Tsunami-Alarm: So ist die Lage in den einzelnen Ländern | Weather.com

Tsunami-Alarm: So ist die Lage in den einzelnen Ländern

Im Zuge der Tsunami-Warnungen nach dem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka sind viele Länder in Alarmbereitschaft. Ein Überblick.

29.07.2025, Chile, Valparaiso: Ein Schild zeigt die Evakuierungs-Route in Falle eines Tsunamis an, nachdem aufgrund eines Erdbebens vor Russland eine Tsunami-Warnung für die Region Valparaiso und Chile herausgegeben wurde.
( Foto: Cristobal Basaure Araya/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa )

USA bereiten sich auf Tsunamiwellen an der Westküste vor

Noch gibt es keine Schadensmeldungen. Doch auch gefährliche Tsunamis sähen anfangs harmlos aus, warnt ein Experte.

Die US-Behörden warnen nach dem schweren Erdbeben im Fernen Osten Russlands vor Tsunamiwellen an der US-Westküste. Die Wellen könnten in den Staaten Alaska, Oregon, Washington und Kalifornien bis zu 1,50 Meter hoch schlagen, teilten die Behörden am Dienstag (Ortszeit) mit. Der Wetterdienst warnte die Menschen davor, an der Pazifikküste Ausschau nach den Wellen zu halten. "Dies wird KEINE einzelne Welle sein. Versuchen Sie NICHT, an die Küste zu gehen, um Fotos zu machen", schrieb das Wetterdienstbüro in San Francisco auf X.

Das Beben vor der Ostküste der Halbinsel Kamtschatka hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte eine Stärke von 8,8 und war damit das weltweit heftigste seit dem Erdbeben vom März 2011, das die Atomkatastrophe von Fukushima ausgelöst hat. Zahlreiche Staaten am nördlichen Pazifik gaben Tsunamiwarnungen heraus. Das US-Außengebiet Midway, das etwa auf halber Strecke zwischen Japan und Kalifornien im Pazifik liegt, meldete Tsunamiwellen von bis zu 1,80 Metern Höhe.

In Alaska gab es nach Angaben des Tsunami-Warnkoordinators im dortigen Nationalen Tsunamiwarnzentrum, Dave Snider, noch keine Schadensmeldungen. Er warnte jedoch, ein Tsunami könne stunden-, bisweilen sogar tagelang zu spüren sein. "Ein Tsunami ist nicht nur eine Welle", sagte Snider. "Es handelt sich um eine Reihe von starken Wellen über einen langen Zeitraum." Im tiefen Wasser seien Tsunamis so schnell wie ein Düsenflugzeug. "Aber wenn sie sich der Küste nähern, werden sie langsamer und beginnen sich aufzutürmen", sagte Snider. "Und da wird das Problem der Überschwemmung ein wenig wahrscheinlicher."

Tsunamis werden durch Erdbeben, Unterwasser-Vulkanausbrüche und unterseeische Erdrutsche ausgelöst. Nach einem Unterwasserbeben hebt und senkt sich der Meeresboden, wodurch sich auch das Wasser hebt und senkt. Dadurch entstehen Wellen, die sich bei großer Meerestiefe an der Oberfläche nur wenig bemerkbar machen. Je flacher das Meer ist, desto höher türmen sich die Wellen auf und besonders, wenn sie sich auf die Küste zubewegen.

Viele Menschen stellen sich Tsunamis als eine einzige Welle vor. In der Regel handelt es sich jedoch um mehrere Wellen, die wie eine schnell ansteigende Flut an Land schwappen. Manche Tsunamis sind klein und verursachen keine Schäden. Andere können massive Zerstörungen verursachen.

Im Jahr 2004 gab es vor der Küste Indonesiens ein Erdbeben der Stärke 9,1, das Wellen auslöste, die abgelegene Dörfer, Häfen und Touristenorte entlang des Indischen Ozeans in Südost- und Südasien verwüsteten und noch in Ostafrika Schäden anrichteten. Es gab etwa 230.000 Tote. Allein Indonesien meldete mehr als 167.000. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht.

Tsunami-Alarm: Menschen in Indonesien in Sicherheit gebracht

Im Zuge der Tsunami-Warnungen nach dem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben mehrere östliche Provinzen in Indonesien Tsunami-Warnungen ausgegeben. In besonders gefährdeten Küstenregionen wurden vorsorglich Schulen geschlossen und Evakuierungen eingeleitet.

Betroffen war unter anderem die Provinz Nordsulawesi. "Wir sind vorbereitet, und wir sind zuversichtlich, dass wir Todesopfer verhindern können", sagte Adolf Tamengkel, Chef der Katastrophenschutzbehörde der Provinz, bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Auf den abgelegenen Talaud-Inseln wurden Schulen vorübergehend geschlossen. "Wir haben bereits Vorsorgemaßnahmen getroffen, die Schülerinnen und Schüler wurden nach Hause geschickt", erklärte der Leiter der örtlichen Zivilschutzbehörde, Odrik Rompah.

Auch in den Provinzen Gorontalo und Nordmolukken wurden Vorsorgemaßnahmen getroffen. Indonesien sieht bisher zwar nur eine geringe Bedrohung - jedoch warnten die Behörden vor möglichen Verstärkungseffekten, besonders in schmalen Buchten oder Meeresarmen.

Hawaii-Gouverneur: noch drei Stunden bis mögliche Entwarnung

Vor der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka hat die Erde heftig gebebt. Der US-Bundesstaat Hawaii im Pazifik schaut besonders auf die nächsten zwei bis drei Stunden.

Für die unter einer Tsunami-Warnung stehende US-Pazifikinsel Hawaii sind nach Behördenangaben die nächsten zwei bis drei Stunden entscheidend. Gouverneur Josh Green sagte in einer Pressekonferenz, man rechne mit mindestens zwei bis drei Stunden, bevor es eine Entwarnung geben könnte. Bislang habe es keine nennenswerten Auswirkungen gegeben. "Es ist ein Segen, dass wir keine Schäden zu verzeichnen haben", sagte der Gouverneur.

Kamtschatka-Behörden melden Verletzte nach Erdbeben

Nach dem schwersten Erdbeben seit mehr als 70 Jahren vor der Küste der fernöstlichen russischen Halbinsel Kamtschatka gibt es Schäden und Verletzte. Die Behörden mahnen zur Vorsicht.

Bei dem schweren Erdbeben vor der fernöstlichen russischen Halbinsel Kamtschatka sind nach Angaben von Behörden mehrere Menschen verletzt worden. Die Patienten würden in Krankenhäusern die erforderliche Hilfe erhalten, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow in seinem Telegram-Kanal. Eine Zahl der Verletzten nannte er nicht. Der Gouverneur der Region Kamtschatka, Wladimir Solodow, wies die Einrichtung einer Hotline an, bei der sich vom Erdbeben betroffene Bewohner melden konnten.

Solodow veröffentliche in seinem Telegram-Kanal auch ein Video seines Besuchs in einem bei dem Beben teils zerstörten Kindergarten. Dort stürzte die Fassade ein. Die Einrichtung sollte an diesem Freitag nach einer Sanierung wieder öffnen. Es habe keine Verletzten gegeben. Solodow zeigte auch ein Video von Ärzten, die in einem Operationsaal trotz schwerer Erschütterungen ihre Arbeit fortsetzten. "Solcher Mut verdient die höchste Wertschätzung", sagte er. Solodow warnte vor der Gefahr von Nachbeben und mahnte zur Vorsicht.

Die russische Akademie der Wissenschaften hatte zuvor erklärt, dass es sich um das schwerste Beben seit 1952 gehandelt habe - mit einer Stärke von 8,7 vor der Küste der Halbinsel. Das versetzte zahlreiche Länder weltweit von Japan und den Philippinen über Hawaii bis zur US-Westküste und Lateinamerika in Alarmzustand. Es wurde vor teils meterhohen Tsunami-Wellen gewarnt.

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Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens, das nicht in der Nacht deutscher Zeit um kurz vor 1.30 Uhr ereignet hatte, mit 8,8 an. Demnach kam es seither zu Dutzenden Nachbeben.

Tsunami-Warnung für Galápagos und Küsten Lateinamerikas

Von Mexiko im Norden über die Galápagos-Inseln in Ecuador bis nach Chile im Süden gelten auch in vielen Ländern Lateinamerikas Warnungen vor einem möglichen Tsunami.

Nach dem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben auch mehrere Länder Lateinamerikas vor möglichen Tsunami-Wellen gewarnt.

In Mexiko rief das Tsunami-Warnzentrum der Marine die Bevölkerung dazu auf, den Stränden an der Pazifikküste fernzubleiben. Boote und Schiffe sollten nicht auslaufen. Es seien Flutwellen von 30 Zentimetern bis einem Meter Höhe möglich.

Einen ähnlichen Hinweis gaben die Behörden im benachbarten Guatemala heraus. Die Gefahr sei jedoch als niedrig einzuschätzen, teilte das Seismologische Institut des mittelamerikanischen Landes (INSIVUMEH) auf der Plattform X mit.

In Ecuador warnten die Behörden, dass Flutwellen die berühmte Galápagos-Inselgruppe erreichen könnten. Der Archipel, der wegen seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt zum Unesco-Welterbe zählt, liegt rund 1.000 Kilometer vor der Küste des südamerikanischen Landes. Die Menschen sollten Strände und Häfen meiden, der Schiffsverkehr solle eingestellt werden, teilte die Regierung mit.

Für weite Teile der Küsten Perus und des benachbarten Chiles galten ebenfalls Tsunami-Warnungen. Der chilenische Katastrophenschutz teilte mit, es seien Flutwellen von einem bis drei Metern Höhe möglich. In mehreren Küstengebieten würden Evakuierungen vorbereitet, hieß es in Medienberichten. Schulen sollen vielerorts sicherheitshalber geschlossen bleiben.

Japan registriert über einen Meter hohe Flutwelle

Auch in Japan wurden Tsunami-Warnungen ausgegeben. Dort treffen bereits Flutwellen auf die Küste.

Nach dem Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka ist an Japans Pazifikküste inzwischen eine mehr als einen Meter hohe Flutwelle eingetroffen. In einem Hafen der nordöstlichen Präfektur Iwate sei eine 1,30 Meter hohe Welle registriert worden, berichteten lokale Medien. An der Küste anderer Präfekturen wurden Flutwellen von bis zu 80 Zentimetern beobachtet. Die Behörden haben Warnungen vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami ausgegeben. Bei einem Tsunami bauen sich Wellen mitunter in Stufen auf.

Japans nationale meteorologische Behörde rief die Menschen auf, sich in höher gelegene Gebiete oder Evakuierungsgebäude zu begeben. Sie sollten trotz der enormen Sommerhitze dort auch vorerst bleiben. In dem fernöstlichen Inselreich wurde heute in Tamba in der Präfektur Hyogo eine Rekordtemperatur von 41,2 Grad Celsius gemessen, wie die Wetterbehörde weiter mitteilte.

Die Tsunami-Warnung könne noch einen Tag oder sogar länger in Kraft bleiben, hieß es. Nach Aussagen eines Regierungssprechers gab es bislang weder Berichte über Opfer noch über Schäden. Auch in Atomkraftwerken gebe keine Unregelmäßigkeiten. Die Regierung hatte zuvor einen Krisenstab eingerichtet.

USA melden 1,80 Meter hohe Tsunamiwelle im Außengebiet Midway

Auf den Midway-Inseln im Pazifik sind Tsunamiwellen von bis zu 1,80 Metern Höhe gemessen worden. Wie hoch die Wellen auf dem etwa 2.400 Kilometer entfernten Hawaii sein werden, lasse sich noch nicht sagen, erklärte der dortige Gouverneur Josh Green am Dienstag (Ortszeit). Ein Tsunami dieser Größe entspreche etwa einer Brandungswelle von 90 Zentimetern. Die Midway-Inseln liegen etwa in der Mitte zwischen Kalifornien und Japan und sind ein US-Außengebiet.

Green sagte, eine Tsunamiwelle auf Hawaii könne Bäume umstürzen. Autos wegdrücken und Zäune umreißen. Die Menschen sollten deshalb besser nicht an die Küste gehen. "Der Aufprall erfolgt mit großer Geschwindigkeit", sagte Green. "Menschen können bei der Wucht einer solchen Welle leicht ertrinken". Hubschrauber und Hochwasserfahrzeuge seien einsatzbereit, falls Menschen gerettet werden müssen. "Aber bitte bringen Sie sich nicht in Gefahr", mahnte er.

Tsunami-Alarm: Schulen auf Philippinen teilweise geschlossen

Nach dem starken Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka reagieren auch die Philippinen. Kinder in Küstennähe wurden in Sicherheit gebracht.

Nach dem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben die Philippinen teilweise Schulen geschlossen. Kinder, deren Unterricht in Küstennähe stattfand, seien in drei südlichen Provinzen nach Hause geschickt worden, berichtete der Sender GMA unter Berufung auf die Behörden. Die Anweisung betreffe alle Schulen, ob privat oder staatlich, von der Grundschule bis zur Hochschule, hieß es.

Auch Strandresorts und Regierungsbüros in der Nähe von Tsunami-gefährdeten Gebieten wurden vorübergehend geschlossen. In dem südostasiatischen Inselstaat wurden in mehreren Provinzen Wellen von weniger als einem Meter Höhe erwartet, die aber längere Zeit anhalten könnten.

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