"Es ist so traurig": Iberische Halbinsel kämpft mit extremer Trockenheit | The Weather Channel
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Wetter im Ausland

"Es ist so traurig": Iberische Halbinsel kämpft mit extremer Trockenheit

Spanien, Aceredo: Teile des alten Dorfes Aceredo. Dächer, die aus dem Wasser ragen, sind jeden Sommer ein alltägliches Bild am Lindoso-Stausee. In besonders trockenen Jahren tauchen Teile des alten Dorfes Aceredo auf, das vor drei Jahrzehnten überflutet wurde, als ein Wasserkraftwerk das Tal überschwemmte. Aber noch nie zuvor war das Skelett des Dorfes in seiner Gesamtheit aufgetaucht, und das mitten in der normalerweise nassen Wintersaison.
Teile des alten Dorfes Aceredo. Dächer, die aus dem Wasser ragen, sind jeden Sommer ein alltägliches Bild am Lindoso-Stausee. In besonders trockenen Jahren tauchen Teile des alten Dorfes Aceredo auf, das vor drei Jahrzehnten überflutet wurde, als ein Wasserkraftwerk das Tal überschwemmte.
(dpa/AP)

Niemals zuvor war das ganze Skelett von Aceredo mitten im Winter so sichtbar. Alle Häuser des verlassenen Dorfes im Nordwesten Spaniens tauchten diesmal in der eigentlich nassen Jahreszeit auf, statt wie sonst unter der Wasseroberfläche des Stausees von Lindoso zu schlummern und nur im Sommer mit ihren Dächern in die Luft zu stechen.

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Vor drei Jahrzehnten wurde das Tal, in dem Aceredo lag, überflutet, weil dort ein Staudamm zur Stromgewinnung errichtet worden war. Für die Anwohner war das nie einfach, aber die Sicht auf das, was einmal ihr Dorf war, weckt in diesem Winter noch einmal heftigere Emotionen. "Der ganze Ort war voller Weingärten, Orangenbäumen. Es war alles grün. Es war schön", erinnert sich José Luis Penín. Nach dem Angeln ließ er frühen den Tag mit Freunden gerne in der Kneipe ausklingen. Und jetzt? "Sehen Sie sich das an", sagt der 72-Jährige und zeigt auf den mit Rissen übersäten gelben Boden am Speichersee. "Es ist so traurig."

Landwirtschaft könnte Notfallhilfen brauchen

Traurig und bedrückend ist die Lage für die Landwirtschaft um Aceredo und weit darüber hinaus. In diesem Winter verzeichnete die iberische Halbinsel Minusrekorde beim Regen. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres wurden in Spanien nur 35 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge der Vergleichsmonate von 1981 bis 2010 gemessen. Und seit dem Jahreswechsel blieb der Regen fast ganz aus.

Während Trockenheitsperioden seit jeher bekannt sind, so hat doch der Klimawandel nach Ansicht von Experten das Problem zuletzt deutlich verstärkt. In diesem Jahr ist es extrem. Seit der Jahrtausendwende wurde laut dem spanischen Wetterdienst AEMET bislang nur einmal, nämlich 2005, ein Januar mit kaum Niederschlag verzeichnet. Und wenn jetzt nicht innerhalb der kommenden zwei Wochen der Regen einsetzt, sind den Behörden zufolge Notfallhilfen für die Landwirtschaft fällig.

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"Die Getreideernten für dieses Jahr sind verloren"

Wetterdienstsprecher Rubén del Campo macht wenig Hoffnung auf baldige Erholung. Der unterdurchschnittliche Niederschlag wie in den vergangenen sechs Monaten werde sich vermutlich auch noch über die kommenden Wochen erstrecken, sagt er.

12.02.2022, Spanien, Aceredo: Eine trockene Wurzeln ist auf einem Stück ausgetrockener Erde in dem alten Dorf Aceredo zu sehen. Dächer, die aus dem Wasser ragen, sind jeden Sommer ein alltägliches Bild am Lindoso-Stausee. In besonders trockenen Jahren tauchen Teile des alten Dorfes Aceredo auf, das vor drei Jahrzehnten überflutet wurde, als ein Wasserkraftwerk das Tal überschwemmte. Aber noch nie zuvor war das Skelett des Dorfes in seiner Gesamtheit aufgetaucht, und das mitten in der normalerweise nassen Wintersaison. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine trockene Wurzeln ist auf einem Stück ausgetrockener Erde in dem alten Dorf Aceredo zu sehen.
(dpa/AP)

Vor allem im Süden Spaniens fürchten die Landwirte um ihr Einkommen. "Die letzten zwei, drei Jahre waren trocken, mit einer Tendenz zu immer weniger Regen", sagt Andrés Góngora aus der Region Almería. Für seine Tomaten nutzt der 46-Jährige derzeit noch Wasser aus einer Entsalzungsanlage, geht aber davon aus, dass auch das rationiert wird. Dennoch geht es ihm aktuell besser als den Getreidebauern in der Gegend, die sich vor allem auf Viehfutter spezialisiert haben. "Die Getreideernten für dieses Jahr sind verloren", sagt Góngora.

Auch Portugal leidet unter Trockenheit

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Ohne starken Regen in den kommenden Wochen könnte der von Niederschlägen abhängige Anbau - darunter Getreide, Oliven, Nüsse und Wein – nach Prognosen des Verbands der Landwirtschafts- und Viehzuchtorganisationen (COAG) 60 bis 80 Prozent der Ernte einbüßen. Aber auch der Bewässerungslandwirtschaft gilt die Sorge angesichts der sinkenden Pegelstände in den Wasserreservoirs. Die Hälfte der spanischen Landwirtschaftsbetriebe seien in diesem Jahr von Dürre bedroht, warnt COAG.

Ein ähnliches Bild ergibt sich in Portugal. Dort wurde von Oktober bis Januar weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags für diesen Viermonatszeitraum gemessen. Ende Januar meldete der portugiesische Wetterdienst schwere oder extreme Trockenheit für fast die Hälfte des Landes.

Wissenschaftler erwarten Rückgang der jährlichen Niederschläge

Selbst im Norden ist es trocken, es kam dort sogar zu Buschbränden in diesem Winter. Und im Süden singen die Grillen in der Nacht, Stechmücken fliegen. Vor Monatsende ist dem Wetterdienst zufolge keine Änderung in Sicht.

Doch auch für die Zukunft sieht es nicht rosig aus: Wissenschaftler rechnen mit einem Rückgang der jährlichen Niederschläge in Portugal um 20 bis 40 Prozent bis zum Ende des Jahrhunderts. Bereits in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten habe die Häufigkeit von Trockenheitsperioden zugenommen, sagt IPMA-Klimaexpertin Vanda Pires – im Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Zum Thema:

Portugal leidet unter Dürre

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