Schlitten, Rodel oder Bob? Hier beraten Olympische Medaillengewinner | Weather.com
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Schlitten, Rodel oder Bob? Hier beraten Olympische Medaillengewinner

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Sobald der erste Schnee fällt, ruft der Berg. Doch mit welchem Sportgerät soll man den Hang heruntergleiten? Die beiden Olympischen Medaillengewinner im Rennrodeln, Alexander Resch und Barbara Niedernhuber, geben Tipps.
(Patrick Seeger/dpa)

Sobald Schnee liegt, ziehen Rodelberge und -bahnen nicht nur Kinder magisch an. Auch viele Erwachsene reizt die Aussicht, auf zwei Kufen und einer Sitzfläche bergab zu gleiten. Doch so simpel ein Rodel auch aussehen mag – es gibt unterschiedliche Bauarten. Welches Gerät ist also das richtige für welchen Zweck? Und worauf sollte man beim Kauf achten? Wir haben zwei Olympische Medaillengewinner im Rennrodeln nach ihren Tipps gefragt.

Klassischer Schlitten oder Rodel?

Generell unterscheidet man zwischen dem klassischen Schlitten – der ursprünglich ein Arbeitsgerät für den Transport von Holz oder Heu war – und dem Rodel, der sich als Freizeitgerät erst deutlich später entwickelt hat und eher sportlich ausgelegt ist. Auf einem klassischen Schlitten sitzt man höher und aufrechter als auf einem Rodel, der im Gegensatz dazu tiefer, breiter und schneller ist und sich leichter steuern lässt.

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Bevor es ins Rodelfachgeschäft geht, sollte man sich also die Frage stellen, wie und wo man fahren möchte, rät der ehemalige Rennrodler Alexander Resch, Goldmedaillengewinner im Doppelsitzer bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City. "Wer einfach nur ein bisschen Spaß auf dem Hügel hinterm Haus haben will, für den ist ein klassischer Schlitten die richtige Wahl", empfiehlt der Referent für Leistungssport beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland e.V. (BSD) in Bischofswiesen. "Will man dagegen sportlich fahren, kommt eher ein Rodel in Frage." Eine dritte Kategorie bilden Bobs – sie sind meist aus Kunststoff und haben zum Teil Lenkvorrichtungen oder sogar Bremsen.

Der Gemütliche

Stellt man sich einen Schlitten vor, erscheint vor dem inneren Auge wahrscheinlich als erstes ein sogenannter Davoser Schlitten oder ein Hörnerschlitten. Beide Varianten bestehen aus einem charakteristisch geformten Holzgestell, das zwei mit Metall beschlagene und vorne nach oben gebogene Kufen fest miteinander verbindet. Dazwischen bilden einige Holzlatten oder eine Stoffbahn die Sitzfläche.

Im Gegensatz zur flachen Davoser Variante sind die Kufen beim Hörnerschlitten vorne deutlich über die Sitzfläche hinaus nach oben aufgebogen. "Der originäre Schlitten ist der Allrounder unter den Rodelgeräten", sagt BSD-Experte Alexander Resch. "Er macht Spaß und ist vielseitig." So eignet er sich bestens für gemütliche Ausfahrten mit der Familie, bei denen sich die Kinder warm eingepackt auf dem Schlitten durch den Schnee ziehen lassen. Auch wenn die Klassiker am Hang nicht die schnellsten Schlitten sind und sich nur relativ umständlich durch das Aufsetzen der Füße auf den Schnee lenken lassen: Aufregende Abfahrten vom Rodelberg sind für Groß und Klein trotzdem drin – bei Kindern je nach Alter natürlich unter Aufsicht.

Besonders für die Kleinsten ist der Vorteil beim Hörnerschlitten, dass die vorne hoch aufgeschwungenen Kufen auch als feste Griffe dienen, sagt die ehemalige Rennrodlerin Barbara Niedernhuber, die bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano und 2002 in Salt Lake City jeweils eine Silbermedaille im Einsitzer holte. "An diesem Aufbug kann man sich festhalten – so schiebt es einen nicht gleich vornüber, wenn man bei weniger Schnee mal stecken bleibt", erklärt die sportliche Leiterin der Bundespolizeisportschule Bad Endorf.

Der Sportliche

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Ebenfalls aus Holz, doch deutlich niedriger und breiter ist der klassische Rodel, der für einen sportlicheren Fahrstil ausgelegt ist. Dank seines tiefen Schwerpunktes, der schräg gestellten Kufen, die nur mit einer Kante auf dem Schnee aufliegen, und des gelagert konstruierten Rahmens ist der Rodel sehr wendig. Allein durch die Verlagerung des Körpergewichts lässt er sich lenken.

"Der klassische Rodel ist gut geeignet für den sportambitionierten Fahrer, der auch einmal auf eigens dafür präparierten Pisten mit Auslaufzonen und ohne Hindernisse unterwegs ist", so Alexander Resch. "Je weiter man den Oberkörper auf einem solchen Rennschlitten nach hinten lehnt, desto schneller wird man", fügt Barbara Niedernhuber hinzu. "Allerdings ist er dadurch auch deutlich anstrengender zu fahren", schränkt die Rennrodlerin ein.

Der Tiefschnee-Raser

Bei lockerer Schneedecke kommen die Bobs zum Zuge: Je breiter die Auflagefläche, desto mehr Auftrieb bieten die schnittigen Renner, die meist aus Hartkunststoff gefertigt sind und je nach Modell auch über Lenker oder Bremsen verfügen. Mit Schlitten oder Rodel sackt man mit den schmalen Kufen auf weichem Untergrund recht schnell ein. "Mit dem Bob ist man dagegen bei Pulverschnee der Chef", sagt Rodel-Expertin Niedernhuber. Eine bekannte Bob-Variante ist der Zipfl- oder Minibob. Er besteht aus einer Sitzfläche und einem Haltegriff, der zwischen die Beine geklemmt wird und als Steuer- und Bremshebel dient. "Der Zipflbob ist ein reiner Spaßbob", sagt BSD-Referent Alexander Resch. "Er ist leicht zu transportieren und bringt am Berg eine Riesengaudi."

Auch auf festem Grund können Bobs hohe Geschwindigkeiten erreichen. "Man sollte also nicht zu übermütig werden", warnt Resch. Was einerseits für guten Auftrieb sorgt, kann jedoch anderswo wie eine Bremse wirken: Bobs verfügen aufgrund der großen Auflage über wesentlich schlechtere Gleiteigenschaften als Schlitten und Rodel mit ihren schmalen Kurven. Wird die Strecke zwischendurch flach, bleibt der moderne Plastik-Renner unter Umständen einfach stehen, wo der Klassiker noch lange weitergleitet. "Auch hier zeigt sich: Man sollte immer schon vorher genau wissen, auf was für einer Art von Strecke man rodeln will", empfiehlt Niedernhuber.

Qualität bringt Sicherheit

Schlitten sind unter Umständen hohen Belastungen ausgesetzt. Beim Kauf eines Rodelgeräts sollte man deshalb auf hochwertige Teile und eine solide Bauweise achten. Die Siegel von Prüfunternehmen wie TÜV oder GS versprechen, dass die Produkte gewisse Materialstandards erfüllen. Namhafte Markenhersteller bürgen ebenfalls für eine hohe Qualität. Verzichten sollte man nach Einschätzung von Alexander Resch auf das Rodeln mit billigen Plastikschalen oder Luftreifen: "Diese Geräte finde ich persönlich gefährlich, weil man sich leicht drehen kann und schnell die Kontrolle verliert."

P​assend zum Thema:

Nachtrodeln: Die besten Schlittentouren unterm Sternenhimmel

(Anm.d.Red.: Der Artikel wurde erstmals im Oktober 2016 veröffentlicht)

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