Test: Autonome Schneepflüge am Flughafen | Weather.com
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Autonome Schneepflüge: Flughäfen testet Winterdienst im Sommer

Wintereinbruch am Flughafen - bei Passagieren sind dann oft Geduld und Nerven gefragt. Künftig könnten Robo-Schneepflüge für freie Start- und Landebahnen sorgen. Doch nicht alle sind davon überzeugt.

ARCHIV - 21.09.2022, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Winterdienstfahrzeug mit autonomen Fahrfunktionen, in dem aus derzeit geltenden Sicherheitsvorschriften ein Fahrer sitzen muss, bewegt sich während einer Vorführfahrt auf dem Vorfeld des Flughafens Stuttgart. Die Fahrzeuge sind das Ergebnis des Förderprojekts «SmartFleet» der Aebi Schmidt Group und des Flughafens Stuttgart. (zu dpa: «Bald Schneepflug ohne Fahrer am Flughafen?») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Winterdienstfahrzeug mit autonomen Fahrfunktionen, in dem aus derzeit geltenden Sicherheitsvorschriften ein Fahrer sitzen muss, bewegt sich während einer Vorführfahrt auf dem Vorfeld des Flughafens Stuttgart
(Marijan Murat/dpa )

Am Flughafen Leipzig/Halle rollen Ende Juni erneut Schneepflüge über das Rollfeld – obwohl kein Schnee in Sicht ist. Was wie ein Widerspruch klingt, ist ein realer Testlauf für die Winterdienste der Zukunft. Im Mittelpunkt stehen selbstfahrende Großräumfahrzeuge, die in Zukunft Start- und Landebahnen autonom von Schnee und Eis befreien sollen.

Steuerung per GPS

Dass für den Test kein Frost nötig ist, liegt auf der Hand: Es geht nicht ums Räumen, sondern ums autonome Fahren. Gesteuert werden die Fahrzeuge per GPS, bei Nebel, Dunkelheit und theoretisch auch rund um die Uhr. Der Flughafenverband ADV sieht große Chancen. „Flughäfen sind besonders gut geeignete Einsatzorte für autonome Systeme, da sie ein klar abgegrenztes, kontrolliertes Umfeld bieten“, sagt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Wenn sich diese Systeme als zuverlässig und wirtschaftlich erweisen, könnten sie in den nächsten Jahren zum Standard werden.“

Sicherheitsfahrer ist trotzdem an Bord

Entwickelt werden die Fahrzeuge vom Schweizer Hersteller Aebi Schmidt, der bereits an mehreren deutschen Flughäfen Testphasen begleitet hat – unter anderem in Stuttgart, Berlin und Leipzig. Auch diesmal ist wieder ein Sicherheitsfahrer an Bord, der notfalls eingreifen könnte. In den bisherigen Tests war das jedoch nie notwendig. Dennoch wurden die autonomen Funktionen meist nur kurz und abseits des laufenden Flugbetriebs erprobt.

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Die Resonanz der Flughäfen auf die neue Technik fällt unterschiedlich aus. In Stuttgart hat sich das Interesse offenbar wieder gelegt – weitere Projekte seien derzeit nicht geplant, heißt es. In Leipzig dagegen wird weiter getestet. Und Berlin geht sogar einen Schritt weiter: Am BER wurde Ende 2024 ein erstes selbstfahrfähiges Schneeräumfahrzeug dauerhaft in den Winterdienst integriert. Zwei weitere Fahrzeuge sind bestellt.

Problem: Bei Schnee kurzfristig viele Mitarbeiter nötig

Noch fahren sie mit Fahrer – aber nur zur Sicherheit. Die Systeme zur Spurführung und Umgebungserkennung sind bereits aktiv, der Fahrer greift nur im Bedarfsfall ein. Doch das Ziel ist klar: Der Winterdienst soll perspektivisch komplett automatisiert werden. „Langfristig könnten wir komplett eine Kolonne mit autonom fahrenden Groß-Schneeräumfahrzeugen einsetzen“, so eine Sprecherin des BER. Ein Vorteil, der nicht nur für Effizienz spricht, sondern auch für Einsatzsicherheit bei plötzlichem Wintereinbruch.

Denn genau das ist eine Schwachstelle im aktuellen System: Bei Schnee sind viele Mitarbeiter nötig – oft kurzfristig. Routine fehlt, und die Verfügbarkeit sinkt. Das sieht auch Aebi-Schmidt-Chef Barend Fruithof so. „Wenn es in Chicago schneit, sind 200 bis 250 Maschinen im Einsatz. Die Leute dafür sind fast nicht mehr zu bekommen.“ Er rechnet damit, dass in drei bis vier Jahren die ersten autonomen Schneepflüge auch ohne Sicherheitsfahrer auf den Pisten unterwegs sein werden.

Haftungsfragen noch ungeklärt

Die Technik ist bereit – jetzt fehlt nur noch das Okay der Regulierungsbehörden. Wer haftet, wenn niemand mehr am Steuer sitzt? Diese Frage dürfte den Winterdienst noch eine Weile begleiten. Am Leipziger Flughafen wird derweil weiter getestet – und das mitten im Sommer.

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