Hurrikane in Florida: Die Demografischen Folgen | Weather.com
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Gehen oder bleiben? Demografische Folgen der Hurrikane in Florida

HANDOUT - 26.09.2024, ---: Dieses von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zur Verfügung gestellte Bild des GOES-16 GeoColor-Satelliten zeigt den Hurrikan «Helene» im Golf von Mexiko, der sich auf Florida zubewegt. (zu dpa: «Analyse: Hurrikan «Helene» schlimmer durch Klimawandel») Foto: Uncredited/National Oceanic and Atmospheric Administration/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
September 2024: Dieses von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zur Verfügung gestellte Bild des GOES-16 GeoColor-Satelliten zeigt den Hurrikan Helene im Golf von Mexiko (Archivbild)
(Uncredited/National Oceanic and Atmospheric Administration/AP/dpa)

Fast wie ein dritter Sturm fegte die Nachricht über Treasure Island: Einen Monat nach Hurrikan Helene kündigte der Bürgermeister an, die Barriereinsel verlassen zu wollen. Der Wirbelsturm hatte Zehntausende Häuser entlang der Golfküste überschwemmt. Nur zwei Wochen später wütete Hurrikan Milton ebenfalls in dem US-Staat.

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Das Haus von Bürgermeister Tyler Payne war überschwemmt worden, es entstand ein Totalschaden, wie er in einer Nachricht an die Inselbewohnerinnen und -bewohner erklärte. Einen Neubau könnten sein Ehemann und er sich nicht leisten. Payne trat auch als Bürgermeister zurück. "Es tut mir im Herzen weh, inmitten unserer Erholung von den Hurrikanen Helene und Milton diese Entscheidung zu treffen", sagte Payne. "Aber es ist die beste Entscheidung für mich und meine Familie." Payne war seit mehr als drei Jahren im Amt und lebte in vierter Generation auf Treasure Island.

Zahl der Verkäufe von Familienhäusern sank

An der gesamten Golfküste von Florida überlegen Anwohnerinnen und Anwohner jetzt ebenfalls, ob sie bleiben oder wegziehen sollen. Können sie sich den Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser leisten? Was wird die Versicherung abdecken? Und Menschen, die nach Florida ziehen wollen, grübeln jetzt, ob es das Risiko wert ist.

Solche existenziellen Fragen über den Reiz des "Sunshine States" kommen nach einer heftigen Hurrikan-Saison regelmäßig auf, wie etwa 2004, als Florida von vier Wirbelstürmen heimgesucht wurde. Wenn die Zuzüge in den Staat eine Antwort bieten, dann haben Hurrikane kaum abschreckend gewirkt. Die Bevölkerung ist in den zwei Jahrzehnten, seit Charley, Frances, Jeanne und Ivan wüteten, um ein Drittel auf 23 Millionen Menschen angewachsen. Allein im vergangenen Jahr kamen mehr als 365.000 hinzu – mehr Zuzüge hatte von allen US-Staaten lediglich Texas.

Gleichzeitig gibt es jedoch Anzeichen, dass sich der hitzige Immobilienmarkt Floridas abgekühlt hat. Die Zahl der Verkäufe von Familienhäusern sank im September im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent. Doch dabei dürften Zinsen, steigende Immobilienpreise und explodierende Versicherungskosten eine größere Rolle gespielt haben als die jüngsten Hurrikane.

Was passiert nach einem Sturm?

Laut Hurrikan-Studien an der Golfküste sind Wegzüge ein relativ kurzfristiges Phänomen. Und wenn Menschen der Region den Rücken kehren, dann bleiben sie trotzdem meist in der Nähe und ziehen etwa von einer Barriereinsel auf das Festland. Ältere Menschen mit mehr finanziellen Ressourcen neigen stärker als andere Bevölkerungsgruppen dazu, in verwüstete Gemeinden zurückzukehren.

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Auf dem Häusermarkt kann es zu einem anfänglichen Angebotsschock kommen, da Hausbesitzer auf Erstattungen der Versicherung warten, um ihre Häuser zu renovieren oder zu verkaufen. Ein weiterer Faktor für das Tempo der Erholung ist beispielsweise, ob in der betroffenen Region ausreichend Bauarbeiter zur Verfügung stehen.

Seit Hurrikan Andrew 1992 schwere Verwüstungen im Süden von Florida anrichtete, gelten dort strengere Bauvorschriften. Daher hielten neuere Häuser den Stürmen besser stand als alte, erklärt Brad O'Connor, Chefvolkswirt bei der Immobilienfirma Florida Realtors.

Kurz- und langfristige Folgen

Beispiele aus der jüngsten Zeit zeigen, welche Folgen Stürme sowohl kurz- als auch langfristig für Gemeinden haben können. Der Bezirk Lee County, in dem die Stadt Fort Myers liegt, etwa gehörte zu den am schnellsten wachsenden Regionen in den USA, als er vor zwei Jahren von Hurrikan Ida heimgesucht wurde. Anschließend verlangsamte sich das Wachstum von 4,4 Prozent auf 1,5 Prozent. Die Zahl der Haushalte ging nach Behördenangaben von etwa 340.000 auf 326.000 zurück. Zugleich wuchs der Anteil an Menschen im Alter zwischen Ende 20 und Anfang 40 sowie – wegen des Zustroms an Bauarbeitern – der Anteil alleinstehender Männer.

Längerfristige Trends zeigten sich in Bay County, wo 2018 Hurrikan Michael tobte. Vier Jahre später war die Bevölkerungszahl wieder auf dem Stand von vorher, nachdem sie im ersten Jahr nach dem Sturm zunächst um fast sechs Prozent gesunken war. Die Bevölkerung wurde seitdem im Schnitt diverser, wohlhabender und älter.

Der Bürgermeister von Treasure Island

In seiner Nachricht an die Wählerinnen und Wähler kündigte Bürgermeister Payne an, dass er der Gemeinschaft auf Treasure Island weiter verbunden bleiben werde. Denn seine Eltern hätten vor, ihr Haus dort wieder aufzubauen. Die Entscheidung, selbst wegzuziehen, sei ihm schwergefallen, betonte Payne: "Ich habe volles Verständnis für die schwierigen Entscheidungen, vor denen so viele unserer Einwohner stehen."

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