Bazaar
Mount Everest leidet unter Klimawandel | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Klima

70 Jahre nach Erstbesteigung - Mount Everest leidet unter Klimawandel

08.05.2022, Nepal, Mount Everest: Der Ost-Rongbuk-Gletscher am Mount Everest. Mindestens zwei Expeditionsfirmen nutzen dieses Jahr erstmals vorwiegend Solarpanels im Basislager des welthöchsten Berges für ihren Strom. (zu dpa: «Solarpanels und abbaubare Flaggen - Grüne Ideen für Mount Everest») Foto: Jiang Fan/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das Tempo der Gletscherschmelze am Mount Everest ist beispiellos in der Geschichte: In den vergangenen 30 Jahren verschwand so viel Eis wie zuvor in 2000 Jahren.
(GettyImages)

Die Temperaturen steigen, Gletscher und Schnee schmelzen, das Wetter wird immer rauer und unberechenbarer: Vor dem 70. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest wächst die Sorge um die Zukunft des höchsten Berges der Welt.

Informieren Sie sich übers aktuelle Wetter und laden sich hier die TWC-App herunter!

Seit der 8849 Meter hohe Gipfel 1953 erstmals von dem Neuseeländer Edmund Hillary und seinem Sherpa Tenzing Norgay erklommen wurde, folgten Tausende weitere Bergsteiger. Hunderte kamen bei dem Versuch ums Leben. Bedenken wecken die sich verschlechternden Bedingungen nun sowohl bei der Bergsport-Community als auch bei den Menschen vor Ort, deren Existenz vom Zustrom der Gäste abhängt.

S​herpas kämpfen um ihren Heiligen Berg

Am deutlichsten ist die Besorgnis bei den Sherpas am Fuß des Mount Everest zu spüren, die den schneebedeckten Berg als Mutter der Erde verehren. "Die Folgen des Klimawandels treffen nicht nur die Fische in der Antarktis, die Wale oder die Pinguine, sondern haben auch einen direkten Einfluss auf die Berge im Himalaya und die Menschen dort", sagt der prominente Sherpa Ang Tshering, der sich seit Jahren für den Schutz der Himalaya-Gipfel und umliegender Gebiete vor den Auswirkungen der Erderwärmung einsetzt. Zusammen mit seiner Agentur Asian Trekking organisiert er fast jedes Jahr eine Expedition zum Einsammeln von Müll, den frühere Gruppen am Mount Everest zurückgelassen haben.

T​emperaturanstieg über dem Durchschnitt

In dem Hochgebirge seien schwere Auswirkungen des Klimawandels und der Erderwärmung zu verzeichnen, sagt Ang Tshering: "Die steigende Temperatur in der Himalaya-Region liegt über dem globalen Durchschnitt, so dass Schnee und Eis schnell schmelzen und der Berg schwarz wird, die Gletscher schmelzen und Seen austrocknen." Er erinnere sich daran, in seiner Kindheit auf dem Gletscher in der Nähe seines Dorfes Schlitten gefahren zu sein, sagt der Sherpa, der am Fuß des Berges aufwuchs. Doch inzwischen sind die Eismassen verschwunden.

K​eine Eisbrocken mehr am Basislager

Advertisement

Andere Mitglieder des Bergvolkes sprechen ebenfalls von Veränderungen am Khumbu-Gletscher in der Nähe des Basislagers. "Wir müssen nicht wirklich auf die Zukunft warten, wir sehen die Folgen schon heute", sagt der Sherpa Phurba Tenjing, der kürzlich zum 16. Mal Bergsteiger aus dem Ausland auf den Gipfel geführt hat. Er besteigt den Berg seit seinem 18. Lebensjahr. Sowohl Schnee als auch Eis seien geschmolzen, sagt er. Die Strecke über den vereisten Pfad, die einst fünf bis sechs Stunden gedauert habe, sei heute in nur einer halben Stunde zurückzulegen, da die verschwundenen Gletscher nacktes Gestein freigelegt hätten. "Früher reichten die haushohen Eisbrocken des Khumbu-Gletschers hinunter bis zum Basislager", sagt Phurba Tenjing. "Aber jetzt sind sie dort nicht mehr zu sehen."

I​n 30 Jahren das Eis von 2000 Jahren verloren

Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge haben die Gletscher am Mount Everest in den vergangenen 30 Jahren das Eis von 2000 Jahren verloren. Forschende fanden heraus, dass der höchste Gletscher auf dem Berg, der Südsattel, in den vergangenen 25 Jahren mehr als 54 Meter an Dichte eingebüßt hat. Er liegt etwa 7900 Meter über dem Meeresspiegel, und die Geschwindigkeit, mit der er dünner wird, ist 80 Mal schneller ist als die, mit der sich das Eis ursprünglich an der Oberfläche gebildet hatte.

Überschwemmungen und Dürren folgen

Das Tempo der Gletscherschmelze sei vermutlich beispiellos in der Geschichte, sagt der Glaziologe Duncan Quincey von der University of Leeds in Großbritannien. Der Abbau schreite "extrem rasant" voran. Dies stelle alle Bewohnerinnen und Bewohner der Region vor große Herausforderungen - und ebenso Millionen von Menschen stromabwärts, da ein Großteil Südasiens für Landwirtschaft und Trinkwasser auf Flüsse angewiesen sei, die im Himalaya entspringen. Vermutlich würden sowohl Überschwemmungen als auch Dürren künftig noch extremer werden, sagt Quincey. Die Lage sei in hohem Maße unvorhersehbar, was die Verfügbarkeit von Wasser unsicher mache.

Die nepalesische Regierung und die Bergsport-Gemeinde planen für den Everest Day am 29. Mai eine Parade durch Kathmandu und eine Zeremonie, bei der Bergsteigerinnen und Bergsteiger sowie verdiente Sherpas geehrt werden sollen.

P​assend zum Thema:

Lawine verschüttet Camp am Mount Everest

Luxus im Basecamp und mehr: Warum der Mount Everest ein Abenteuer für Reiche ist

Advertisement
Hidden Weather Icon Masks
Hidden Weather Icon Symbols