Überschwemmungen in Österreich, Polen und Tschechien | Weather.com

Hochwasser-Chaos in Österreich, Polen und Tschechien: 2 Tote

15.09.2024, Österreich, Kirchberg A.D. Pielach: Feuerwehrleute hantieren mit einer Leiter an einem Auto, dass an der zu einem reißenden Strom angeschwollenen Pilach steht. Aufgrund der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. (FF KIRCHBERG/PIELACH/apa/dpa)
15.09.2024, Österreich, Kirchberg A.D. Pielach: Feuerwehrleute hantieren mit einer Leiter an einem Auto, dass an der zu einem reißenden Strom angeschwollenen Pilach steht. Aufgrund der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden.
(FF KIRCHBERG/PIELACH/apa/dpa)

Während es in Deutschland bislang nur kleinere Überschwemmungen gibt, hat sich die Hochwasser-Lage in mehreren Nachbarländern bereits zugespitzt. In Polen starb ein Mensch infolge des Hochwassers. Regierungschef Donald Tusk nannte die Nacht zum Sonntag eine "dramatische Herausforderung". Dort lief am Abend ein Staudamm über.

Auch in Österreich kam ein Mensch ums Leben: Ein Feuerwehrmann starb wohl bei einem Pumpeneinsatz in einem Keller. Das teilte der Krisenstab Niederösterreich mit. In der Alpenrepublik droht außerdem ein Stausee überzulaufen. Dutzende Orte wurden zu Katastrophengebieten erklärt. Auch Tschechien ist von der Hochwasserlage betroffen. In Rumänien kamen mindestens vier Menschen ums Leben.

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D​ie Lage in Polen

Im Südwesten Polens brach am Sonntag ein Staudamm . Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka herunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße, teilte das Meteorologische Institut auf X mit.

Es sei eine ernste Bedrohung für die Orte entlang dieser Flüsse, hieß es. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes seien im Einsatz.

An mehreren Orten in Polen sei bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997, sagte Tusk. Er appellierte angesichts steigender Pegelstände vieler Flüsse im Südwesten von Polen an die Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

14.09.2024, Polen, Swierzawa (Schönau an der Katzbach): Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt den hohen Wasserstand des Flusses Kaczawa (Katzbach) nach starken Regenfällen. In Polen laufen die Schutzmaßnahmen vor weiteren Überschwemmungen auf Hochtouren. (Tomasz Golla/PAP/dpa)
14.09.2024, Polen, Swierzawa (Schönau an der Katzbach): Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt den hohen Wasserstand des Flusses Kaczawa (Katzbach) nach starken Regenfällen. In Polen laufen die Schutzmaßnahmen vor weiteren Überschwemmungen auf Hochtouren.
(Tomasz Golla/PAP/dpa)

Im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien war die Situation an einem Staudamm kritisch. "Der Damm in Miedzygorze läuft über. Obwohl Wasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht! Der Wasserzulauf ist riesig", schrieb die niederschlesische Gemeinde Bystryca Klodzka auf X. Bewohner tiefer gelegener Dörfer wurden laut Wasserwirtschaftsbehörde evakuiert.

D​ie Lage in Tschechien

Wegen drohender Überschwemmungen wurden auch die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.

15.09.2024, Tschechien: Straßen und Wegen in Südmähren sind nach anhaltenden Regenfälle an vielen Stellen durch angeschwollenen Bäche und Flüssen unpassierbar. (Šálek Václav/CTK/dpa)
15.09.2024, Tschechien: Straßen und Wegen in Südmähren sind nach anhaltenden Regenfälle an vielen Stellen durch angeschwollenen Bäche und Flüssen unpassierbar.
(Šálek Václav/CTK/dpa)

Die Lage in Österreich

In Österreich ist die Lage besonders in der Region Waldviertel in Niederösterreich nördlich von Wien angespannt. Dort führte der Kamp, ein Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser. Der stellvertretende Landeshauptmann von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, sprach von der "Größenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses". Gemeint ist, dass solche Zustände im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre einmal vorkommen.

Prekär ist die Lage vor allem im Gebiet der Flüsse Kamp und Krems, die in die Donau fließen. Der Energieversorger EVN rechnet damit, dass der schon fast randvoll gefüllte Stausee Ottenstein am Kamp im Laufe des Sonntages überläuft. Das würde den Unterlauf des Flusses noch einmal deutlich anschwellen lassen. 42 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt – am frühen Abend waren es noch 24.

Thaya überschreitet 100-jährliches Hochwasser

An der Donau in Österreich wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal vorkommt. Der Höhepunkt der Pegelstände dürfte in der Nacht zu Montag erreicht werden.

Am Fluss Thaya im Bezirk Waidhofen rund 70 Kilometer nördlich der Donau wurde nach offiziellen Angaben ein 100-jährliches Hochwasser überschritten. Das heißt, die Pegel waren höher, als es statistisch bei Hochwasser einmal alle 100 Jahre zu erwarten ist.

15.09.2024, Österreich, Waidhofen An Der Thaya: Das Wasser der angeschwollenen Thaya steht bis dicht unter der Oberkante des Hochwasserschutzes. Aufgrund der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh, 15. September 2024, ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. (BFK WT/ST. MAYER/APA/dpa)
15.09.2024, Österreich, Waidhofen An Der Thaya: Das Wasser der angeschwollenen Thaya steht bis dicht unter der Oberkante des Hochwasserschutzes. Aufgrund der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh, 15. September 2024, ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden.
(BFK WT/ST. MAYER/APA/dpa)

B​ahnverkehr eingeschränkt

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In einigen Gemeinden in Niederösterreich nördlich von Wien musste die Feuerwehr in der Nacht eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern retten. Eine Person geriet mit ihrem Auto in die Wassermassen der über die Ufer getretenen Pielach westlich von Wien und musste gerettet werden. Die Feuerwehr ist teils mit Schlauchbooten unterwegs.

Menschen in flussnahen Straßen wurden in mehreren Gemeinden aufgefordert, ihr Häuser zu verlassen. In Wien wurde der Betrieb auf zwei U-Bahn-Linien vorsichtshalber teilweise eingestellt. Die österreichischen Bahnen ÖBB stellten den Zugverkehr an einer rund 25 Kilometer langen Strecke ein, die etwa fünf Kilometer südlich entlang der Donau führt.

D​ie Lage in Deutschland

In Deutschland gibt es nach Unwettern mit starken Regenfällen im Südosten Bayerns kleinere Überschwemmungen. Durch den anhaltenden Dauerregen sind in Bayern einzelne Straßen überschwemmt worden und vereinzelt auch Keller vollgelaufen. Aktuell sind besonders Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz betroffen, wie es der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Unter anderem gebe es an Donau und Isar erhöhte Pegelstände und Hochwasser.

Die Polizei in Niederbayern berichtete, dass sich das Unwettergeschehen aber weitestgehend im Rahmen hielt. In der Nacht gab es demnach nur wenige Einsätze wegen umgestürzten Bäumen und Überflutungen von Straßen. In Passau gibt es laut Sprecher "übliche" Sperrungen in der Altstadt.

R​egen in Sachsen und Bayern erwartet

Einem Polizeisprecher zufolge trafen die Unwetter in Oberbayern besonders Garching (Landkreis München). Für den Landkreis Erding sprach das Wasserwirtschaftsamt München eine Hochwasserwarnung aus. Aber auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind die Pegelstände höher als erwartet, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern schreibt.

In der Oberpfalz soll laut dem Hochwassernachrichtendienst Bayern der Landkreis Cham am stärksten von den Unwettern betroffen sein. Einem Polizeisprecher zufolge halten sich die Folgen des Dauerregens aber in Grenzen.

Zu den Aussichten teilten die Meteorologen mit: "Ab Sonntagmittag in Sachsen sowie in Teilen Bayerns von Osten erneut aufkommende länger anhaltende Regenfälle." In Ostsachsen werden zwischen Sonntag- und Montagmittag Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet.

Dort und in Brandenburg könnten nach Behördenangaben auch die Regenfälle in Tschechien und Polen zu Hochwasser führen. "Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden", sagte etwa eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums.

Brückentrümmer an der Elbe entfernt

Der aktuelle Pegelstand der Elbe in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden hat gemäß den Erwartungen des Landeshochwasserzentrums am Morgen die 4-Meter-Marke überschritten. Diese liegt etwa 2 Meter über dem Normalstand. Damit ist die Alarmstufe 1 erreicht. Es seien laut Klahre aktuell jedoch keine weiteren Maßnahmen geplant, man beobachte vorerst die Entwicklung der Lage.

15.09.2024, Sachsen, Dresden: Ein Eingang zur Festung Dresden unter der Brühlschen Terrasse am Terrassenufer wird zum Schutz vor Hochwasser mit Sandsäcken verbaut. (Robert Michael/dpa)
15.09.2024, Sachsen, Dresden: Ein Eingang zur Festung Dresden unter der Brühlschen Terrasse am Terrassenufer wird zum Schutz vor Hochwasser mit Sandsäcken verbaut.
(Robert Michael/dpa)

In der kommenden Woche könnte dann sogar die höchste Alarmstufe 4 gelten. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die sieben Meter überschritten werden könnten.

Unter Hochdruck wurden deshalb die Trümmer der teilweise eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden beiseite geräumt. Am Samstagabend wurden die ersten großen Abrissarbeiten am Teil der Brücke am Ufer zur Neustadt beendet. Die Stadt wollte so verhindern, dass sich Wasser an den Trümmerteilen staut und so zusätzlich für Überschwemmungen sorgt.

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