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Geruchlos kompostieren in der Wohnung: So geht‘s | Weather.com
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Haus und Garten

Geruchlos kompostieren in der Wohnung: So geht‘s

Woman pointing at worm with dirt on hand

Auch ohne Garten und viel Platz lassen sich Küchenabfälle in kostenlosen und hochwertigen Dünger umwandeln – etwa mithilfe von kleinen Würmern in einer Kiste.

Sich freiwillig Würmer ins Haus holen, ist nicht jedermanns Sache. Doch Verena Jedamczik, Biologin und Fachreferentin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) beruhigt: „Die Tierchen kommen aus der Kiste nicht raus, wenn es ihnen gutgeht“. Die Rede ist von einer sogenannten Wurmkiste, bei der kleine Kompostwürmer helfen, Biomüll zu zersetzen und ihn in nährstoffreichen Kompost zu verwandelt. Da die Kisten bei richtiger Befüllung nicht riechen und wenig Platz brauchen, können sie auch in der Wohnung aufbewahrt werden.

„Eine Wurmkiste besteht aus zwei Kammern und kann fertig gekauft, oder selbst gebaut werden“, sagt Jedamczik. Bauanleitungen gibt es etwa beim NABU. „Die Kammern sind entweder nebeneinander oder aufeinander montiert und es wird immer nur eine befüllt. Ist die erste Kammer voll, wird sie in Ruhe gelassen und die andere kommt dran.“ Da die Würmer der fertige Kompost nicht mehr interessiert und damit sie problemlos in die zweite Kammer mit Bioabfall wandern können, muss die Trennwand durchlässig sein – dafür empfiehlt sich etwa Hasendraht.

Rund 500 Würmer in einer Kiste

Damit sich die Würmer in der Kiste wohl fühlen, sollten in den Kammern außerdem feuchte Pappe und Papier ausgelegt werden – das bringt auch Kohlenstoff als Stabilisator ins System. Zum Start müssen über das Papier eine Schicht Gartenerde gestreut und dann die Kompostwürmer (Eisenia foetida) darauf verteilt werden. „Wie viele Würmen nötig sind, hängt von der Größe der Kiste ab“, sagt Jedamczik. „In unserer Bauanleitung schlagen wir ein Volumen von circa 60 mal 40 mal 30 Zentimeter vor und dafür bräuchte man so 500 Würmer, die es im Fachhandel oder auch im Internet zu kaufen gibt.“

Ist die Startpopulation erstmal in der Kiste, muss sie kontinuierlich mit Bioabfällen versorgt werden. Dabei ist es aber wichtig zu wissen, was den Würmern gut tut und was nicht. „So sind etwa Tee- und Kaffeesatz, Obst- und Gemüsereste, Eierschalen und Blätter und Pflanzenreste erlaubt“, sagt die Biologin. „Nicht in die Kiste dürfen hingegen Milchprodukte und Fleisch, da sie zu viele Proteine enthalten. Auch Gekochtes, Mariniertes oder Zitrusfrüchte sind tabu. Und auch Grasschnitt sollte nur in geringen Mengen bei den Würmern landen, da er zu viel Stickstoff enthält.“

Kiste braucht kontinuierliche Pflege

Außerdem mögen die Würmer keine extremen Temperaturen und dürfen nicht austrocknen. Vor allem im Sommer geraten sie laut Expertin schnell in Hitzestress. „Alles in Allem ist so eine WurmGkiste zwar nicht viel Arbeit, aber sie braucht kontinuierliche Pflege. Daher darf sie bei Reisen oder längerer Abwesenheit nicht vergessen werden und es sollten etwa Freunde zum Befüllen vorbeikommen“, sagt Jedamczik.

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Wer seine Würmchen gut hegt und pflegt, der sollte in regelmäßigen Abständen aus der Kiste Humus entnehmen und gegebenenfalls auch die anfallende Flüssigkeit als Flüssigdünger verwenden können. Etwa drei Monate bis zu einem halben Jahr dauert es laut NABU vom Bioabfall zum Dünger. Dieser kann dann etwa in Blumentöpfen unter die Erde gemischt werden oder im Garten als Dünger ausgebracht werden. „Pur sollte der Humus nicht als Pflanzsubstrat verwendet werden“, sagt Jedamczik. „Aufgrund der vielen Nährstoffe würden sonst die Wurzeln verbrennen.“ Tierschutzrechtliche Bedenken hat die Biologin bei richtiger Pflege keine: „Man muss sich eben im Klaren sein, dass man sich Lebewesen ins Haus holt, für die man dann auch eine Verantwortung hat.“

Bokashi als wurmlose Alternative

Woman recycling organic food waste in a bokashi bin. Female person throwing vegetable peels into compost container in a domestic kitchen

Eine wurmlose Alternative, um Dünger in der eigenen Wohnung herzustellen, sind sogenannte Bokashi-Eimer. Bokashi ist japanisch und bedeutet „fermentiertes Material“. „Hier kommen effektive Mikroorganismen zum Einsatz, die unter Luftabschluss organisches Material fermentieren. Nach etwa vier Wochen kann dann eine Flüssigkeit abgezapft werden, die als Flüssigdünger verwendet werden kann“, erklärt Jedamczik. Für das Fermentieren wird der Eimer mit zerkleinerten Bioabfällen gefüllt und die Mikroorganismen hinzugegeben, beispielsweise über eine Sprühflasche. Ist der Eimer voll, wird er möglichst luftdicht verschlossen und mehrere Wochen stehen gelassen.

Neben dem Bokashi-Saft bleibt im Eimer auch Bokashi-Ferment zurück, das ebenfalls im Garten verwendet werden kann. Dafür muss es aber aufgrund des sehr niedrigen pH-Wertes erst noch neutralisiert werden. „Dazu kann man das Ferment beispielsweise mit Erde vermengen und mehrere Wochen stehen lassen“, rät Jedamczik. „Anschließend kann es im Garten ausgebracht werden, sollte aber nicht direkt in der Nähe von Wurzeln vergraben werden.“

D​as Interesse an Selbstversorger-Systemen wächst

Jedamczik und ihre Kollegen beim NABU beobachten grundsätzlich, dass das Interesse an solchen Selbstversorger-Systemen immer größer wird. „Das begrüßen wir auf alle Fälle, denn auch Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten beschäftigen sich mit diesen Prozessen und man kann dabei eine Menge lernen. Ob diese Systeme aber sinnvoll sind, muss jeder selbst entscheiden“, fügt sie hinzu. „Denn was macht ein Hausbewohner mit selbstgemachtem Dünger, wenn er keinen Garten mit Pflanzen hat? Und wenn er einen hat, ist er eigentlich mit einem Kompost besser dran.“

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