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Aberglaube oder wahr? Was dran ist am Mondkalender | Weather.com
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Astronomie

Aberglaube oder wahr? Was dran ist am Mondkalender

Sein Leben ausschließlich nach dem Mond zu richten, kann gefährlich werden. Foto: GettyImages
Die Kraft des Mondes nutzen - geht das?
(GettyImages)

Auf einen Blick

  • Ob Wäsche waschen oder Friseurbesuch: Viele Menschen planen ihre Aktivitäten danach, wie der Mond steht
  • Doch leben sie damit wirklich im Einklang mit der Natur? Oder folgen sie purem Aberglauben?

Der Mond beeinflusst die Gezeiten, klar. Doch hat er auch Einfluss auf unser persönliches Leben? Das behaupten zumindest astrologische Mondkalender. Für jeden einzelnen Tag des Jahres geben sie Tipps, was man/frau des Mondes wegen tun oder besser lassen soll.

Gesundheit, Ernährung, Körperpflege, Haushalt, Garten, und, und, und: Praktisch jede Aktivität des privaten Lebens ist diesen Kalendern zufolge von lunarer Beeinflussung geprägt. Von Bedeutung soll dabei jeweils sein, ob der Mond ab- oder zunimmt, ob er ab- oder aufsteigt, ob er weiter oder weniger weit von der Erde entfernt ist. Und in welchem Sternzeichen er am Himmel steht.

Wer sich nach den Ratschlägen des Kalenders richtet, lautet die Botschaft, lebt im „Einklang mit den Mondphasen“ und kann die „Kraft des Mondes“ nutzen.

lunar phase. phases of the Moon depends on the Moon's position in orbit around the Earth and sun. Movements of the Moon. 8 Lunar Phases. Realistic vector illustration
Mondphasen im Überblick
(GettyImages)

Hier einige Beispiele aus der schier unübersehbaren Masse solcher Mond-Tipps:

  • Obst soll man ernten, während der Mond aufsteigt (21. Dezember – 21. Juni). Denn angeblich zieht er dabei den Saft nach oben und in die Früchte, was diese besser haltbar mache. 
  • Hecken soll man dagegen schneiden, wenn der Mond sich im Abstieg befindet. Jetzt trete nämlich weniger Pflanzensaft aus. 
  • Den Rasen zu mähen, so heißt es, sei am effektivsten knapp bevor der Mond seinen niedrigsten Stand erreicht habe. Dann wachse das Gras nicht so schnell nach. 
  • Marmelade, Konfitüre und Saft einzukochen empfiehlt sich angeblich bei abnehmendem Mond. Dadurch werde das Produkt länger haltbar. Dieselbe Mondphase eigne sich fürs Wäschewaschen. Dann sei weniger Waschmittel notwendig und die Wäsche werde sauberer. 
  • Abnehmender Mond soll zudem für „streifenfreien Glanz“ beim Fensterputzen sorgen. 
  • Auch für den Friseurbesuch weiß der Mondkalender Rat: Wer beabsichtigt, dass seine Haare wieder schnell wachsen, soll angeblich bei zunehmendem Mond zum Schneiden gehen. Und wer seine Haare kurz halten will, wählt umgekehrt die Phase des abnehmenden Mondes. Perfekt für den Kurzhaarschnitt übrigens: die Zeit des Vollmonds. 
  • Wer sich Zahnstein entfernen lassen will, soll – so lautet ein Ratschlag – bei abnehmendem Mond zum Zahnarzt gehen. Operationen im Kieferraum seien angeblich an Stiertagen nicht zu empfehlen. 
  • Behauptet wird, dass der abnehmende Mond den Erfolg von Operationen begünstigt. Vorausgesetzt er stehe dabei in einem geeigneten Sternzeichen. Vermeiden solle man etwa, sich an Niere, Blase oder Hüfte operieren zu lassen, wenn der Mond sich im Zeichen der Waage befinde. 
  • Wer sich ein „Laster“ – zum Beispiel das Rauchen – abgewöhnen will, soll dies angeblich bei Neumond tun. Dann sei die Erfolgsaussicht besser. Auch eine Fastenkur zu beginnen soll bei Neumond günstiger sein.

Wer will, kann also praktisch sein ganzes Leben nach dem Mond ausrichten. Beziehungsweise nach dem, was in astrologischen Mondkalendern über die Wirkungen des Erdtrabanten verbreitet wird.

Um „uraltes Bauernwissen“, wie in den Kalendern zur Selbstlegitimierung gerne behauptet wird, handelt es sich dabei übrigens nicht. Das bestätigt der Regensburger Kulturwissenschaftler Helmut Groschwitz in seinem Aufsatz „Moderne Mondkalender aus Sicht der Volkskunde“. Er konstatiert: „Unter dem Etikett „Altes Wissen“ werden in den heutigen Mondkalendern viele moderne Aussagen und Bedürfnisse transportiert.“

„Keine physikalische Grundlage“

Das angebliche Wissen um die geheimen Kräfte des Mondes ist also noch ziemlich jung – und nach aktuellem Kenntnisstand wohl ohne wissenschaftliche Substanz. „Die in Mondkalendern postulierten Auswirkungen des Erdtrabanten besitzen keine physikalische Grundlage“, sagt beispielsweise der Astronom und Wissenschaftsblogger Florian Freistetter dem „Weather Channel“.

Um nur ein Beispiel zu nennen: „Weil der Mond die Gezeiten hervorruft, heißt das noch lange nicht, dass er auch in Pflanzen die Säfte steigen oder fallen lässt oder gar den Menschen beeinflusst“, erläutert Freistetter. Der Gezeiten-Effekt lasse sich im Falle der Ozeane nur beobachten, weil die Wassermassen so riesig seien. „Ansonsten könnte man ja auch in einem Glas Wasser Ebbe und Flut wahrnehmen“, ergänzt der Astronom.

Der Mythos vom Mondholz

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Zahlreiche Studien widersprechen überdies auch anderen in solchen Kalendern behaupteten Zusammenhängen. So belegte eine bereits 1999 veröffentlichte Untersuchung der Grazer Uni-Klinik, welche sich auf die Daten von 15.000 Patienten stützte, dass der Mond keinen Einfluss auf operative Eingriffe hat.

Bei dem sogenannten „Mondholz“ übrigens, das nur zu bestimmten Zeiten geschlagen und für teures Geld gehandelt wird, dürfte es sich ebenfalls um einen Mythos handeln. Wiederholt haben Untersuchungen gezeigt, dass es weder härter noch trockener als sonstiges Holz ist – und auch keineswegs haltbarer oder resistenter gegen Schädlinge. Von angeblicher Feuer-Unempfindlichkeit ganz zu schweigen.

Das Vertrauen auf die „Mondkräfte“ kann auch gefährlich werden

Fazit: Wem es hilft, sich nach den Ratschlägen von Mondkalendern zu richten, mag dies tun. Vielleicht fühlt er sich auch wirklich besser – ganz im Sinne eines Placebo-Effekts. Problematisch wird es allerdings zum Beispiel, wenn jemand aus „Mond-Gründen“ einen dringend notwendigen Operationstermin verschiebt. Dann kann das Vertrauen auf die geheimnisvollen Kräfte des Erdtrabanten sogar lebensgefährlich werden.

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