Vom Schnee zur Sommerfrische – Bosniens Berge erfinden sich neu

Schwindender Schnee zwingt die Skigebiete bei Sarajevo zum Umdenken. Statt Wintertourismus setzen sie nun auf Wanderer, Radfahrer und Hitzegeplagte von der Adriaküste – und hoffen so auf eine zweite Saison im Jahr.

05.08.2025, Bosnien-Herzegowina, Umoljani: Eine Schafherde hält den Verkehr auf, als sie die Straße im Dorf auf dem Berg Bjelasnica in der Nähe von Sarajevo überquert. Foto: Armin Durgut/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Coolcation: Bosnien will seine Berge attraktiv für Sommerurlauber machen, die Zuflucht von der Hitze an den Küsten suchen.
(Armin Durgut/AP/dpa )

In den Bergen in der Nähe von Sarajevo, nur eine kurze Autofahrt von der Mittelmeerküste entfernt, haben die Menschen in der Vergangenheit am Skitourismus gut verdient. Allerdings liegen die Orte nicht besonders hoch, und der Schnee fällt immer spärlicher. Dafür entdecken nun Sommertouristen die Region, die Zuflucht vor der Hitze an den Küsten suchen.

Trotz der notorisch mangelhaften Datenerfassung in Bosnien-Herzegowina zeichnet sich den Tourismusbeauftragten zufolge ein klarer Trend ab. „Früher waren wir auf Schnee angewiesen, aber es lässt sich nicht leugnen, dass Schnee heute wahrscheinlich nur noch in Höhenlagen über 2500 Metern fällt und liegen bleibt, und unsere Berge sind einfach nicht so hoch“, sagte Haris Fazlagic, Präsident des Tourismusverbandes von Sarajevo.

Coolcation: Kühle Bergen sollen Hitzegeplagte anziehen

Haris Fazlagic setzt darauf, dass die Orte in den Bergen durch eine Erweiterung ihres Angebots im Sommer traditionelle Badeurlauber von der Adriaküste Kroatiens und Montenegros locken können - weg von sengenden Temperaturen und hohen Kosten. Die Region ganzjährig attraktiv zu machen, sei von Bedeutung für die Zukunft des Tourismus, davon ist der Verbandspräsident überzeugt. Er räumt jedoch ein, dass es sich um eine langfristige Strategie handele.

Die ersten Schritte sind aber bereits getan. Nach mehreren schneearmen Wintern begannen die Gastgeber auf den Bergen Jahorina und Bjelasnica in der Nähe von Sarajevo im Jahr 2017, ihr Sommerangebot auszuweiten. Diese Berge, auf denen 1984 die Olympischen Winterspiele stattfanden, sind 1906 Meter und 2067 Meter hoch und damit nicht schneesicher. Die Skilifte sind nun ganzjährig in Betrieb, außerdem wurden neue Wanderwege und Strecken für Radfahrer und Quads angelegt.

Hitze bei 30 Grad ist hier erträglicher

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„Das Wetter hier ist fantastisch – es ist überhaupt nicht heiß“, sagt Dusko Kurtovic, ein Besucher aus der bosnischen Stadt Doboj, während seines Kurzurlaubs in der Region Jahorina in der vergangenen Woche.

Wie andere Gäste, die die Waldwege erkunden und mit den Skiliften rund um Sarajevo fahren, war Kurtovic bei seinem Spaziergang in leichter Sommerkleidung unterwegs. Die Temperaturen liegen in der Region in den heißen Monaten normalerweise zwischen 24 und 30 Grad. Das empfinden viele Menschen als deutlich angenehmer als die Hitze in den Küstenregionen Mittel- und Osteuropas, wo in den vergangenen Jahren zunehmend häufiger und über längere Zeiträume Hitzewellen mit Tagestemperaturen von 40 Grad Celsius herrschten.

Mit dem Erfolg kommen auch Probleme

Vasilije Knezevic, der Quadtouren zu den höchsten Gipfeln von Jahorina leitet, erzählt, dass die Skisaison aufgrund des Schneemangels zwar düster gewesen sei, der Sommer aber bisher fantastisch laufe. Doch auch wenn das Geschäft in den Bergen von Sarajevo wächst, ist die Region nach wie vor weit weniger profitabel als die Küstenorte im benachbarten Kroatien, wo der Tourismus bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes ausmacht.

Doch mit dem Erfolg kommen auch Probleme. Nur fünf Autostunden von Sarajevo entfernt hat die Stadt Dubrovnik mit einem Touristenansturm zu kämpfen. Im Gegensatz zu ihren bosnischen Kollegen, die versuchen, die Besucherzahlen zu steigern, konzentrieren sich die Tourismusbehörden von Dubrovnik darauf, die Menschenmassen einzudämmen. Dazu wird die Zahl der Touristen von Kreuzfahrtschiffen in der Stadt auf 4.000 pro Tag begrenzt und durch die Altstadt darf nur fahren, wer eine Genehmigung hat.

Trotz dieser Einschränkungen und der extremen Sommerhitze zählte Dubrovnik in den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 fast zwei Millionen Übernachtungen, fast doppelt so viele wie die Region Sarajevo. Dabei verfolgen Bosnien-Herzegowina und Kroatien das gleiche Ziel, wie Aida Hodzic vom Tourismusverband Dubrovnik erklärt: die Saison zu verlängern und zu ganzjährigen Reisedestinationen zu werden.

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