Heuschrecken in Kenia: Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die biblische Plage | The Weather Channel
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Heuschrecken in Kenia: Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die biblische Plage

Stephen Mudoga, 12, the son of a farmer, chases away a swarm of locusts on his farm as he returns home from school, at Elburgon, in Nakuru county, Kenya Wednesday, March 17, 2021. It's the beginning of the planting season in Kenya, but delayed rains have brought a small amount of optimism in the fight against the locusts, which pose an unprecedented risk to agriculture-based livelihoods and food security in the already fragile Horn of Africa region, as without rainfall the swarms will not breed. (AP Photo/Brian Inganga)
Seit zwei Jahren wird das Horn von Afrika von einer beispiellosen Heuschreckenplage heimgesucht
(AP Photo/Brian Inganga)

Der Konvoi aus Kleinlastern hinterlässt im Hügelland von Baraka eine Staubwolke und irritierte Anwohner. Die mit Sprühpistolen ausgerüsteten Fahrzeuge bremsen, sobald die Soldaten am Steuer den Feind sichten: Milliarden von Wüstenheuschrecken, die sich in dem kenianischen Gebiet auf Äckern und in Wäldern niedergelassen haben.

Die Entsendung der Soldaten zur Unterstützung der üblichen Agrarexperten zeugt von der Schwere der Bedrohung im zweiten Jahr der Heuschreckenplage in Ostafrika. Die Schwärme junger Insekten treffen in Wellen von ihren Brutstätten in Somalia ein, wo die unsichere politische Lage den Kampf gegen die Schädlinge erschwert.

Vorsichtiger Optimismus bei der Bekämpfung

In Kenia beginnt gerade die Pflanzsaison, und Bauern fürchten um ihre Ernte. Nach Angaben der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO wurden die Heuschrecken auch im Rifttal entdeckt, wo die kenianischen Grundnahrungsmittel Mais, Weizen und Kartoffeln angebaut werden. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Denn aufgrund verspäteter und relativ schwacher Regenfälle in Kenia und im benachbarten Äthiopien dürften sich die Insekten in diesem Frühjahr nur begrenzt fortpflanzen, wie die FAO kürzlich erklärte. Die UN-Organisation sprach von "vorsichtigem Optimismus, dass der derzeitige Anstieg am Horn von Afrika zurückgeht"

Zudem zeigen auch die Einsätze zur Bekämpfung Erfolge. Im vergangenen Jahr war es den Behörden gelungen, die größte Heuschreckenplage in Kenia seit 70 Jahren vor allem mittels koordinierter Sprüheinsätze aus der Luft mit Pestiziden einzudämmen, mit denen rasch große Flächen abgedeckt werden konnten. Damals hatten sich allerdings viele der Schwärme in unbesiedelten Gebieten niedergelassen. In diesem Jahr ist die Herausforderung größer, weil auch stärker bewohnte Regionen betroffen sind. Daher kommt das Sprühen vielfach nicht in Frage, da es auch Menschen und Nutztieren schaden könnte, wie der FAO-Experte Ambrose Nyatich erklärt.

"Auf unserer Farm gibt es fast nichts mehr"

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Wüstenheuschrecken stellen der UN-Organisation zufolge ein beispielloses Risiko sowohl für die Bauern als auch für die Nahrungsmittelsicherheit am Horn von Afrika dar – zumal die Region bereits durch Wirtschaftskrisen, Dürren und Konflikte geschwächt ist. Nach Angaben der ostafrikanischen Zwischenstaatlichen Behörde für Entwicklung kann ein typischer Schwarm von Wüstenheuschrecken bis zu 150 Millionen Insekten pro Quadratkilometer umfassen und an nur einem Tag eine Menge an Nutzpflanzen zerstören, die für die Ernährung von 2500 Menschen ausreichen würde.

Bäuerinnen wie Hannah Nyokabi aus der Gemeinde Baraka – was auf Suaheli "Segen" bedeutet – stecken in einer schwierigen Situation. Denn so reduzieren geringe Regenmengen zwar die Bedrohung durch die Heuschrecken, bedeuten zugleich aber fast sicher eine schlechte Ernte. "Die Dinge haben sich sehr schlecht entwickelt", sagt sie. "Auf der Farm gibt es fast nichts. Wir haben Kinder in der Schule und sind auf die Farm angewiesen, um das Schulgeld bezahlen zu können."

Kinder sammeln tote Tiere ein: "Das ist Geld, das uns vor die Haustür gefallen ist"

Eine andere Bäuerin, Anne Wa Mago, sagt, eine schlechte Ernte sei besser als nichts. "Wir haben Glück, dass die Heuschrecken eingetroffen sind, als wir noch nicht ausgesät hatten, sonst hätten sie unsere Erzeugnisse vernichtet", erklärt die 60-Jährige und zeigt auf einen Baum, in dem sich Tausende der gefräßigen Insekten tummeln.

Gruppen von Schulkindern, einige von ihnen tragen noch ihre Schuluniformen, sammeln auf Farmen Heuschrecken ein. Für sie ist der kürzlich eingetroffene Schwarm, der fast die Sonne verdunkelt, ein Glücksfall. Denn eine Nichtregierungsorganisation zahlt Geld für jedes Kilogramm Heuschrecken. Sie will aus den Insekten Vieh- oder Fischfutter machen. "Das ist Geld, das uns vor die Haustür gefallen ist", sagt der 16 Jahre alte John Mbithi. Die zwölfjährige Anne Wangari erzählt, dass sie schon morgens vor der Schule 35 Kilogramm Heuschrecken eingesammelt habe. Die FAO warnt allerdings davor, die Insekten zu verfüttern, weil diese zuvor mit Pestiziden besprüht worden sein könnten.

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