Grönland und Island verzeichnen Rekordtemperaturen im Mai | Weather.com

Weltweite Folgen: Grönland und Island verzeichnen Rekordtemperaturen

Normalerweise schmilzt das Eis auf Grönland erst ab Juni. Doch in diesem Jahr geht es deutlich früher los.

Bei den hohen Temperaturen schmilzt der Eisschild auf Grönland schneller als bislang üblich.
(AP Photo/Felipe Dana)

Ungewöhnlich warme Luft hat die Thermometer in Island und Grönland im Mai auf Rekordwerte getrieben. Auf dem isländischen Flughafen Egilsstadir seien am 15. Mai 26,6 Grad Celsius gemessen worden, die höchste Temperatur in einem Mai seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte die Wissenschaftsvereinigung World Weather Attribution am Mittwoch mit. Auch in Grönland seien die Temperaturen im Mai in mindestens zwei Gemeinden auf Rekordwerte gestiegen.

In Island lagen die Temperaturen den Angaben zufolge mehr als 10 Grad über den Durchschnittswerten. Selbst unter den heutigen klimatischen Bedingungen ist das Auftreten einer solch starken Hitzewelle in der Region sehr selten. "Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wäre ein solches Ereignis im Grunde unmöglich", sagte die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College London, eine der Autorinnen des Berichts.

Die Hitze in Grönland wirkt sich weltweit aus

Otto sagte, die Hitze in Grönland wirke sich weltweit aus. Bei den hohen Temperaturen schmilzt der Eisschild auf der größten Insel der Welt schneller als bislang üblich. Dadurch werden den Angaben zufolge enorme Mengen Süßwasser in das Salzwasser der Ozeane abgegeben. Wissenschaftler sagen, dies könne eine der wichtigsten Meeresströmung im Atlantik verlangsamen, die warmes Wasser vom Golf von Mexiko nach Europa und dann in die Arktis zirkulieren lässt. Eine solche Verlangsamung könne das globale Klima und die Wettermuster stören.

Der grönländische Eisschild kann Wissenschaftlern zufolge beeinflussen, wo und wann der Wind weht, wie viel Feuchtigkeit er mit sich führt und ob der Niederschlag als Regen oder Schnee fällt. Normalerweise schmilzt der grönländische Eisschild im Juni, Juli und August. Die Hitzewelle im Mai bedeutet, dass es in diesem Jahr eine längere Schmelzsaison geben wird. Schmelzende Eisschilde und Gletscher tragen auch zum Anstieg des Meeresspiegels bei, der weltweit die Küsten zu überfluten droht und tief liegende Inselstaaten im Pazifik überschwemmt.

Twila Moon vom National Snow and Ice Data Center in den USA sagte, die Wetterveränderungen in Grönland ließen sich auf gut identifizierte Ursachen zurückführen, beispielsweise Länder und Industriebranchen, die die Atmosphäre stark verschmutzen. Auch die Umstellung auf Solar- oder Windenergie und der Umstieg auf Verkehrsmittel, die weniger Schadstoffe ausstoßen, hätten Auswirkungen auf Menschen, die fernab dieser Länder leben, sagte Moon, die nicht an der Studie beteiligt war.

Advertisement