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Klimasünder am Persischen Golf: Wie ein Ölstaat die Umweltprobleme weiter ignoriert | The Weather Channel
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Klimasünder am Persischen Golf: Wie ein Ölstaat die Umweltprobleme weiter ignoriert

A woman feeds stray cats at the marina in Kuwait City, Feb. 11, 2022. Last summer, birds dropped dead from the sky and shellfish baked to death in the bay. Yet Kuwait stayed silent as the rest of the region’s wealthy petrostates joined a chorus of nations setting climate goals ahead of last fall’s U.N. climate summit in Glasgow. (AP Photo/Maya Alleruzzo)
Kuwait gilt als einer der heißesten Orte der Welt: Im vergangenen Sommer erreichten die Temperaturen 53 Grad. Dennoch hält der Golfstaat weiter an billiger und umweltschädlicher Energie fest. Reduzierung der Treibhausgase? Fehlanzeige
(AP Photo/Maya Alleruzzo)

Kuwait hält sich mit Klimazielen zurück, Energie ist dort billig wie sonst kaum irgendwo. Dabei sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich zu sehen und zu spüren.

Vögel fielen tot vom Himmel, in der Bucht starben die Seepferdchen im brütend heißen Wasser. Die Felsen waren von toten Muscheln überzogen, aufgeklappt, als ob sie im Kochtopf zubereitet worden wären. Es war der vergangene Sommer in Kuwait, als die Lufttemperaturen dort mehr als 53 Grad Celsius erreichten und das Emirat am Persischen Golf zu einem der heißesten Orte auf dem Globus werden ließen.

Kuwait ist von Hitzeextremen im Zuge des Klimawandels besonders stark betroffen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte es nach Ansicht von Wissenschaftlern außerhalb von Kuwait-Stadt nicht nur für Vögel und Meerestiere, sondern auch für Menschen lebensbedrohlich sein. Schon jetzt führt eine kürzlich veröffentlichte Studie mehr als zwei Drittel der Hitzetoten in der Hauptstadt auf den Klimawandel zurück.

Kuwait schweigt wenn es um Reduzierung der Treibhausgase geht

Und doch bleibt der Kampf Kuwaits gegen die Klimakrise verhalten. Der kleine Golfstaat zählt zu den weltweit größten Ölproduzenten, und bei der Luftverschmutzung pro Kopf liegt Kuwait weit vorne. Während sich die benachbarten Ölförderer vor dem UN-Klimagipfel von Glasgow im vergangenen Jahr neue Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase setzten, schwieg Kuwait. Die Regierung wiederholte lediglich eine schon vor Jahren gemachte Zusage, die Emissionen bis 2035 um 7,4 Prozent zu drücken.

„Wir sind extrem bedroht“, fasst die Umweltexpertin Samia Alduaidsch die Lage zusammen. „Die Reaktion ist aber so zurückhaltend, dass sie gar keinen Sinn ergibt.“ Auch wenn die Klimamaßnahmen der umliegenden Ölförderländer angesichts der geringen Einwohnerzahl nicht zu den weltweit großen Beiträgen zählen, so haben sie doch symbolisches Gewicht. In Kuwait mit seinen 4,3 Millionen Einwohnern scheint hingegen Stillstand zu herrschen – teils wegen populistischen Drucks aus dem Parlament, teils auch, weil diejenigen, die die Hand an den Emissionshebeln haben, auch nahezu den gesamten Gewinn aus der Ölgewinnung einstreichen.

„Der Regierung sind Umweltprobleme sind egal“

Dabei gebe es durchaus Spielraum für den Klimaschutz, ist der Abgeordnete Hamad al-Matar, Vorsitzender des parlamentarischen Umweltausschusses, überzeugt. „Die Regierung hat das Geld, die Informationen und die Manpower, um etwas zu bewirken“, sagt er. Aber: „Umweltprobleme sind ihr egal.“

Nach wie vor wird Öl zur Stromerzeugung verbrannt. Die erneuerbaren Energien können weniger als ein Prozent der Nachfrage befriedigen – weit weniger als das von Kuwait gesetzte Ziel von 15 Prozent bis 2030. Auch eine ehrgeizige Solar- und Windkraftanlage in der Wüste, eingerichtet vor knapp einem Jahrzehnt, hat keine Wende gebracht.

Projekte für grüne Energie versanden

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Zunächst hatte der Schagaja-Energie-Park die Erwartungen mehr als erfüllt, wie Ingenieure beteuern. Es war die erste Anlage mit einer Kombination zur Gewinnung von Solar-, Wind- und thermischer Solarenergie am Golf. Laut dem kuwaitischen Institut für Wissenschaftsforschung lieferte der Windpark im ersten Jahr sogar 20 Prozent mehr Energie als erwartet.

Optimismus und Schwung ließen jedoch bald nach. Die Regierung ließ sich die Kontrolle des Projekts aus den Händen nehmen, um private Investoren dafür zu gewinnen. Es folgten Verzögerungen und geplatzte Gebote. „Die Verantwortlichen haben die falschen Entscheidungen getroffen“, sagt Walid al-Nassar vom kuwaitischen Rat für Umwelt, Planung und Entwicklung. „Niemand brachte etwas voran oder wollte verstehen. Alle sagen nur: ‚Lasst es uns so machen, wie wir es in den letzten 70 Jahren gemacht haben.‘“ Die Zukunft des Projekts bleibt ungewiss.

„Anreize für Verhaltensänderungen fehlen“: Billige Energie um jeden Preis

Derweil genießen die Kuwaiter Benzin- und Energiepreise, die zu den niedrigsten weltweit gehören. Kommt aus den Reihen der Regierung ein Vorschlag, die umfassenden Subventionen zu kürzen, wehrt das Parlament ab – selbst im wörtlichen Sinne, denn in den Debatten kommt es durchaus auch einmal zu Handgreiflichkeiten.

„Das ist eine der größten Herausforderungen“, sagt die Stadtentwicklerin Sharifa Alschalfan über die billige Energie in Kuwait. Sie werde als eine Art festgeschriebenes Recht betrachtet. „Wir haben keine Maßnahmen, wie sie Städte weltweit ergriffen haben, um Anreize für die Menschen zu schaffen, ihr Verhalten zu ändern“, erklärt Alschalfan. Mit Subventionen sogar für die Reichsten bleibe Energieverschwendung an der Tagesordnung. Selbst bei monatelangen Urlauben liefen die Klimaanlagen in den Wohnungen und Häusern weiter.

Für Umweltschützer ist das frustrierend. Die Umwelt- und Klimasünder setzten sich durch, beklagt der Aktivist Baschar al-Huneidi. Dabei ist die Verschmutzung mit ihren Folgen unübersehbar. „Wenn man an der Bucht entlanggeht, möchte man sich manchmal wirklich übergeben“, sagt al-Huneidi.

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