Alaska droht riesiger Erdrutsch: Forscher warnen in offenem Brief vor schwerem Tsunami | The Weather Channel
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Alaska droht riesiger Erdrutsch: Forscher warnen in offenem Brief vor schwerem Tsunami

09.05.2020, USA, Juneau: Mendenhall-Gletscher. Der Gletscher ist eine beliebte lokale Attraktion. Foto: Becky Bohrer/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Forscher sorgen sich, dass ein Hang oberhalb des Barry Glaciers in Alaska abrutschen und einen Tsunami auslösen könnte (Symbolbild)
(Becky Bohrer/AP/dpa )

In einem öffentlichen Brief warnen mehrere Wissenschaftler davor, dass ein instabiler, kilometerlanger Hang am Prince William Sound in Alaska abrutschen und einen gewaltigen Tsunami auslösen könnte. Dies könne innerhalb des nächsten Jahres geschehen, wahrscheinlich komme es innerhalb von 20 Jahren dazu.

Der Barry Gletschers an dem knapp 100 Kilometer von Anchorage entfernten Fjord sei aufgrund der Erderwärmung so stark geschmolzen, dass nur noch ein Drittel des Hanges von Eis gestützt werde, berichten die Forscher laut "New York Times". Es genügten ein Erdbeben, lang anhaltender Starkregen oder sogar eine Hitzewelle, um den Erdrutsch auszulösen.

"Verheerende Auswirkungen" befürchtet

Alaskas Ministerium für Natürliche Ressourcen befürchtet "verheerende Auswirkungen für Fischer und Erholungssuchende", wenn es zu dem „immer wahrscheinlicher werdenden Tsunami“ kommen sollte. Menschen wird in einer Mitteilung dringend empfohlen, „alle identifizierten Gefahrenzonen zu meiden, bis die Gefahren angemessen verstanden und charakterisiert werden können".

Tsunami kann 100 Meter erreichen

Nach einer Computermodellierung könnte ein Einsturz des gesamten Hangs - grob geschätzt 500 Millionen Kubikmeter Fels und Erde – einen Tsunami von möglicherweise 100 Metern Höhe oder mehr verursachen. Nach 20 Minuten würde er die Stadt Whittier erreichen, die am Kopf eines weiteren, rund 50 Kilometer entfernten Fjords liegt. Hier könnte die Wasserwand immer noch gut 9 Meter hoch sein und erhebliche Zerstörungen verursachen.

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Hig Higman von der Organisation Ground Truth, der sich mit geologischen Gefahren befasst, nennt das Szenario im Gespräch mit der "New York Times" "wirklich beunruhigend".

Forscher für Echtzeit-Überwachung des Hangs

Die Forscher hoffen, dass Geld für eine nahezu Echtzeit-Überwachung des Hangs zur Verfügung gestellt wird, die vor einem möglichen Erdrutsch und Tsunami warnt.

Der Fjord, der Barry Arm und andere nahegelegene Gewässer werden häufig von Touristen- und Fischerbooten frequentiert, und das umliegende Land ist ein beliebtes Gebiet für Jäger. Bei gutem Wetter halten sich im Sommer dem Ministerium zufolge rund 500 Menschen in der Gegend auf. In Whittier selbst wohnen nur einige Hundert Einwohner, der Ort dient allerdings als Anlegeplatz für Kreuzfahrtschiffe mit Tausenden Passagieren, die landeinwärts nach Anchorage und weiter nach Norden fahren.

Tsunamis gab es in Alaska bereits in der Vergangenheit

Tsunamis durch Erdrutsche sind selten, sind bereits in Alaska aufgetreten, so etwa am 9. Juli 1958 in der Lituya-Bucht an der Südostküste, als ein nahes Erdbeben 40 Millionen Kubikmeter Fels in die enge Bucht rutschen ließ. Nachträglich wurde rekonstruiert, dass der Tsunami eine Höhe rund 520 Metern erreichte. Als die Welle die Mündung der Bucht erreichte, war sie noch gut 22 Meter hoch und überflutete mehrere Fischerboote. Zwei Menschen starben damals.

Auch in Grönland kam es 2017 zu einem Erdrutsch an der Westküste Grönlands. Der daraus folgende Tsunami zerstörte ein Fischerdorf und tötete vier Menschen.

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