"Unser Badestrand ist weg": Inseln melden meterhohe Sandabbrüche | Weather.com
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"Unser Badestrand ist weg": Inseln melden meterhohe Sandabbrüche

31.01.2022, Niedersachsen, Wangerooge: Das Sturmtief «Nadia» hat deutliche Sandverluste auf den Ostfriesischen Inseln verursacht. Auf Wangerooge wurden zehntausende Kubikmeter weggespült. (zu dpa: «Sturmflut nagt an Stränden - Sandabbrüche auf mehreren Inseln») Foto: Peter Kuchenbuch-Hanken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das Sturmtief Nadia hat auf Wangerooge zehntausende Kubikmeter Sand weggespült
(dpa)

Meterhohe Abbruchkanten, zugewehte Strandwege und jede Menge fehlender Sand: Das Sturmtief Nadia hat auf vielen Ostfriesischen Inseln deutliche Spuren hinterlassen und Sandverluste verursacht. „Unser Badestrand ist weg“, sagte etwa Wangerooges Inselbürgermeister Marcel Fangohr am Montag, nachdem sich Sturm und Wellen abgeschwächt hatten. Bis zu 2,50 Meter hohe Abbruchkanten türmen sich auf rund 800 Metern Länge nun seinen Angaben zufolge am Strand der Insel. Noch deutlicher sei der Sandverlust an den Dünen im Nordosten der Nordseeinsel zu sehen - dort gebe sogar bis zu 5 Meter hohe Abbruchkanten, sagte Fangohr.

Eine akute Gefahr für die Inselgemeinde besteht laut dem Bürgermeister aber nicht. „Damit leben wir seit Jahrzehnten“, sagte Fangohr mit Blick auf die Sandverluste. Dennoch sieht Fangohr nun konkreten Handlungsbedarf: Im Sommer müsse der Badestrand neu aufgeschüttet werden und auch vor den Dünen im Nordosten müsse der Sandkörper, der die Dünen schützt, wieder verstärkt werden.

Langeoog ringt um jeden Meter Strand

Auf Langeoog vergrößerte sich nach den Sturmfluten vom Wochenende die Abbruchkante am Strand vor den Randdünen des sogenannten Pirolatals. „Da sind nun nur noch wenige Meter Strand, bis die Randdünen beginnen“, sagte Inselbürgermeisterin Heike Horn. Die Abbruchkante sei mittlerweile zwischen 2,50 und 4,50 Meter hoch. Der Sand vor den Dünen wurde erst 2020 aufgespült. Er dient als Depot, um die Dünen vor Wellen zu schützen und verliert deshalb in Sturmfluten laufend an Breite. Die ersten leichten Sturmfluten des Winters hatten zuvor bereits auf rund 500 Metern Länge jede Menge Sand abgetragen.

Noch schütze ein schmaler Streifen des Sandstrandes die Dünen. Die Insulaner seien deshalb in Sorge. „Wir ringen um jeden Meter Strand, denn er ist unter Schutz“, sagte Horn. Wie auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gab Horn aber auch hier Entwarnung: Eine Gefahr für Langeoog und die lebenswichtige Süßwasserlinse im Inselinneren, die das Trinkwasserreservoir bildet, bestehe aktuell nicht. Die schützende Düne selbst sei etwa rund 70 Meter breit.

Sturm Nadia bringt höchste Wasserstände der Sturmflutsaison hervor

Es habe erwartbare Abbrüche an den Sanddepots gegeben, die die Randdünen der Inseln schützen, fasste ein NLWKN-Sprecher am Montag auf dpa-Anfrage die Lage zusammen. Das genaue Ausmaß sei aber noch nicht bekannt, aktuell liefen dazu Vermessungen, hieß es. Inwieweit neue Strandaufspülungen oder Dünenverstärkungen in diesem Jahr nötig seien, soll nach der Sturmflutsaison geklärt werden. Küstenschützer sehen aber bereits Handlungsbedarf etwa für Norderney und Langeoog.

Norderney. 30 JAN 2022. Sturm Nadia/Malik an der deutschen Nordseeküste. Sturmschäden am Strandbad Weiße Düne auf Norderney. NORDSEE. Ostfriesische Inseln. Copyright: JanisMEYER/Priller&MAUG JMY0K9565X
Auch auf Nordeney hat sich das Meer am Strandbad Weiße Düne einen Teil des Strands zurückgeholt
(Imago)

Das Sturmtief hatte laut der Behörde zu den bislang höchsten Wasserständen in der aktuellen Sturmflutsaison an der niedersächsischen Nordseeküste geführt. Demnach wurden bei Sturmfluten am Samstagabend und am Sonntagmorgen die Grenze zur leichten Sturmflut deutlich überschritten. Zum Teil traten höhere Pegelstände ein als von den NLWKN-Experten prognostiziert.

In Emden etwa wurde am Sonntagmorgen ein Pegelstand von 216 Zentimetern über dem mittleren Tidehochwasser erreicht. Eine leichte Sturmflut wird in Emden nach NLWKN-Maßgaben erreicht, wenn das Wasser über 108 Zentimeter steigt. In Wilhelmshaven wurde ein Pegel von 218 Zentimetern in der Spitze am Sonntagmorgen gemessen - damit wurde fast der Grenzwert zur schweren Sturmflut erreicht (231 Zentimeter).

Weitere Sturmflut kündigt sich an

„Für die Küstenschutzanlagen auf dem Festland stellten die eingetretenen Wasserstände keine größere Herausforderung dar“, teilte der NLWKN mit. Wegen der Sturmflut-Prognosen waren die sechs Sperrwerke des Landesbetriebs im Bereich der Tideelbe am Wochenende vorsorglich geschlossen worden, ebenso das Hunte- und das Ochtumsperrwerk. Das Emssperrwerk blieb dagegen geöffnet.

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Mit Sorge blicken die Insulaner jedoch auf die kommenden Tage, denn es werden weitere Sturmfluten erwartet. In der Nacht zum Mittwoch kündigt sich erneut eine Sturmflut an. Das angekündigte Hochwasser in der Nacht zum Dienstag hat den Feuerwehren im Norden keine größeren Einsätze beschert. Wie ein Sprecher des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Dienstagmorgen sagte, sei der höchste Pegelstand gegen 2 Uhr in Bremen gemessen worden. Dort stieg das Wasser demnach auf 1,75 Meter über dem Mittleren Hochwasser (MHW). An der Nordseeküste sprechen die Behörden ab 1,5 Meter über MHW von einer Sturmflut.

Behörden warnen davor, den Abbruchkanten zu nahe zu kommen

Auch in Hamburg und Wilhelmshaven gab es demnach eine kleine Sturmflut. Auf St. Pauli sei nach Angaben des BSH gegen 3.23 Uhr ein Wasserstand von 1,58 Meter über MHW gemessen worden - in Wilhelmshaven sei um kurz nach Mitternacht der Pegelstand auf 1,57 Meter über MHW gestiegen. Nach Angaben der Polizei wurden ein Parkplatz und die Strandpromenade wurden überschwemmt.

Der NLWKN-Sprecher warnte zudem insbesondere Nordseeurlauber davor, den eindrucksvollen Abbruchkanten auf den Inseln zu nahe gekommen. Es bestehe die Gefahr, dass diese zusammenbrechen, sagte er.

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