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Dürre und Schädlinge - wie es um die deutschen Wälder steht | Weather.com
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Klima

Dürre und Schädlinge - wie es um die deutschen Wälder steht

Neben Waldbränden, Stürmen und Schadorganismen haben vor allem auch die extreme Hitze und Trockenheit der vergangenen zwei Sommer den Bäumen zugesetzt. Foto: GettyImages

Auf einen Blick

  • Neben Waldbränden, Stürmen und Schadorganismen setzen unseren Wäldern extreme Hitze und Trockenheit zu
  • Betroffen sind Waldgebiete in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen
  • Besonders schwierig dürfte es in den kommenden Monaten für die Fichte werden
  • Die Buchenkomplexkrankheit macht unserer wichtigsten Laubbaumart zusätzlich zu schaffen

Die Lage in den deutschen Wäldern ist angespannt – und die Bundesregierung erwartet, dass sie sich noch weiter verschärft. Für das Jahr 2020 prognostiziert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine Zunahme des Anteils an beschädigtem Holz von 105 auf 160 Millionen Kubikmeter.

Besonders betroffen sind demnach die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen; bundesweit muss laut BMEL eine Fläche von 245.000 Hektar wiederbewaldet werden. Zwar entspricht das nur gut zwei Prozent der gesamten bewaldeten Fläche in der Bundesrepublik, doch trotzdem warnen Experten vor einer weiteren Zunahme der Problematik.

„Bereits jetzt sind in vielen Wäldern deutliche Schäden vorhanden, die man zum Teil auch mit dem bloßen Auge sehen kann", sagt etwa Alexandra Arnold, Forstassessorin und Geschäftsführerin des Deutschen Forstvereins e.V. (DFV) in Göttingen. So zeigten zahlreiche Fichten orangefarbene oder braune Verfärbungen. Viele Laubbäume, darunter Buchen und Eichen, weisen blattlose Äste in der Krone auf – ein Hinweis darauf, dass diese bereits abgestorben sind.

Ursachen und Folgen

Zu schaffen machen den Wäldern vor allem die heißen und trockenen Witterungsverhältnisse der vergangenen zwei Jahre. Bekommen Bäume nicht ausreichend Wasser, leiden sie unter Trockenstress: Sie sind geschwächt und ihr Wachstum verlangsamt sich. Neben der durch die Trockenheit erhöhten Walbrandgefahr steigt auch die Anfälligkeit der Bäume gegenüber Stürmen.

Eine große Gefahr geht außerdem von Schadorganismen wie beispielsweise Borkenkäfern aus. Diese wiederum profitieren von den trockenen und heißen Witterungsverhältnissen, die für sie optimale Lebensbedingungen darstellen.

Besonders betroffene Arten

"Der Zustand ist so schlecht, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr". Borkenkäfer haben vom milden Winter profitiert, Die Tiere konnten in großer Zahl überleben. Foto: GettyImages

Schwierig dürften die kommenden Monate vor allem für die Fichte werden, den wichtigsten Wirtschaftsbaum in Deutschland. Grund ist in erster Linie der Borkenkäfer – die milden Witterungsverhältnisse der vergangenen Monate haben dafür gesorgt, dass die Käfer den Winter in großer Zahl überleben konnten. Einige Arten können auch gesunde Bäume befallen – sie bohren sich in die Stämme und können bei starker Vermehrung ganze Waldbestände zum Absterben bringen.

Normalerweise wehren sich Fichten mithilfe ihres Harzes gegen die Insekten, doch bei Wassermangel können sie nicht genug davon bilden. Den Bäumen droht möglicherweise ein Katastrophenjahr, befürchtet Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. „Schon jetzt ist bei den Fichten der Zustand so schlecht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.“

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Auch um die hierzulande wichtigste Laubbaumart, die Buche, steht es schlecht. Bereits jetzt leiden die Bestände unter Dürreschäden, erschwerend hinzu kommt die Buchenkomplexkrankheit. Hier bedingen sich die Probleme ebenfalls gegenseitig. Schadorganismen habe es zwar schon immer gegeben, sagt Blaschke. Doch die Folgen des Klimawandels sorgten für ein Ungleichgewicht: „Die veränderten Wetterverhältnisse können dazu führen, dass sich Schadorganismen plötzlich explosionsartig ausbreiten können.“

Selbstheilungskräfte nicht ausreichend

Bis zu einem gewissen Grad sind Bäume in der Lage, Schäden zu regenerieren. „Im Stammholz unter den äußeren lebenden Jahrringen speichern Bäume Nährstoffe, von denen sie in schlechten Zeiten zehren und sich zu einem gewissen Grad regenerieren können“, sagt DFV-Geschäftsführerin Alexandra Arnold.

Diese eiserne Reserve sei allerdings irgendwann aufgebraucht, der Baum beginne dann von der Krone herab abwärts nach und nach abzusterben. Ist ein Ast aber erst einmal abgestorben, kann er nicht wieder regeneriert werden. Die einzige Überlebenschance besteht dann in der Bildung neuer Triebe – dafür jedoch benötigt der Baum Wasser und Nährstoffe.

Waldumbau als Zukunftschance

Um unserer Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssen Experten zufolge Monokulturen durch Laubmischwälder ersetzt werden. Foto GettyImages

Angesichts des voranschreitenden Klimawandels werden die deutschen Wälder in ihrer heutigen Form nicht bestehen können. „Wir rechnen in den kommenden Jahrzehnten mit tiefgreifenden Veränderungen im Waldbild“, sagt Michael Blaschke von Wald und Holz NRW. Die Fichte werde aus Lagen unter 400 Metern voraussichtlich weitgehend verschwinden.

Nötig ist dem Experten zufolge ein umfassender Waldumbau – die Monokulturen der Gegenwart müssten dabei nach und nach durch Laubmischwälder ersetzt werden, die deutlich widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Klimawandel sind.

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