die hiesigen Ökosysteme als problematisch erwiesen und gelten damit als invasiv. Neben dem bereits erwähnten Riesenbärenklau gehören zu den in Deutschland besonders weit verbreiteten invasiven Neophyten zum Beispiel drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) oder die Staudenlupine (Lupinus polyphyllus).

„Weit verbreitete invasive Baumarten sind beispielsweise Robinie (Robinia pseudoacacia), spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) und Götterbaum (Ailanthus altissima)“, sagt BfN-Expertin Skowronek.

Verkaufs- und Pflanzverbote

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Um den einheimischen Pflanzenarten im Kampf gegen invasive Neophyten zur Seite zu stehen, sind bestimmte Pflanzenarten inzwischen europaweit verboten. In Deutschland ist wie in allen anderen EU-Mitgliedsstaaten das Pflanzen sämtlicher Arten untersagt, die auf der sogenannten Unionsliste stehen. Auf dieser Liste hält die EU all jene invasiven Arten fest, die nach ihrer Einschätzung Lebensräume und andere Arten gefährden und so der ökologischen Vielfalt schaden können.

„Für diese Arten gilt auch ein generelles Besitz- und Vermarktungsverbot, sodass sie im Handel nicht mehr verkauft werden dürfen“, sagt Sandra Skowronek vom BfN. Neben invasiven Neophyten tauchen auf der Unionsliste auch invasive Neozoen auf, also nicht heimische Tierarten, die die hiesige Fauna bedrohen.

Verzicht auch ohne Verbot

Doch auch auf manche Neophyten, die bisher nicht auf der EU-Liste auftauchen, sollten Hobbygärtner lieber verzichten. Dafür gibt es einige Gründe, sagt Dr. Sandra Skowronek vom BfN: „Viele invasive Arten können sich über den Gartenzaun hinweg leicht weiterverbreiten und so in sensible Gebiete gelangen, die für den Naturschutz einen hohen Wert haben.“

Dazu kommt: Viele Neophyten, besonders invasive, sind dank ihrer tiefen Wurzeln oder ihrer hohen Samenanzahl wahre Überlebenskünstler. Haben sie sich erst einmal im Garten angesiedelt, wird man sie nur schwer wieder los.

Die aktuellen Listen

Die aktuelle Liste stellt das BfN unter https://neobiota.bfn.de/unionsliste/art-4-die-unionsliste.html zur Verfügung. Eine aktuelle Liste weiterer problematischer Neophyten findet sich unter https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung/gefaesspflanzen.html. Der BUND informiert unter https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/invasive-arten/ über invasive Arten.

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