Bazaar
"Alarmstufe Rot!" UN-Klimabericht warnt vor mehr Wetterextremen | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Klima

"Alarmstufe Rot!" UN-Klimabericht warnt vor mehr Wetterextremen

Im Zuge der Erderwärmung werden auch in Europa extreme Hitzewellen, Dürre und auch Waldbrände häufiger werden, warnen Klimaforscher
(GettyImages)

Dürren, Hitzewellen, Brände, Starkregen und Überschwemmungen haben in den vergangenen Wochen und Monaten Hunderttausende Menschen weltweit heimgesucht. Es wird noch schlimmer werden, warnt eine der Autorinnen eines neuen UN-Klimaberichts. Verstecken könne sich davor niemand.

In einem neuen Bericht hat der Weltklimarat vor einem zunehmend drastischen Temperaturanstieg auf unserem Planeten mit immer häufigeren Wetterextremen gewarnt. Bereits in den 2030er-Jahren werde sich die Erde um mehr als 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erwärmt haben, heißt es in dem am Montag vorgestellten Bericht zu den physikalischen Grundlagen des Klimawandels. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, für die Menschheit bedeuteten diese Prognosen "Alarmstufe Rot".

Bleiben Sie mit der kostenlosen App von The Weather Channel immer auf dem neuesten Stand! Hier herunterladen!

Im Klimaschutzabkommen von Paris 2015 hatten sich die Teilnehmer darauf geeinigt, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts beschränken zu wollen, möglichst auf unter 1,5 Grad. Doch bereits jetzt beträgt der Anstieg fast 1,1 Grad und egal, wie dramatisch die Emissionen eingeschränkt werden, dürfte das höher angesetzte Ziel von 1,5 Grad in den 2030er Jahren überschritten werden.

„Man kann nirgendwohin fliehen, sich nirgendwo verstecken“

„Es ist einfach garantiert, dass es schlimmer werden wird“, sagte Co-Autorin Linda Mearns vom Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung in den USA über die dadurch zu erwartenden Wetterextreme. „Ich sehe keine Gegend, die sicher davor ist ... Man kann nirgendwohin fliehen, sich nirgendwo verstecken.“

Im Bericht wurden präzisere und wissenschaftlich besser untermauerte Prognosen für das 21. Jahrhundert getroffen als im letzten derartigen Bericht im Jahr 2013. Es wurden darin fünf verschiedene Szenarien angenommen, je nachdem, um wie viel die Emissionen eingeschränkt werden. Unabhängig davon wird das 1,5-Grad-Ziel in den 2030er Jahren überschritten und in drei der fünf Szenarien, in denen es ein weniger entschlossenes Vorgehen gibt, wird sich die Erde auch um mehr als zwei Grad erwärmen. Noch mehr und noch schlimmere Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen wären die Folge.

Meeresspiegelanstieg um 30 Zentimeter

„Dieser Bericht sagt uns, dass die jüngsten Veränderungen im Klima umfassend und rasch sind und sich verstärken, so wie es in Tausenden von Jahren noch nicht vorgekommen ist“, sagte die Klimarat-Vizevorsitzende Ko Barrett. Vor allem sind sie eines - menschengemacht -, wie in dem mehr als 3000 Seiten langen Report deutlich gemacht wird, an dem 234 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgeabeitet haben.

Die Erderwärmung lässt längst Eisflächen schmelzen und die Meerespegel ansteigen. Ein 15 bis 30 Zentimeter höherer Wasserstand bis Mitte des Jahrhunderts sei im Grunde schon fixiert, sagte Bob Kopp von der Rutgers University, der ebenfalls an dem Bericht mitgearbeitet hat.

Extreme Hitzewellen nehmen zu

FILE - In this Wednesday, Feb. 17, 2021 file photo, a floating dock sits on the lakebed of the Suesca lagoon, in Suesca, Colombia. The lagoon, a popular tourist destination near Bogota that has no tributaries and depends on rain runoff, has radically decreased its water surface due to years of severe droughts in the area and the deforestation and erosion of its surroundings. (AP Photo/Fernando Vergara, File)
Risiko Dürre: Weltweit trocknen zunehmend wichtige Seen und Flüsse aus. Bild vom 17. Februar 2021 zeigt den ausgetrockneten Suesca-See, der 60 km entfernt von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota liegt.
(AP Photo/Fernando Vergara, File)
Advertisement

Dem Bericht zufolge ereignet sich eine Hitzewelle, wie sie es früher alle 50 Jahre gab, nun alle zehn Jahre. Und wenn sich die Erde um ein weiteres Grad erwärmt, wird das zweimal alle sieben Jahre der Fall sein. Die Menschheit müsse sich auf gleichzeitig stattfindende Klimakatastrophen gefasst machen, wie zuletzt im Westen der USA, wo Hitze Dürre und Waldbrände gewaltige Schäden verursachten, sagte Mearns vom US-Zentrum für Atmosphärenforschung.

Trotz der düsteren Prognosen gab UN-Generalsekretär Guterres die Hoffnung nicht auf, dass das 1,5-Grad-Ziel doch noch irgendwie erreicht werden könne. „Alles, was wir tun können, um (die Erderwärmung) einzuschränken, um sie zu verlangsamen, wird sich auszahlen“, sagte er.

Erwärmung um 3,3 Grad – das Worst-Case-Szeanario

Im Worst-Case-Szenario des Berichts könnte es auf der Welt Ende des Jahrhunderts rund 3,3 Grad heißer sein als es jetzt der Fall ist. Aber ein solches Extrem sei zunehmend unwahrscheinlich, ebenso wie die Annahme, dass die Erderwärmung geringer ausfallen könnte als gedacht, sagte Zeke Hausfather, Direktor für Klimawandel beim Breakthrough Institute und ein weiterer Mitautor des Berichts.

Ebenso gehen die Experten nicht mehr von den katastrophalsten denkbaren Ereignissen aus, wie einem Kollaps des Eisschilds in der Antarktis oder einer abrupten Verlangsamung der Meeresströmungen. Ausgeschlossen werden können solche sogenannten „Tipping Points“ aber nicht.

Die vier wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

Der Mensch ist schuld: Dem Bericht zufolge ist so gut wie die gesamte Erwärmung der Erdtemperaturen seit der vorindustriellen Zeit auf die Freisetzung von Gasen wie Kohlendioxid oder Methan zurückzuführen. Diese entstehen unter anderem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl, Holz oder Erdgas. Nur für einen sehr kleinen Bruchteil, maximal 0,1 oder 0,2 Grad, des Temperaturanstiegs seit dem 19. Jahrhundert sehen Wissenschaftler natürliche Gründe wie die Sonne verantwortlich.
Ziele von Paris: Fast alle Staaten der Welt haben sich zu den Pariser Klimaschutzzielen von 2015 bekannt, die globale Erderwärmung bis 2100 auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts beschränken zu wollen, möglichst auf unter 1,5 Grad. Doch die 1,5-Grad-Schwelle wird dem Bericht zufolge schon in den 2030er Jahren überschritten, früher als in vorherigen Prognosen. Und zwar in allen fünf verschiedenen Szenarien, die die Wissenschaftler angenommen haben und die darauf basieren, wie stark oder wenig stark die Emissionen eingeschränkt werden. In drei der fünf Szenarien ist auch das Zwei-Grad-Ziel nicht zu halten.
Die Konsequenzen: Die Eisschmelze und der Anstieg der Meeresspiegel beschleunigen sich bereits. Wetterextreme wie Stürme und Hitzewellen dürften sich dem Bericht zufolge noch verschlimmern und häufiger werden. Selbst wenn die Emissionen dramatisch eingeschränkt werden, sind einige der Veränderungen am Klima auf Jahrhunderte hinaus nicht mehr umkehrbar.
Kleiner Hoffnungsschimmer: Die meisten der Prognosen des Weltklimarates sind düster, doch zumindest würden einige der katastrophalsten Vorhersagen abgeschwächt. Die sogenannten „Tipping Points“, also Ereignisse, die weltweit katastrophale Auswirkungen hätten wie ein Kollaps des Eisschilds in der Antarktis oder die abrupte Verlangsamung von Meeresströmungen gelten mittlerweile als eher unwahrscheinlich. Ausgeschlossen werden können sie aber nicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Apokalyptische Szenen in Südeuropa bei Waldbränden - und die nächste Hitzewelle beginnt

Vulkan auf Sizilien erneut ausgebrochen

Advertisement
Hidden Weather Icon Masks
Hidden Weather Icon Symbols