Bazaar
Nationalpark Hohe Tauern: In fünf Tagen um die Welt
Advertisement
Advertisement

Reisen - Europa

Hohe Tauern: In fünf Tagen um die Welt

Wie in Tibet: Jagdhausalm in Osttirol
(Nationalpark Hohe Tauern/Johannes Geyer)

Südsee, Sahara, Antarktis, Kanada, USA, Tibet - was für ein Trip! In Zeiten von Flugscham ist eine Weltreise allerdings ökologisch nicht mehr vertretbar. Wie gut, dass es solche außergewöhnlichen Landschaften auch im wenig bekannten Osttirol zu entdecken gibt - in nur fünf Tagen.

Jagdhausalm: Österreichs älteste Alm in Klein-Tibet

Weder Einreisegenehmigung, lange Zwischenaufenthalte, hohe Reisekosten noch Akklimatisation braucht es für das Tibet im Nationalpark Hohe Tauern: Nach dem Felbertauerntunnel geht es rechts ins Defereggental und am Ende der Straße schlängelt sich links des Flusses ein Wanderweg und rechts ein Radweg hinauf zur Jagdhausalm - vorbei an Blumenwiesen, Zirbenwäldern und grasenden Kühen.

Oberhalb der Baumgrenze auf 2000 Metern Höhe stehen die mit 800 Jahren ältesten Almen Österreichs. Statt aus Holz sind die 17 Häuser aus Stein gebaut und vermitteln zwischen den Grashängen, Felswänden und schneebedeckten Gipfeln eine Optik wie im Hochtal von Tibet. Die Maria-Hilf-Kapelle ersetzt das buddhistische Kloster und wer nicht in der zwischen Ende Juni und Anfang Oktober geöffneten und von Anton und Gabi liebevoll bewirtschafteten Alm hängen bleibt, kann die zweistündige Tour zum Klammjoch fortsetzen und nach Südtirol hinunter blicken.

Der Weg ist das Ziel im Defereggental
(Michaela Strassmair)

Gletscherfluss Isel: Ungezähmt wie der Yukon River

Ursprünglich, ungezähmt und erfrischend: Die Isel ist der letzte Gletscherfluss der Alpen, der ohne Stauung und Ausleitung frei fließen und sich sein Bett dynamisch gestalten darf - wie der berühmte Yukon River in Kanada. Auf 2400 Metern Höhe entspringt die Isel einem Gletscher und stürzt sich spektakulär über die vielen Stufen der Umbalfälle auf 57 Kilometern durchs Virgental hinab bis in Osttirols Landeshauptstadt Lienz.

Ihre Gischt spritzt Wanderern auf den über Schluchten schwebenden Aussichtsplattformen ins Gesicht. Wer mehr von der Kraft des rund zehn Grad kühlen Gletscherflusses spüren will, macht eine Kanu- oder Raftingtour, die in verschiedenen Schwierigkeitsgraden angeboten werden.

Hohe Grube: Südsee-Feeling auf 2700 Metern

Wie für eine Reise in die Südsee auch, braucht es hier etwas Ausdauer. Die so genannte Alpenkönig-Route in der Venedigergruppe kennen die örtlichen Bergführer am besten und wissen genau, wo der alpine Steig hinauf zur Hohen Grube abzweigt. Versteckt auf 2700 Metern Höhe eröffnet sich hier ein südseegleiches Paradies: Mehrere glasklare Seen, die in Türkistönen schillern und deren Ufer mit Sandstränden gesäumt sind. Einen Bikini braucht es eigentlich nicht - zu abgeschieden sind die Bergseen.

Zedlacher Paradies: 600-jährige Baumriesen wie im Sequoia Park

Mit Stammumfängen von mehr als sieben Metern, einem Alter von bis zu 600 Jahren, knorrigen Ästen und bizarrer Wuchsform sehen sie aus wie die Mammutbäume im Sequoia Nationalpark in Kalifornien. Dennoch haben die Lärchen im Zedlacher Paradies im vorderen Virgental wenig gemein mit einem Urwald, da sie das Ergebnis jahrhundertelanger Waldpflege sind. Stets schnitten die Bergbauern die Fichten aus dem Wald, so dass Sonnenlicht bis an den Boden gelangen und Gras wachsen konnte - für ihr Weidevieh.

Wie im Sequoia Nationalpark: uralte Lerchen in Osttirol
(Nationalpark Hohe Tauern/Karl Seidl)

Ein einstündiger Lehrpfad führt durch die Baumriesen und zeigt, wie Spechte und Eulen dort hausen. Wer weiter wandern will, geht hinauf zur Wodenalm oder kehrt im Kräuterwirtshaus Strumerhof ein. Bäuerin Anna kredenzt dort Unkrautsuppe, Gams-Knöderl mit Kamille-Karamell, Lamm in Bergheu, Ringelblume-Gewürztagetis-Parfait und Zirbeneis - zum Panoramablick auf die Berge um Matrei in Osttirol.

Großvenediger: Gletscherlandschaft wie am Südpol

Advertisement

Der Nationalpark Hohe Tauern erstreckt sich über die drei österreichischen Bundesländer Kärnten, Salzburg und Osttirol und zählt zu den größten in Europa. Unter seinen 342 Gletschern und 300 Dreitausendern ragen in Osttirol der höchste und vierthöchste Berg Österreichs heraus - der Großglockner mit seinen 3798 Metern und der 3666 Meter hohe Großvenediger. Der majestätische Eisdom des Großvenedigers und sein riesiges Gletscherplateau lassen ihn aussehen wie eine Gletscherlandschaft am Südpol. Glücklicherweise ist er leichter zu besteigen als jeder Antarktisgipfel, wenngleich gute Kondition, Bergerfahrung und Trittsicherheit Voraussetzungen sind für diese geführte Gletschertour.

Wie in der Anarktis: der Großvenediger mit seinen Gletschern in Osttirol
(Nationalpark Hohe Tauern/AKZTschurtschentaler)

Bleiben Sie immer über aktuelle Wetterwarnungen informiert und laden Sie sich hier die TWC-App herunter.

Ganz normal ist es, sich mit dem Venediger-Taxi zur Johannishütte auf 2121 Meter fahren zu lassen und von dort zum Defreggerhaus auf 2962 Meter aufzusteigen - begleitet von Murmeltieren, die neugierig auf Felsen sitzen und pfeifen. Nach einer Übernachtung geht es um 6 Uhr morgens mit Bergführer und hochalpiner Winterausrüstung los ins ewige Eis. Der Großvenediger gilt als technisch nicht besonders anspruchsvoll, doch gefährlich wegen seiner vielen Gletscherspalten und schnell aufziehendem Nebel.

Die beste Jahreszeit für ein Gipfelerlebnis ist der Frühsommer, wenn die Gletscherspalten noch von Schneebrücken bedeckt sind und der schmale Gipfelgrat noch nicht zu sehr vereist ist. Die Luft ist dünn, der Wind pfeift eisig, doch das Abenteuer, in einer Seilschaft Schritt für Schritt über die riesigen Gletscherflächen zu gehen, ist unvergesslich.

Dürrenfeld: Mondlandschaft wie in der Sahara

Mit zwei Schritten von der Osttiroler Bergwelt am Sudetendeutschen Höhenweg in die Wüste Nordafrikas: Der Aussichtspfad westlich der Kendlspitze führt durch grüne Bergwiesen und liebliches Terrain, doch nach einer Kurve steht der Wanderer ohne Vorwarnung plötzlich in einer kargen Wüstenlandschaft. Bizarre Felsformationen in dunklen Brauntönen lassen die Weglänge von einer Stunde zu einer Expedition in eine staubtrockene Urlandschaft werden - wie in einer Felswüste der Sahara. Hinter der Dürrenfeld Scharte ist die Reise nach Nordafrika dann genauso unvermittelt vorbei und das Einkehrziel, die Sudetendeutsche Hütte auf 2656 Metern, leuchtet aus den Grasrücken heraus. Wer es nicht ganz so anstrengend mag, kann diese spektakuläre Tour mit Ausblicken auf den Großglockner mit der Kalser Bergbahn beginnen und von der Bergstation Adlerlounge auf einer Höhe von 2412 Meter starten.

Wie in der Wüste: Dürrenfeld in Osttirol
(Nationalpark Hohe Tauern/PeterTembler)

Auch interessant:

Wasserfall verwandelt sich in einen spektakulären Feuerfluss

Regenbogen an Berg: Fotograf gelingen spektakuläre Aufnahmen

Advertisement
Hidden Weather Icon Masks
Hidden Weather Icon Symbols