„Völlig neues Phänomen“: Mysteriöses Leuchten STEVE gibt weiteres Geheimnis preis

„Völlig neues Phänomen“: Mysteriöses Leuchten STEVE gibt weiteres Geheimnis preis

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Der mysteriöse Lichtbogen STEVE ist wieder aufgetaucht. Seit seiner Entdeckung im Jahr 2008 rätselt die Welt, was es mit dem Himmelsphänomen auf sich hat. Nun haben US-Forscher neue Antworten gefunden.

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STEVE zeigt sich selten, was es schwieriger macht, das Himmelsphänomen näher zu untersuchen. Bisher wurde der Lichtschweif in Nordamerika, Neuseeland und auch in Großbritannien beobachtet. Anfang September zeigte sich das Leuchten über Nordamerika.

Protonenbogen, kein Protonenbogen

Wie das Phänomen entsteht, ist bis heute nicht geklärt. Zuerst glaubten Forscher, dass es sich bei STEVE um einen Protonenbogen, einer besonderen Form der Aurora handelt. Doch Polarlichter lassen sich fast jede Nacht beobachten, wenn das Wetter mitspielt. STEVE hingegen taucht selten auf und dann meist um den 65. Breitengrad, also weiter südlich als die als Aurora borealis.

Mehr noch: STEVE unterscheidet sich sichtlich von Polarlichtern. Statt der üblichen blauen, violetten oder grünen Farben, die am Himmel aufleuchten, flackert STEVE als langer Lichtbogen in weiß, pink und mauve. Unterhalb des Bogens tauchen gelegentlich auch grüne Lichtsäulen auf.

„Ein völlig neues Phänomen“

Eine Spektralanalyse von US-Forschern hat nun gezeigt, dass der rätselhafte Lichtschweif keine besondere Form eines Polarlichts ist. „Es handelt sich um ein völlig neues Phänomen. Das ist aufregend“, erklärt Don Hampton. Der Forscher von der University of Fairbanks war an der neuen Studie beteiligt.

Polarlichter haben individuelle Wellenlängen. Sie entstehen, wenn Sonnenwinde auf die Erde treffen und in die Ionosphäre eindringen. Diese energiereichen Teilchenströme kollidieren mit den Gasteilchen der Erdatmosphäre und bringen sie dadurch zum Leuchten. Abhängig davon, welche Partikel kollidieren, erscheinen unterschiedliche Farben am Himmel. Während Sauerstoffmoleküle rot und grün aufleuchten, erkennt man Stickstoffmoleküle an den Farben Blau und Violett.

Tausender Grad heißer Gasstrom

Bei STEVE hingegen seien die Wellenlängen des Lichts gleich stark ausgeprägt, erklärt Hampton. Das beweise, dass der mysteriöse Lichtschweif nicht durch eine Kollision von Partikeln entstehe, sondern eher durch extrem hohe Temperaturen hervorgerufen würde.

Bereits in einer vorangegangenen Studie kamen Astrophysiker um Bea Gallardo-Lacourt von der Universität von Calgary zu dem Schluss, dass STEVE womöglich durch einen Temperatursprung in der Atmosphäre hervorgerufen wird.

Satellitendaten liefern überraschende Erkenntnis

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Die Forscher werteten Satellitendaten aus, die Zeuge des Himmelsleuchtens wurden. Sie verglichen zudem Bilder, die von der Erdoberfläche aus von STEVE gemacht wurden, mit Daten, die der „POES-17“-Satellit der US-Meterologie- und Ozeanografiebehörde NOAA von einem STEVE-Ereignis gemacht hat. Seine Messinstrumente können geladene Teilchen erfassen, die in die Ionosphäre eindringen.

Die Auswertung der Daten offenbarte, dass der rätselhaften Leuchtschweif mit einem explosionsartigen Temperaturanstieg in der Ionosphäre einherging, der einen bis zu 3000 Grad heißen Gasstrom hervorrief. Zur Überraschung der Forscher regneten zum Zeitpunkt der Leuchterscheinung keine Protononen und Ionen auf die Atmosphäre ein, so wie bei Polarlichtern.

„Die Erforschung von STEVE ist wichtig“, so Hampton. Es gehe auch darum, herauszufinden, ob und wieweit das Himmelsphänomen unser tägliches Leben beeinflussen könnte, so wie es die Sonnenwinde tun, die beim Aufprall in unsere Atmosphäre nicht nur Polarlichter erzeugen, sondern auch die Telekommunikation auf der Erde massiv stören können. „STEVE ist als Energiequelle, die tausende Grad heiß wird, natürlich von besonderem Interesse für Forscher“, so Hampton.

Wie das Himmelsphänomen zu seinem Namen kam

STEVE ist kein Akronym, sondern ein sogenanntes Backronym. In der englischen Sprache steht der Begriff Backronym für ein bereits existierendes Wort, das erst nachträglich durch die Zuweisung von Initialbuchtstaben zu einem Akronym wird. So wie das Phänomen STEVE, das seinen Namen ursprünglich einem Kinderfilm zu verdanken hat.

Als Hobbyforscher im Jahr 2008 das Himmelsphänomen entdeckten, nannten sie es in Anlehnung an den Animationsfilm „Ab durch die Hecke“ aus dem Jahr 2006 „Steve“. In dem Film treffen die tierischen Protagonisten in einer Szene auf eine Hecke, die sie misstrauisch macht. Sie wissen nicht, ob die Hecke gefährlich ist und wie sie überhaupt entstanden ist. Weil sie dem mysteriösen Phänomen einen Namen geben wollen, nennen sie die Hecke einfach nur „Steve“.

Wissenschaftler suchen Initialwort

Als Wissenschaftler auf das Phänomen aufmerksam gemacht wurden, hatte sich der Name STEVE für das rätselhafte Himmelsleuchten längst etabliert. Auf einer wissenschaftlichen Tagung im Jahr 2016 schlug ein Astrophysiker vor, den Namen „Steve“ beizubehalten und in ein Akronym umzuwandeln – schließlich einigten sich die Forscher auf „Strong Thermal Emission Velocity Enhancement“ (STEVE), dt.: starke thermische Emissionsgeschwindigkeit.

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