Japan landet am Mond - mit Problemen | Weather.com

Japan landet am Mond - mit Problemen

ARCHIV - 11.12.2022, USA, Cape Canaveral: Eine SpaceX-Falcon-9-Rakete mit Fracht, darunter zwei Mondrover aus Japan und den Vereinigten Arabischen Emiraten, hebt am 11. Dezember 2022 von der Cape Canaveral Space Force Station ab. Japan will am Freitag, 19. Januar 2024 eine Sonde auf dem Mond landen lassen. Das Mondlandegerät «SLIM» soll laut der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa Landungen mit einer noch nie dagewesenen Präzision von weniger als 100 Metern Entfernung zum beabsichtigten Ziel ermöglichen. Foto: John Raoux/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die japanische Rakete Richtung Mond hob bereits am 11. Dezember 2023 ab.

Japan ist die geplante weiche Landung auf dem Mond geglückt - allerdings kam es zu Problemen bei der Energieversorgung. Damit könnte sich die Mission in eine Reihe von Misserfolgen der vergangenen Zeit stellen. Experten haben mehrere Erklärung dafür.

Das Solarpanel der japanischen Sonde liefere keinen Strom, hieß es nach der Landung am Freitagabend von Experten der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa. Der Lander "SLIM" (Smart Lander for Investigating Moon) kommunizierte demnach zunächst mit der Bodenstation: Es würden Daten empfangen, hieß es. Die Kapazität der Batterie sollte aber voraussichtlich nur für einige Stunden reichen.

L​andung sei "kein leichtes Unterfangen"

Japan ist nach der ehemaligen Sowjetunion, den USA, China und Indien das fünfte Land, dem eine sanfte Landung auf dem Erdtrabanten gelungen ist. "Hut ab und Glückwunsch an @JAXA_en, die es geschafft haben, ihren #SLIM Lander weich auf dem #Mond zu landen!", schrieb der deutsche Astronaut Alexander Gerst bei X (vormals Twitter). "Es ist immer noch kein leichtes Unterfangen, unseren 8. Kontinent zu erreichen, und die weiche Landung ist der schwierigste Teil - gut gemacht!" Er drücke die Daumen, dass die Solarzellen noch aktiviert werden können.

V​iele offene Fragen

Weitere Erkenntnisse seien erst mit neuen Auswertungen zu erwarten, hatte es von Jaxa am Freitagabend geheißen. Demnach ist das Solarpanel nicht beschädigt. Ob eine ungünstige Ausrichtung oder andere Probleme vorliegen, blieb zunächst unklar. Ebenso, ob es eine Lösung geben und die Solarzellen demnächst doch noch Strom liefern könnten. Ob die unbemannte Landung wie geplant innerhalb einer Zone von 100 Metern erfolgte, wurde zunächst ebenfalls nicht gesagt.

M​ondlandungen versagen aktuell häufig

Im April vergangenen Jahres war ein japanisches Privatunternehmen bei einer ähnlichen Mission an einer weichen Landung gescheitert. Als Grund hatte das Unternehmen Ispace eine fehlerhafte Höhenberechnung des Landegeräts angegeben.

Vor rund zehn Tagen war es auch dem US-Unternehmen Astrobotic misslungen, den Lander "Peregrine" auf den Mond zu schicken. Der Start der US-Mission hatte noch geklappt, direkt danach gab es Probleme mit dem Antriebssystem. Es habe wohl ein Ventil nicht richtig funktioniert, hatte Astrobotic-Chef John Thornton am Freitag gesagt. Es wäre die erste private Landung auf dem Mond überhaupt geworden. Stattdessen wurde die Kapsel am Donnerstag kontrolliert über dem Südpazifik zum Absturz gebracht.

"​Landen, wo wir wollen"

Der japanische Lander "SLIM" war an Bord einer Trägerrakete vom Typ H2A im vergangenen September vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima zum Mond aufgebrochen. Japans Raumfahrtagentur Jaxa hatte gehofft, dass eine erfolgreiche Präzisionslandung der 2,4 Meter hohen Sonde den Übergang von einer Ära des "Landens, wo wir können" zu einer Ära des "Landens, wo wir wollen" einleitet.

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Von "SLIM" gewonnene Daten sollten bei der Planung künftiger Mondmissionen zum Einsatz kommen, zum Beispiel im Rahmen des von den USA geleiteten "Artemis"-Programms. Dabei will die Nasa nach mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf den Mond bringen - allerdings wurde die Mondlandemission "Artemis 3" erst kürzlich auf September 2026 geschoben.

W​issen ging verloren

Experten führen die Probleme bei den heutigen Mondlandungen unter anderem darauf zurück, dass seit den Missionen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre viel Wissen verloren gegangen ist. Die damals beteiligten Forscher und Ingenieure seien mittlerweile sehr alt oder tot und könnten ihr Wissen nun nicht mehr einbringen, hatte Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der TU München und ehemaliger Astronaut, erklärt. "Wir fangen heutzutage praktisch wieder bei null an."

S​oftware oftmals fehlerbehaftet

Mondfähren seien zudem heutzutage mit sehr viel mehr Software ausgestattet als früher. Das habe zwar Vorteile, beispielsweise könnten Flugmanöver spontan angepasst werden. Andererseits sei Software aber auch fehleranfällig. "Ich schätze, dass bei rund der Hälfte der misslungenen Mondlandungen in den vergangenen Jahren fehlerhafte Software der Grund war", sagte Walter.

Insbesondere China und Indien profitierten davon, dass sie seit mehreren Jahrzehnten lückenlos ihre Raumfahrt weiterentwickeln, so Walter. Bis 2030 sollen nach Plänen der chinesischen Regierung Landsleute auf dem Mond stehen - bei weiteren Verzögerungen im "Artemis"-Programm ist somit nicht undenkbar, dass sie dort eher herumlaufen als die ersten neuen US-Mondgänger.

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