Schwierige Mission: Start des Mars-Helikopters muss verschoben werden | The Weather Channel

Schwierige Mission: Start des Mars-Helikopters muss verschoben werden

HANDOUT - 04.04.2021, ---: Der Hubschrauber «Ingenuity» der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist auf dem Mars zu sehen, aufgenommen von der hinteren Kamera des Rovers «Perseverance» am 44. Marstag oder sol of the mission. Die Nasa plant, den Mini-Hubschrauber «Ingenuity» («Einfallsreichtum») etwa 30 Sekunden in der dünnen Atmosphäre des Roten Planeten schweben zu lassen. Ab frühestens 11. April soll der Heli zum ersten solchen Flug auf einem anderen Planeten starten. (zu dpa: «Erster Flug auf einem anderen Planeten: Mars-Heli vor Premiere») Foto: -/NASA/JPL-Caltech/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Der Nasa-Hubschrauber Ingenuity ist auf dem Mars zu sehen - sein Flug musste verschoben werden
(-/NASA/JPL-Caltech/dpa)

Eine ganz besondere Präsentation hat die US-Weltraumbehörde Nasa angekündigt und dabei einen historischen Vergleich gezogen: Am 17. Dezember 1903 hoben die Brüder Wright in North Carolina nacheinander mit einem Motorflieger ab. Zwölf Sekunden war die Maschine beim weltweit ersten motorisierten Flug in der Luft - 36 Meter, die in die Geschichte eingingen. Nun soll der Erstflug auf dem Mars folgen - und Stunden später die Veröffentlichung der dabei gemachten Videos. Allerdings müssen alle Interessierten noch etwas länger auf diese Bilder warten als geplant.

Technische Probleme

Wegen technischer Probleme musste die Nasa den ersten Hubschrauberflug über einem anderen Planeten verschieben. Der kleine Hubschrauber Ingenuity, der an Bord des Rovers Perseverance im Februar auf dem Mars gelandet war, werde nun frühestens am 14. April starten, twitterte die Nasa am Samstag (Ortszeit). Zuvor war als frühestmöglicher Starttermin der 11. April genannt worden. Der Helikopter soll das Flugzeitalter auf dem Roten Planeten eröffnen.

Früherer Mars-See soll untersucht werden

Zum Hintergrund: Ingenuity war Ende Februar im Bauch des Rovers Perseverance nach 203 Flugtagen in dem ausgetrockneten See Jezero Crater auf dem Mars aufgesetzt. Diesen See soll Perseverance in den kommenden zwei Jahren untersuchen. Entwicklung und Bau hatten rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) gekostet und acht Jahre gedauert. Das Fahrzeug soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens fahnden sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen.

Dem ersten Flug für den 1,8 Kilogramm leichten Mini-Hubschrauber an Bord gehen ebenfalls Jahre akribischer Arbeit voraus.

Die Herausforderungen für Ingenuity:

DIE KÄLTE: Bis vor wenigen Tagen wurde Ingenuity durch den Rover Perseverance auf dem Mars geschützt. Eingebaute Heizungen verhinderten bei Nächten mit minus 90 Grad, das Elektronik an Bord zerstört wird. „Während es eine große Herausforderung sein wird, auf der Marsoberfläche ausgesetzt zu werden, wird es eine noch größere Herausforderung sein, die erste Nacht auf dem Mars allein zu überleben, ohne dass der Rover ihn schützt und mit Strom versorgt“, sagte Chefingenieur Bob Balaram. Diese Hürde hat die kleine Maschine bereits gemeistert.

DIE RICHTIGE POSITION: Weil der nächste Mensch, der Ingenuity in der Mitte seines 10 mal 10 Meter Startplatzes aufstellen könnte, derzeit rund 250 Millionen Kilometer weit weg ist, musste der Mini-Hubschrauber sich aufwendig selbst in Stellung bringen. Nachdem er vom Rover abgesetzt wurde, begann ein Prozess über mehrere Tage, bei dem Ingenuity vom Fahrzeug abgedockt und mit dessen Greifarm auf seine vier Beide gestellt wurde.

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DÜNNE ATMOSPHÄRE: Bei guten Wetterbedingungen wollte das Nasa-Team die Erlaubnis zum Start geben. Die Rotoren sollten dann auf 2537 Umdrehungen pro Minute beschleunigen und Ingenuity planmäßig zu seinem historischen Jungfernflug abheben. Der Plan: Er steigt dabei drei Meter in die Höhe, bleibt dort für 30 Sekunden in der Luft stehen und landet nach insgesamt etwa 40 Sekunden wieder. Weitere, waghalsigere Flüge sollen folgen.

Die Rotorblätter müssen bei Mars-Flügen um ein Vielfaches schneller kreisen als auf der Erde. Denn obwohl die Anziehungskraft des Mars nur etwa ein Drittel so stark ist wie die der Erde, beträgt die Dichte der Atmosphäre auf der Oberfläche im Vergleich nur ein Prozent. Die Energie für diese Kraftanstrengung zieht Ingenuity aus seiner über Solarzellen gefütterten Batterie.

HANDOUT - 06.04.2021, ---: Dieses Handout der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigt den US-Rover «Perseverance» (r) neben dem Mini-Hubschrauber «Ingenuity» auf dem Mars. Das Bild hat der Nasa-Rover geschossen. (zu dpa "Mars-Rover «Perseverance» macht Selfie mit Hubschrauber «Ingenuity»") Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Dieses Bild hat der US-Rover Perseverance (r) geschossen: von sich und dem Mini-Hubschrauber Ingenuity auf dem Mars.
(NASA/JPL-Caltech/MSSS/dpa )

Tests zunächst positiv

Eigentlich waren die letzten Tests Ingenuity-Projektmanagerin MiMi Aung zufolge auch zur Zufriedenheit der Nasa verlaufen: „Wir haben das Energieprofil von Ingenuity überprüft: sehr gesund, sehr gut.“ Die Sensoren und Computer des Helis seien eingeschaltet und liefen einwandfrei, die Rotorblätter seien auch ausgefahren und sogar schon in Betrieb gegangen: „Wir haben einen Rotortest mit niedriger Drehzahl bei 50 Umdrehungen pro Minute abgeschlossen.“

Historischer Glücksbringer

Unter den Solarzellen des Hubschraubers haben die Ingenieure dabei noch etwas Besonderes versteckt: An einem Kabel ist ein kleines Stück Stoff aus dem Flugzeug der Brüder Wright befestigt. Die beiden Männer waren also nicht nur am ersten motorisierten Flug auf der Erde beteiligt. Sie werden auch indirekt am Jungfernflug auf dem Mars dabei sein.

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