„Das ist beispiellos“: Ungewöhnlich starke Hitzewelle beschert Arktis neuen Rekord | Weather.com
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„Das ist beispiellos“: Ungewöhnlich starke Hitzewelle beschert Arktis neuen Rekord

ARCHIV - 16.08.2015, ---, Nordpol: Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen mehrere Eisplatten.
Die Arktis wird momentan von einer Hitzewelle sondergleichen heimgesucht.
(Ulf Maurer/dpa)

21 Grad Celsius seien am Sonntag gemessen worden, teilte der kanadische Wetterdienst am Dienstag mit. Die Durchschnittstemperatur im Juli lag bisher bei 3,4 Grad, die Höchsttemperaturen liegen im Schnitt bei 7 Grad. „Es ist wirklich spektakulär“, sagte David Phillips, Chefklimatologe von Environment Canada. „Das ist beispiellos.“ Er sprach von einer wahren „arktischen Hitzewelle“.

Seit 2012 vermehrt hohe Temperaturen

In Alert an der Spitze der Insel Elllesmere befindet sich eine Militärbasis und seit 1950 eine Wetterstation. Der Ort liegt am 82. Breitengrad am Ufer des Arktischen Ozeans. Der bisherige Rekord lag bei 20 Grad, er wurde am 8. Juli 1956 gemessen. Seit dem Jahr 2012 wurden an mehreren Tagen Temperaturen zwischen 19 und 20 Grad erreicht.

„Einer von Aberhunderten Rekorden durch globale Erwärmung“

Am Montag dieser Woche erreichten die Temperaturen noch 20 Grad – an beiden Tagen war es in Alert wärmer als Victoria in British Columbia im Südwesten Kanadas, das für sein mildes Klima bekannt ist.

„Das ist eine ziemlich phänomenale Statistik. Es ist einer von Aberhunderten Rekorden, die durch die globale Erwärmung aufgestellt wurden“, twitterte der Meteorologe Armel Castellan.

Alaska: 31 statt 21 Grad

Betroffen von überhöhten Temperaturen ist nicht nur Kanada: Die Arktis wird seit Wochen von einer Hitzewelle heimgesucht. So wurden in Bettles im Norden Alaskas in diesem Juli im Schnitt 31 Grad gemessen – statt 21 Grad. Und in Jakutsk in Sibirien, bekannt als kälteste Stadt der Welt (im Winter), war es mit über 30 Grad ebenfalls über die Maßen heiß.

This Tuesday, July 9, 2019, Copernicus Sentinel-2 natural color satellite image provided by Maxar Technologies shows the Shovel Creek Fire, northwest of Fairbanks, Alaska. (Satellite image ©2019 Maxar Technologies via AP)
In der Arktis wüten gewaltige Waldbrände - wie hier nordwestlich von Fairbanks in Alaska.
(Copernicus Sentinel-2/AP)

Waldbrände breiten sich rasant aus

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Auch der Juni war schon zu heiß und trocken. Damit gehen die schlimmsten Wald- und Tundrabrände einher, die die Arktis erlebt haben. Brände sind in der nördlichen Hemisphäre zwischen Mai und Oktober gängig, aber dieses Jahr treten sie in ungewöhnlicher Breite und Intensität auf. Angesichts der durch die Hitze ausgetrockneten Wälder verbreiten sich die Feuer rasant.

Das europäische Erdbeobachtungssystem Kopernikus erfasste seit Anfang Juni mehr als 100 lange andauernde Waldbrände im Polarkreis – einige in der Größe von 100.000 Fußballfeldern, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mitteilte.

Mehr CO2, als Schweden in einem Jahr ausstößt

Die arktischen Böden sind sehr torfhaltig, einher geht insofern ein gewaltiger Kohlendioxid-Ausstoß. Der WMO zufolge wurde mit 50 Megatonnen allein im Juni so viel CO2 ausgestoßen wie in Schweden in einem ganzen Jahr. Dies entspreche außerdem in etwa der Menge, die durch Brände in Gebieten um den Nordpol im Monat Juni von 2010 bis 2018 insgesamt ausgestoßen wurde.

Und noch ein erschreckender Vergleich: Mark Parrington vom „Copernicus Climate Change Service“ zufolge entsprechen die Emissionen zwischen dem 1. und 14. Juli der Menge, die Länder wie Kuba und Tunesien im gesamten Jahr 2017 produzierten.

Permafrostboden schmilzt - Feuer nähert sich "Höllenschlund"

Forscher fürchten außerdem, dass die Brände die Permafrostböden schneller schmelzen lassen. Sie enthalten außer Kohlendioxid auch viel Treibhausgas Methan. In Sibirien nähern sich die Flammen gerade einer einen Kilometer langen und 800 Meter breiten Senke in der Batagai-Gegend, auch Höllenschlund genannt. Mit ihrer Tiefe von 100 Metern wird sie als Hinweis auf die dramatische Geschwindigkeit des auftauenden Permafrostes angesehen.

Ein Teufelskreis

Ein weiterer Nebeneffekt: Wenn sich Rußpartikel, die teils bis nach Europa wandern, auf Schnee- und Eisflächen legen, absorbieren diese mehr Sonnenstrahlung und noch schneller, was wiederum zur Erwärmung der Arktis beiträgt.

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