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Stärker, häufiger, gefährlicher: Ein Wetterextrem nimmt in Europa zu
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Klima

Stärker, häufiger, gefährlicher: Ein Wetterextrem nimmt in Europa zu

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Im Jahr 2017 entließ die Menschheit etwa 36,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre, das entspricht den Emissionen von 170 Millionen Autos.
(Colourbox.de)

 

Tödliche Hitzewellen, Überschwemmungen und verheerende Stürme nehmen an der Zahl zu. In Europa fordert vor allem ein Wetterextrem zunehmend mehr Menschenleben. Die Erderwärmung befeuert solche Wetterkatastrophen. Doch die größten Umweltsünder dieser Welt kommen nur langsam in die Gänge.

Im vergangenen Jahr stiegen die globalen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) aufgrund des starken Wachstums der Weltwirtschaft erstmals nach drei Jahren wieder an, und zwar um 1,4 Prozent. Der Energieverbrauch nahm im gleichen Zeitraum um 2,1 Prozent zu, wobei die Nachfrage nach Kohle um ein Prozent, nach Erdöl um 1,6 und nach Erdgas um drei Prozent wuchs. Dies berichtet die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris in ihrem „Global Energy & CO2 Status Report 2017“.

36,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlassen

In absoluten Zahlen entließ die Menschheit 2017 rund 36,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre, davon 32,5 Milliarden aus der Energiegewinnung. 2016 waren es noch 36,2 Milliarden Tonnen. Der Zuwachs entspricht laut IEA den Emissionen von 170 Millionen Autos.

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Der Anstieg erfolgte, obwohl die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ebenfalls zunahm. Dies zeigt, dass die Umstellung der globalen Energieproduktion auf die Erneuerbaren nicht schnell genug verläuft, um die Treibhausgas-Emissionen wirksam zu mindern. „Die Zunahme der CO2-Emissionen aus der Energieproduktion im Jahr 2017 lässt befürchten, dass die globalen Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht ausreichen, um die Ziele des Klimaabkommens von Paris zu erreichen“, verlautbart die IEA. Darin beschloss die Weltgemeinschaft Ende 2015, die Emissionen so zu gestalten, dass die globale Erwärmung auf zwei oder möglichst sogar 1,5 Grad Celsius beschränkt wird.

China und Indien sind die größten Dreckschleudern

Größte Treiber waren China und Indien, die für 40 Prozent des Emissionszuwachses verantwortlich waren. Dort gingen 2017 neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 34 beziehungsweise neun Gigawatt elektrischer Leistung in Betrieb – und dies, obwohl China in den vergangenen Jahren zahlreiche Kohlekraftwerke geschlossen hatte, um der Luftverschmutzung entgegen zu wirken. Im Rest der Welt kamen Kraftwerkskapazitäten von 18 GW hinzu.

Doch der CO2-Ausstoß stieg nicht überall auf der Welt. In Mexiko, Großbritannien, Japan und vor allem in den USA sank er sogar, hauptsächlich weil die Erneuerbaren Energien immer mehr zur Stromerzeugung beitrugen.

Stromerzeugung aus Kohle steht im Fokus der Umweltschützer

Die Stagnation der Emissionen von 2014 bis 2016 deutete nach Meinung von Experten auf eine gravierende Änderung in der Weltwirtschaft hin: Die Zunahme der Emissionen hatte sich scheinbar vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, weil der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz griffen. Jetzt steht diese Schlussfolgerung wieder in Frage.

Der IEA-Bericht widerspricht auch einem etwas optimistischeren Report, den die Umweltorganisationen CoalSwarm, Sierra Club und Greenpeace (CSG) vorlegten. Demnach nahm die Zahl der weltweit existierenden Kohlekraftwerke 2017 zwar um zwei Prozent zu, doch es werden immer weniger neue Kraftwerke geplant, so dass die Zahl der Kraftwerke insgesamt sinkt. Die Stromerzeugung aus Kohle steht im Fokus der Umweltschützer, denn sie erzeugt bei der Verbrennung von allen fossilen Energieträgern das meiste CO2 pro Kilowattstunde.

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Laut dem Report werden die Emissionen auch 2018 weiter ansteigen. „Der zwischenzeitliche Stillstand endete 2017“, bekräftigt der Energieexperte Rob Jackson von der Stanford University. „Die Wirtschaftsprognosen deuten auf einen weiteren Wachstumsschub 2018 hin, der mit einer weiteren Zunahme der CO2-Emissionen einhergeht.“

"Trend läuft gegen Kohle - doch die Wende vollzieht sich nicht schnell genug"

Gleichwohl prognostiziert CoalSwarm einen baldigen Niedergang der Kohleindustrie. „Weil weniger Kraftwerke gebaut und gleichzeitig viele stillgelegt werden, kommt sie in eine Zwickmühle“, erklärt die CoalSwarm-Wissenschaftlerin Christine Shearer. „Halten die gegenwärtigen Trends an, wird die Stilllegungsquote den Zubau ab 2022 übertreffen, und die global installierte Kapazität sinkt.“

Diese Entwicklung vollziehe sich aber nicht schnell genug, um die Erderwärmung zu stoppen, so Shearer weiter. Dazu rechnet der CSG-Report vor, dass die Emissionen der laufenden und geplanten Kohlekraftwerke, aufsummiert über deren Betriebszeit, das „Kohle-Budget“ – also die CO2-Menge, die Kohlekraftwerke noch emittieren dürfen, um das Zwei-Grad-Klimaziel einzuhalten – deutlich übersteigen werde. „Der Trend läuft zwar gegen die Kohle, konstatiert Shearer, „doch die Wende vollzieht sich nicht schnell genug, um ein erträgliches Klima zu erhalten.“

Wie weit der Klimawandel bereits fortgeschritten ist, offenbaren neue Zahlen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Demnach waren die vergangenen drei Jahre die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor über 150 Jahren. Wärmstes Jahr war aufgrund eines Rekord-El-Niño, der den Pazifik erhitzte, 2016, dahinter lagen gleichauf 2015 und 2017.

In Folge der Erderwärmung: Rekordschäden durch Wetterkatastrophen

Durch Wetterextreme, die in Folge der Erderwärmung auftraten, entstanden 2017 die bislang schwersten wirtschaftlichen Verluste. Hauptsächlich entstanden die Schäden durch die Serie von Hurrikanen im Atlantik, die große Gebiete in den USA und der Karibik verwüsteten, sowie durch einen Rekord-Monsun in Indien. Laut der Münchener Rückversicherungsgesellschaft belief sich die Schadensumme auf 320 Milliarden Dollar.

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Europa machen vor allem Hitzewellen zu schaffen.
(Colourbox.de)

 

Zahl der Wetterkatastrophen hat sich vervierfacht

Dem WMO-Bericht zufolge lag die globale Durchschnittstemperatur im Vorjahr um 1,1 Grad über dem vorindustriellen Wert. Als Folge lebt 30 Prozent der Weltbevölkerung jetzt in Gebieten, in denen an mindestens 20 Tagen im Jahr potenziell tödliche Hitzewellen drohen. „2018 begann, wo 2017 aufgehört hat – mit Extremwetterereignissen, die Menschenleben kosten und Existenzen vernichten“, schreibt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas in dem Report. Als Beispiele nennt er die Wasserknappheit in Kapstadt, extreme Hitze in Australien und die außergewöhnlich warme Arktis, die mit dem kalten Wetter und den Winterstürmen in Europa und Nordamerika kontrastieren.

In die gleiche Kerbe schlägt ein Bericht, den der Wissenschaftsrat der Europäischen Akademie für Europa vorlegte. Demnach hat sich die Zahl der Überschwemmungen und Erdrutsche in der Alten Welt seit 1980 vervierfacht, die der Hitzewellen und ernteschädigender Dürren verdoppelt. „Das Signal für Extreme wird immer stärker“, resümiert der Klimatologe Geert Jan van Oldenborgh vom Königlich-Niederländischen Meteorologischen Institut.

Hitzewelle von 2003 forderte 70.000 Menschenleben

„Jetzt müssen die Politiker handeln, denn die Zahl der Todesfälle vor allem durch Hitzewellen lässt sich nicht mehr durch einfache Maßnahmen begrenzen. Der Einfluss von Hitze auf das menschliche Dasein ist immens.“ Die Hitzewelle von 2003, die in Europa 70.000 Menschen tötete, sei ein Weckruf gewesen. Jetzt gelte es, auf allen Ebenen Anpassungsmaßnahmen einzuleiten, was in Europa bislang nur unzulänglich geschah.

Welche Konsequenzen der Klimawandel haben kann, verdeutlich auch ein neuer Bericht der Weltbank. Er kommt zu dem Schluss, dass sich bis 2050 in Schwarzafrika, Südamerika und Südasien bis zu 140 Millionen Klimaflüchtlinge auf den Weg machen könnten. Die meisten würden zwar in ihrer Region bleiben, doch viele dürften weiterwandern. Dann ginge eine Welle demographischer Veränderungen um den Globus. Die rund eine Millionen Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen, wären wohl nur ein dünnes Rinnsal gewesen gegenüber dem dann zu erwartenden Migrantenstrom.

 

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