Dürre in Deutschland: Städte verbieten Wasserentnahme | Weather.com

Immer mehr Städte verbieten Wasserentnahme wegen Dürre

Wegen anhaltender Trockenheit verbieten immer mehr Städte und Kommunen in Deutschland, Wasser aus Flüssen, Seen und Bächen zur Bewässerung  zu nutzen. Andernorts sehen sich Teichwirte angesichts des Wassermangels dazu genötigt, Notabfischungen durchzuführen.

Rissige Böden, Niedrigewasser an Flüssen, Seen und Bächen. Viele Städte reagieren jetzt mit Verboten zur Wasserentnahme.
Rissige Böden, Niedrigewasser an Flüssen, Seen und Bächen. Viele Städte reagieren jetzt mit Verboten zur Wasserentnahme.
(dpa)

Hitze und fehlender Regen stressen die Natur – und lassen den Grundwasserspiegel bedenklich absinken. Jetzt hat auch die Stadt Kassel entschieden, angesichts der anhaltenden Trockenheit die Entnahme von Wasser aus Bächen im Stadtgebiet zu verbieten. Das Verbot betreffe alle erlaubnisfreien Wasserentnahmen, wie sie beispielsweise im Rahmen des sogenannten Anlieger- oder Gemeingebrauchs an kleinen Gewässern üblich sind, teilte die Stadt mit. Dazu zähle etwa das Schöpfen mit Eimern. Die Wasserentnahme aus der Fulda ist den Angaben zufolge bis auf weiteres weiterhin möglich. Zuvor hatten bereits die Landkreise Kassel und Gießen sowie der Werra-Meißner-Kreis die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern untersagt.

Regen der vergangenen Tage reicht nicht aus

„Die Natur in Nordhessen leidet seit Wochen unter einem erheblichen Mangel an Regenfällen“, erklärte die Stadt. In Kombination mit den zeitweise sehr hohen Lufttemperaturen und den Niederschlagsdefiziten der vergangenen Monate sei der Wasserstand in vielen Flüssen, Bächen und Seen extrem gesunken. „Die geringen Niederschläge der vergangenen Tage reichen nicht aus, um die Situation maßgeblich zu verbessern.“

Extremes Niedrigwasser beeinträchtige nicht nur den Lebensraum von Pflanzen und Tieren in den Gewässern, sondern auch die Nahrungsgrundlage anderer Tierarten und letztlich auch die des Menschen. Die Trinkwasserversorgung der Kasseler Bürgerinnen und Bürger sei derzeit nicht gefährdet, hieß es. „Dennoch wird die Bevölkerung weiterhin dringend dazu aufgerufen, sorgsam mit der Ressource Wasser umzugehen und sich verantwortungsbewusst zu verhalten.“

Bußgeld von bis zu 100.000 Euro

Ein Verstoß gegen das Entnahmeverbot, das laut Mitteilung ab dem 12. Juli bis zum 31. Dezember gilt, kann mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro geahndet werden.

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In Deutschland haben bereits mehrere Städte und Gemeinden entsprechende Verbote entlassen, darunter die baden-württembergischen Landkreise Biberach, Heilbronn, Ravensburg und Emmendingen. Auch in anderen Bundesländern ist die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern verboten, so etwa im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel, im nordrhein-westfälischen Landkreis Viersen und im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg.

Teichwirte schlagen Alarm - Fische haben zu wenig Wasser

Angespannt ist die Lage auch im Osten Deutschlands. Auch hier gelten vielerorts bereits Verbote zur Wasserentnahme. Zudem bereitet der Wassermangel den dortigen Teichwirten große Soge. Grundlegend sei die Lage nicht so angespannt wie etwa im Jahr 2018, sagte Kevin Kretschmar, Fischereifachberater im Sächsischen Landesfischereiverband. Dennoch sei die Wasserversorgung auf regionaler Ebene sehr kritisch. „Aus dem Moritzburger Raum als auch im nördlichen Sachsen fehlen zum Teil erhebliche Wassermengen, so auch im Landkreis Görlitz. Die ersten Abfischungen durch Wassermangel haben tatsächlich begonnen.“

Die Verluste durch Sauerstoffmangel betreffen alle Fischarten, zuerst jedoch anspruchsvollere Teichfischarten wie Hecht, Zander und Störe, wie der Experte betonte. Eine zusätzliche Belastung sei der „Fraßdruck“ durch Prädatoren wie Graureiher, Kormorane und Fischotter. Diese hätten bei flachen Wasserständen leichtes Spiel. Neben den Verlusten durch den eigentlichen Fraß seien Einbußen aufgrund von Verletzungen der Fische durch Schnäbel und Krallen sehr erheblich.

Belüftung der Gewässer sind Grenzen gesetzt

„Derzeit versucht man, die Fische in besser mit Wasser versorgte, tiefere Teiche zu setzen. Ergänzend nutzt man vielerorts die Möglichkeit einer technischen Belüftung, bei der mechanisch atmosphärischer Sauerstoff eingetragen wird“, erklärte Kretschmar. Da mit steigender Wassertemperatur immer weniger Sauerstoff gebunden werden könne, würde diese Maßnahme nur begrenzt helfen.

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