Goldenes Dreieck wird zum Schattenreich Chinas | Weather.com
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Das neue Goldene Dreieck – vom Opium zur Schatten-Enklave

Von Opium zum Glücksspiel: Im Goldenen Dreieck wächst heute ein chinesisches Kasino-Imperium – nur wenige Westler haben es je betreten. Zu Besuch in einem surrealen Schattenreich direkt am Mekong.

ARCHIV - 16.10.2025, Thailand, Sop Ruak: Die Aussichtpunkte über das Goldene Dreieck auf thailändischer Seite, wo die Flüsse Mekong und Ruak zusammenfließen, sind ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. (zu dpa: «Das neue Goldene Dreieck – vom Opium zur Schatten-Enklave») Foto: Carola Frentzen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Aussichtpunkte über das Goldene Dreieck auf thailändischer Seite, wo die Flüsse Mekong und Ruak zusammenfließen, sind ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen
(Carola Frentzen/dpa)

Was war das Goldene Dreieck früher – und was ist es heute?

Das Goldene Dreieck war jahrzehntelang Inbegriff des internationalen Drogenhandels. In der Grenzregion zwischen Thailand, Laos und Myanmar dominierten Schlafmohnfelder, Opiumlabore und Schmuggelrouten durch den Dschungel. Heroin floss in Strömen, viele Dörfer lebten vom illegalen Handel.

Heute hat sich das Bild gewandelt – zumindest vordergründig: Statt Opiumfeldern dominieren nun chinesisch finanzierte Kasinos, spiegelnde Glasfassaden und betonierte Schneisen den laotischen Teil des Dreiecks. Was geblieben ist, sind Machtstrukturen, Schattenwirtschaft und das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt.

Was erwartet Reisende auf der laotischen Seite des Mekong?

Der Motor eines Schnellboots heult auf – dann geht es über die braunen Wellen des Mekong, von Thailand hinüber nach Laos. Nur wenige Minuten dauert die Überfahrt, doch sie führt in eine Welt, die kaum jemand kennt: die Golden Triangle Special Economic Zone, ein surrealer Ort aus Marmor, Neonlicht und Stille.

Am Ufer stehen goldene Pagodendächer, gesäumt von Drachenfiguren und Laternen in Lotusform. Sängerinnen in traditionellen Gewändern begrüßen Besucher, daneben stehen Männer mit Sonnenbrillen. Doch kein einziger Grenzbeamter verlangt einen Pass. Stattdessen wartet ein riesiges Golfcart zur Stadtrundfahrt durch eine merkwürdig stille Stadt.

Wem gehört diese Stadt im Dschungel?

Hinter dem Projekt steht der chinesische Unternehmer Zhao Wei. Seit den frühen 2000er-Jahren investiert er in diese Sonderwirtschaftszone, die für 99 Jahre von der Regierung in Laos verpachtet wurde. Auf dem 3.000 Hektar großen Gelände entstanden Kasinos, Hotelpaläste, Luxusresorts und breite Straßen – aber kaum Alltagsleben.

Zhao Wei steht seit 2018 auf der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums. Ihm werden Drogenhandel, Geldwäsche, Menschenhandel, Bestechung und illegaler Wildtierhandel vorgeworfen. Er selbst weist die Anschuldigungen als „haltlos“ zurück. Was hinter den Fassaden tatsächlich passiert, bleibt im Verborgenen – doch Hinweise gibt es viele.

Was passiert im Inneren des Kings Romans Casinos?

Im Zentrum der Zone steht das Kings Romans Casino – ein prunkvoller Prachtbau mit riesigen Kuppeln und Säulen. Abends flackern Neonlichter über die Fassade, werfen farbige Muster in Richtung Thailand und Myanmar. Die International Crisis Group schreibt: „Millionen Dollar werden hier ganz offen in bar gegen Chips getauscht – ein klarer Fall von Geldwäsche.“

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Gespielt wird in chinesischen Yuan, Kameras sind verboten, die Uhren laufen nach Pekinger Zeit. Davor parken Rolls-Royce, Kräne errichten neue Hochhäuser. Und drinnen? Nur wenige wissen es genau. Ein Kellner auf der thailändischen Seite winkt ab, als Touristen ihn fragen, ob er schon mal dort war: „Zu gefährlich“, sagt er – mehr nicht.

Wie hat sich das Goldene Dreieck seit den 1970er-Jahren verändert?

In den 1960er- und 1970er-Jahren floss ein Großteil des weltweiten Heroins aus dem Goldenen Dreieck nach Bangkok, Hongkong und weiter in den Westen. Erst das Royal Project, eine Initiative des thailändischen Königs Bhumibol, brachte ab Mitte der 1970er einen Wandel: Statt Mohn wurden Tee, Kaffee, Erdbeeren oder Blumen angebaut. Straßen, Schulen und Gesundheitsstationen entstanden.

Die Opiumproduktion ging stark zurück: Noch 1983/84 wurden über 8.700 Hektar illegal bebaut. 2024/25 waren es laut Thailands Drogenkontrollbehörde nur noch 13,3 Hektar.

Was erzählen Museen über die Opium-Vergangenheit?

In Sop Ruak, einem kleinen Ort flussaufwärts, erinnern zwei Museen an diese Ära. Das „House of Opium“ ist ein chaotisches Kuriositätenkabinett mit alten Pfeifen, Waagen und Fotos. Die modernere „Hall of Opium“ zeigt die globale Dimension – vom britisch-chinesischen Opiumkrieg bis zu den heutigen Meth-Routen über den Mekong.

Diese Orte stehen für Aufarbeitung – im Gegensatz zur glitzernden Schattenwelt auf der anderen Uferseite.

Welche Rolle spielt China in der Sonderwirtschaftszone?

Die Sonderwirtschaftszone auf der laotischen Seite des Dreiecks ist für viele Beobachter ein strategisches Projekt: eine wirtschaftlich kontrollierte Enklave mit chinesischer Währung, chinesischer Zeit und weitgehend chinesischem Personal. Die laotische Regierung profitiert von Pachtgebühren, hält sich aber zurück.

Die Zone ist kaum kontrollierbar – ideal für graue Geschäfte.

Was sieht man vom Aussichtspunkt über dem Dreieck?

Von der Anhöhe bei Sop Ruak lässt sich das ganze Szenario überblicken: Links die friedlichen Dörfer auf thailändischer Seite, Mönche, die Almosen sammeln, spielende Kinder, goldene Tempelkuppeln. Rechts, auf der laotischen Seite, dunkle Glastürme, Baustellen, Kasinos. Wo früher Schlafmohn war, stehen heute Luxusresorts – doch die Spielregeln sind dieselben: Geld, Kontrolle, Einfluss. Ein Reiseleiter sagt zum Abschied: „Früher war das Opium unsere größte Bedrohung. Heute ist es China.“

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