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Warum regnet es derzeit so viel? Land unter auf vielen Flächen in Deutschland

03.01.2024, Hessen, Argenstein (landkreis Marburg-Biedenkopf): Hochwasser im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Lahn ist weit über ihre Ufer getreten. Die Hochwasserlage in Hessen ist angespannt. (Aufnahme mit einer Drohne) Foto: Nadine Weigel/Dpa/Nadine Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der endlose Dauerregen lässt in mehreren Bundesländern die Flüsse anschwellen - weite Landstriche stehen unter Wasser
(dpa)

Einsatzkräfte arbeiten bis zur Erschöpfung, Menschen bangen um ihre Häuser - die Hochwasserlage macht nicht nur direkt Betroffenen Angst. Müssen wir uns auf mehr davon einstellen?

Regen, Regen und nochmals Regen. Die Lage in den Hochwassergebieten ist kritisch, aufgeweichte Deiche bereiten den Einsatzkräften Sorgen. Besonders stark betroffen ist Niedersachsen. Ein Überblick über wichtige Fragen und Antworten.

Warum regnet es derzeit so viel?

Verkürzt gesagt liegt das an Tiefdruckgebieten, die vom Nordostatlantik gen Osten ziehen und über dem Meer Feuchtigkeit aufgenommen haben. Die milde Meeresluft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, wodurch es zu höheren Niederschlagsmengen kommt.

Klimaforscher warnen schon lange davor, dass wegen des Klimawandels die Gefahr von Extremwetterereignissen steigt. Durch die Erderwärmung nähmen Extremniederschläge weltweit und auch bei uns zu, schrieb der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf kürzlich auf X, vormals Twitter. Anfang Januar erläuterte er dort, dass Extremniederschläge häufiger würden, weil wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und daher auch abregnen könne. Einer Studie im Fachjournal „Climate and Atmospheric Science“ ist die Zahl der Niederschlagsrekorde stark gestiegen. Im Durchschnitt kann demnach einer von vier rekordhohen Tagesniederschlägen auf den Klimawandel zurückgeführt werden.

Passieren solche Hochwasser in Zukunft öfter?

Als Konsequenz aus dem Hochwasser fordern Experten, beim Schutz vor Überschwemmungen umzudenken. „Im Zuge des Klimawandels, wo sich die Hochwasser-Prozesse ändern werden, werden wir sicher andere Arten von Hochwässern in Zukunft sehen“, sagte Ralf Merz, Hydrologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale), kürzlich im Deutschlandfunk. „Solche langen Hochwasser-Ereignisse wird es auch in Zukunft sicher öfter geben.“

Wann hört es auf zu regnen?

Der Dauerregen in Teilen Deutschlands dauert noch bis Samstag an. Ursprünglich hatte der Deutsche Wetterdienst seine Warnungen bis Donnerstagnacht herausgegeben - doch am Mittwoch wurden sie verlängert. Die Lage in den Hochwassergebieten dürfte sich dadurch noch einmal zuspitzen. Im besonders schwer betroffenen Niedersachsen regnet es auch am Freitag noch weiter – doch es fällt weniger Niederschlag als in den vergangenen Tagen. Ab dem Wochenende kündigt sich ein Wintereinbruch an mit Schneeschauern und Dauerfrost.

Der Regen in Niedersachsen soll am Donnerstag und in den kommenden Tagen nachlassen - das könnte die angespannte Hochwasserlage in Niedersachsen entschärfen. Zwar wird am Freitag nochmal Regen erwartet, aber wenig im Vergleich zu den vergangenen Tagen. Insgesamt wird es trockener und wesentlich kälter. Ab dem Wochenende bringt eisige Luft aus Skandinavien Schneeschauern und Dauerfrost Temperaturen bis zu minus 7 Grad.

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Auch in Sachsen-Anhalt könnte sich die Hochwasserlage leicht entschärfen. Am Freitag kündigt sich örtlich leichter Sprühregen an. Dann wird es trockener und dafür wesentlich kälter.

Wovon hängt es ab, ob die Deiche halten?

„Bislang haben wir keine Deichbrüche gesehen, da der technische Hochwasserschutz gut funktioniert“, sagt der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz-Universität Hannover, Torsten Schlurmann. „Die Deiche schützen vor Hochwasser hinreichend gut, solange sich Wasser nicht über längere Zeit an ihnen staut.“ Die Standfähigkeit eines Deiches hänge dann etwa davon ab, aus welchem Material der Deich gebaut sei und auf welchem Untergrund er stehe. Es sei daher wichtig, dass die Einsatzkräfte die Deiche stetig beobachteten, zum Beispiel mit Deichläufern am Boden oder mit Drohnen aus der Luft.

Im besonders stark vom Hochwasser betroffenen niedersächsischen Lilienthal gelten Betretungsverbote. In der Allgemeinverfügung heißt es: „Die Deichanlagen, die deichnahen Bereiche und deren Zuwegungen sind aufgrund der starken Niederschlagsmengen und der anhaltend hohen Wasserstände aufgeweicht.“ Bei Betreten bestehe die Gefahr, dass die Deiche brächen, das Wasser sich unkontrolliert ausbreite und gefährdete Gebiete überschwemmt würden, insbesondere Wohnbebauung.

Wie betroffen ist die Landwirtschaft?

Fast jeder Landwirt in Niedersachsen ist dem dortigen Bauernverband zufolge derzeit von Überflutungen seiner Felder beziehungsweise von Nässeschäden betroffen. Hintergrund seien die großen Niederschlagsmengen der vergangenen Wochen, teilte das Landvolk Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur mit. „Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt“, sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies. Auch Hunderte Hofstellen seien von Überschwemmungen betroffen, „glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste“.

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