Faktencheck: Wo die Welt bei Klimawandel und Klimaschutz wirklich steht | The Weather Channel
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Faktencheck: Wo die Welt bei Klimawandel und Klimaschutz wirklich steht

13.12.2019, Italien, Turin: Greta Thunberg, Klimaaktivistin und Schülerin aus Schweden, spricht vor Teilnehmern bei einem Klimamarsch.
13.12.2019, Italien, Turin: Greta Thunberg, Klimaaktivistin und Schülerin aus Schweden, spricht vor Teilnehmern bei einem Klimamarsch.
(dpa)

Die Überschwemmungen in Deutschland, Dürre in der Sahel-Zone in Afrika, Waldbrände in Amerika, Hitze in Sibirien: Es gibt kaum noch Naturkatastrophen, zu denen der Klimawandel nicht beigetragen hat. Die Erwärmung der Atmosphäre sorgt dafür, dass sich außerordentliche Wetterlagen häufen und extremer werden. Ein Überblick über das, was kommen könnte - und das, was die Welt derzeit dagegen unternimmt.

Was sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse?

Das Klima hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) bereits um 1,1 Grad erwärmt. Das ist die globale Mitteltemperatur, die Regionen sind unterschiedlich betroffen. In Deutschland sind es bereits 1,6 Grad. Das hat drastische Folgen: Der Meeresspiegel steige so schnell wie seit rund 3000 Jahren nicht mehr, der Gletscherrückgang sei so stark wie seit etwa 2000 Jahren nicht mehr, berichteten die Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC im August. Die Konzentration des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre ist demnach die höchste seit etwa zwei Millionen Jahren.

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Die Menschen müssten sich auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen. "Wir werden es vermutlich nicht mehr verhindern können, dass das Nordpolarmeer bis 2050 im Sommer zumindest in einzelnen Jahren weitgehend eisfrei sein wird", sagt Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie.

Was soll getan werden - und wie sieht die Realität aus?

2015 schlossen mehr als 190 Staaten in Paris ein Klimaabkommen. Sie einigten sich auf das Ziel, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, und möglichst 1,5 Grad zu erreichen. Dazu sollten alle Länder Aktionspläne auflegen. Auf dem richtigen Pfad sind aber nur wenige.

Für das 2-Grad-Ziel muss die Welt nach Ansicht des IPCC spätestens zwischen 2050 und 2070 Klimaneutralität erreichen. Das bedeutet, dass nur noch höchstens so viel Treibhausgas ausgestoßen werden darf, wie Senken aufnehmen können. Allerdings handeln die Regierungen nicht danach: Nach den bisherigen Plänen werden 2030 einem Bericht des UN-Umweltprogramms Unep zufolge mehr als doppelt so viele klimaschädliche fossile Brennstoffe produziert wie mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar. Selbst, wenn alle angekündigten Schritte für sauberere Energie umgesetzt würden, wird der CO2-Ausstoß laut der Internationalen Energiebehörde IEA bis 2050 nur um 40 Prozent sinken.

Was wollen Deutschland und die EU tun?

Die EU hat das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, die Bundesregierung will dies schon in weniger als 25 Jahren schaffen, bis 2045. Im Dezember 2020 bekräftigten die EU-Regierungen das verbindliche EU-Ziel, die Treibhausgasemissionen in der Union schon bis 2030 netto um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu verringern.

Was wollen die größten Treibhausgasverursacher tun?

China und die USA sind in absoluten Zahlen die größten Treibhaugasverursacher, vor Indien. China hatte 2019 nach Zahlen des Global Carbon Projects einen Anteil von fast 28 Prozent an der globalen Gesamtmenge im Jahr, die USA knapp 14 Prozent. Pro Kopf stoßen unter den größeren Industrieländern Australier, US-Amerikaner und Kanadier die meisten Treibhausgase aus, rund 16 Tonnen im Jahr. China liegt mit 7,1 Tonnen noch hinter Deutschland mit 8,4 Tonnen. Diese Zahlen stammen aus dem Datenprojekt OurWorldInData der Oxford-Universität und beziehen sich auf 2019.

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In China wächst der Ausstoß noch und soll nach dem Willen der Regierung erst ab 2030 fallen. Die Regierung strebt Klimaneutralität bis 2060 an. Die USA waren unter Ex-Präsident Donald Trump in Sachen Klimaschutz vier Jahre abgetaucht. US-Präsident Biden will den Treibhausgasausstoß bis 2030 auf die Hälfte von 2005 reduzieren.

Wer hat seit 1750 die meisten Treibhausgase ausgestoßen?

In Schwellenländern wie Indien steigen die Emissionen weiter stark. Sie argumentieren, dass sie auch die Chance zur Industrialisierung brauchen. Für den Großteil der Treibhausgase in der Atmosphäre seien die Industrieländer verantwortlich. Das stimmt. Auf die USA entfällt seit 1750 rund ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen, rund 410 Milliarden Tonnen (bis 2019), wie OurWorldInData zeigt. Chinas Anteil liegt bei rund 220, Russlands bei 114, Deutschlands bei rund 92, Indiens bei 52 Milliarden Tonnen.

Wer leidet am meisten unter dem Klimawandel?

Regionen, die am wenigsten Treibhausgase ausgestoßen haben, spüren den Klimawandel mitunter am deutlichsten: Inselstaaten im Pazifik erleben den Meeresspiegelanstieg, Grönland den Eisschwund, und in Afrika sind die Folgen mit mehr und heftigen Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Erdrutschen laut Weltwetterorganisation (WMO) stärker zu spüren als im globalen Durchschnitt.

Warum macht die Corona-Pandemie alles noch schlimmer?

Im ersten Corona-Jahr 2020 sind die Treibhausgasemissionen durch die pandemiebedingte Einschränkung des Wirtschaftslebens und den massiven Rückgang des Flugverkehrs zwar leicht zurückgegangen. Weil Sozialmaßnahmen und die Wiederankurbelung der Wirtschaft viel Geld kosten, pochen manche Länder jetzt darauf, dass wirtschaftliche Erholung Vorrang vor dem Klimaschutz haben muss. Manche Regierungen unterstützen ärmere Länder deshalb weniger beim Klimaschutz. 2021 kürzte Großbritannien die Entwicklungshilfe von 0,7 auf 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In Deutschland lag sie nach Angaben der Wirtschaftsorganisation OECD 2020 bei 0,73 Prozent des BIP.

Warum soll die Konferenz in Glasgow mehr bringen als die in Paris?

Hier sei ein Name genannt: Greta Thunberg. Die Schwedin begann 2018 mit damals 15 Jahren einen "Schulstreik für das Klima". Sie elektrisierte damit Millionen junge Menschen in aller Welt, die seitdem als Bewegung "Fridays for Future" Klimastreiks und andere Aktionen auf die Beine stellen. Ebenfalls seit 2018 agiert die Bewegung "Extinction Rebellion", die mit zivilem Ungehorsam - etwa Blockaden und Besetzungen - mehr Einsatz der Regierungen zum Erhalt von Arten und gegen den Klimawandel fordert. Dadurch, und durch die sich häufenden Naturkatastrophen ist das Thema Klimaschutz wie nie zuvor in den Fokus gerückt.

Was soll in Glasgow erreicht werden?

Insgesamt sollen Länder deutlich ehrgeizigere Aktionspläne zur Reduzierung der Treibhausgase vorlegen. 90 haben das bereits getan. Die reichen Länder sollen ihr Versprechen von 2009 einlösen, jedes Jahr 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz in ärmeren Ländern bereitzustellen. Alle Länder sollen den Kohleausstieg beschleunigen, Wälder als CO2-Senken sollen besser geschützt werden.

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