Erneut Erdrutsche und Fluten: Klimawandel macht Monsun unberechenbar | Weather.com
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Erneut Erdrutsche und Fluten: Klimawandel macht Monsun unberechenbar

June 8, 2022, Kathmandu, Bagmati, Nepal: A man tries to open a drainage system for the smooth flow of water while the road is flooded with rain water at Anamnagar,Kathmandu on Wednesday..The roads in the valley suffers from frequent flash floods as a result of poor drainage system during the monsoon season. Kathmandu Nepal - ZUMAm204 20220608_zip_m204_005 Copyright: xAmitxMachamasix
Nepal wurde erneut von Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht. Erst im September setzte Starkregen das Land unter Wasser. Das Bild zeigt Überflutungen in Kathmandu am 8. Juni 2022
(Imago)

Südasien wird weiterhin von nicht enden wollenden Regenfällen geplagt. Nun hat später Monsunregen in Nepal eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Seit vergangener Woche seien bei Sturzfluten und Erdrutschen besonders in den bergigen Gebieten des Landes im Himalaya mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde Nepals am Mittwoch. Zudem dauerten Rettungsarbeiten zur Suche von Dutzenden Vermissten noch an, sagte ein Polizeisprecher. Es sei noch nicht klar, wie sehr die Infrastruktur beschädigt wurde.

Die Monsunzeit, die in Südasien gewöhnlich von Juni bis September dauert, ist im Jahr 2022 von Rekordregenmengen geprägt. Verheerende Überschwemmungen und Erdrutsche gab es auch in Indien. Besonders heftig wütete der Monsun in Pakistan von Juli bis August. Mehr als ein Drittel des Landes stand zeitweise unter Wasser. Berichten zufolge sind bisher fast 1700 Menschen durch die Unwetter ums Leben gekommen, mehr als 12.000 Menschen wurden verletzt.

Pakistan erlebte den nassesten August seit Aufzeichnungsbeginn. Es regnete mehr als das Dreifache der üblichen Niederschlagsmenge, in manchen Regionen sogar die sieben- bis achtfachen Menge. All das folgte zudem auf extreme und sehr frühe Hitze im April und Mai, wodurch die Böden besonders ausgetrocknet waren.

Klimawandel hatte Finger im Spiel

Extremes Wetter gab es immer, insbesondere durch den Monsun. Um herauszufinden, welchen Anteil vor allem der menschengemachte Klimawandel an so einem Ereignis hat, haben internationale Wissenschaftler eine Methode angewandt, die die Wahrscheinlichkeit für Starkniederschläge in der Region mit und ohne die bisherige globale Erwärmung von 1,2 Grad durch Klimamodelle ermittelt. Das gab das Netzwerk World Weather Attribution bekannt.

Den Forschern zufolge sei der genaue Anteil insgesamt schwer zu quantifizieren, allerdings deuten einige der Modelle darauf hin, dass der Klimawandel die Niederschläge der heftigsten fünf Tage um bis zu 50 Prozent erhöht haben könnte. Bei weiterer Erwärmung würden solche extreme Niederschläge noch wahrscheinlicher werden.

Gerät der Monsun aus dem Gleichgewicht?

Zwar sind die Auswirkungen des Monsuns seit jeher extrem, in Zukunft könnten sie allerdings noch weniger planbar werden. Bereits im Jahre 2013 fanden Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie heraus, dass sich die täglichen Schwankungen des indischen Monsuns mit dem Klimawandel wahrscheinlich verstärken.

Sogar wenn die mittleren Niederschläge in der Regenzeit unverändert blieben, wären die Folgen beträchtlich, erklärte damals Anders Levermann, einer der Autoren der Studie und Co-Leiter des Forschungsbereichs Nachhaltige Lösungsstrategien des PIK. „Nur auf den Mittelwert zu schauen, ist nicht immer sinnvoll. Wenn der Regen erst als Sturzbach kommt, und danach herrscht Trockenheit, kann das fatal sein, auch wenn im Durchschnitt die Regenmenge gleichbliebe. Anpassungsmaßnahmen, wie zum Beispiel intelligente Versicherungssysteme, müssen vor allem diese verstärkten Schwankungen auffangen.“

Monsun – Fluch und Segen zugleich

Für die Menschen in den betroffenen Regionen ist der Monsun ein Fluch und Segen zugleich. In der Monsunzeit kommt es durch Starkregenereignisse zu teils heftigen Überschwemmungen. Die Schäden sind dann oft groß, ganze Häuser werden weggeschwemmt, es gibt immer wieder Todesopfer.

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Doch gleichzeitig ist der Regen lebenswichtig, vor allem in Ländern wie Indien, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt. Neben den großen Gefahren besteht dadurch auch eine bedeutende Abhängigkeit. So verheerend die enormen Regenmengen sein können, so katastrophal sind auch die Auswirkungen, wenn diese ausbleiben.

Mega-Dürren durch instabilen Monsun

Wie eine Forschergruppe um den Tiroler Geologieprofessor Christoph Spötl herausgefunden hat, war der Monsun nicht immer so stabil wie seit Beginn der detaillierten Aufzeichnungen im Jahr 1871. Mithilfe modernster Techniken rekonstruierte das Forscherteam in der Mawmluh-Höhle im Nordosten Indiens das letzte Jahrtausend lokaler Klimageschichte. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin „PNAS“.

Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass es in dieser Zeit mehrmals extreme Dürrephasen gab, die sich durch nur sehr geringe Monsunniederschläge teilweise über ein ganzes Jahrzehnt erstreckten. Auffällig sei dabei die zeitliche Übereinstimmung mit historisch dokumentierten Hungersnöten, Massensterben und sogar geopolitischen Veränderungen.

Wie der Monsunregen entsteht

Der Monsun ist ein großräumiges Zirkulationsmuster, das zweimal im Jahr in den Tropen und Subtropen seine Hauptwindrichtungen ändert. Besonders deutlich tritt dieses Phänomen im indischen Raum auf. Während beim Wintermonsun kalte und trockene Nordostwinde zum Teil Dürren verursachen, führen die feuchtwarmen Südwestwinde im Sommer zu extremen Niederschlägen – dem sogenannten Monsunregen -, der häufig Überschwemmungen und Flutkatastrophen auslöst.

Mitverantwortlich für diese Extreme ist unter anderem auch der Himalaya, an dem die hochreichend feuchte Luft vom Indischen Ozean förmlich ausgequetscht wird und so Rekordniederschläge hervorruft, die die Jahresniederschläge Deutschlands um mehr als das Zehnfache übersteigen und weltweit ihres Gleichen suchen.

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