Klimagipfel: Was von bisherigen Entscheidungen übrig blieb | Weather.com
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Klimagipfel: Was von bisherigen Entscheidungen übrig blieb

Menschen nehmen an einem Protest teil.
Proteste bei der Weltklimakonferenz.
(Hannes P. Albert/dpa)

Die Delegierten bei der Weltklimakonferenz in Dubai haben sich auf einen Übergang weg von fossilen Brennstoffen - Öl, Gas und Kohle - geeinigt. Beklagen Kritiker, dass im Abschlussdokument der COP28 nicht von einem klaren "Ausstieg" die Rede ist, sprechen andere von einer bedeutenden Entscheidung in nunmehr fast 30 Jahren Klimagesprächen. Aber werden die nahezu 200 Staaten ihr Wort halten, sich wirklich von den fossilen Brennstoffen wegbewegen - hin zu grüneren Energien wie Sonne und Wind?

Ein Blick auf die Erfahrungen nach fünf der bedeutendsten Entscheidungen bei bisherigen Klimagipfeln.

Kyoto und die Verringerung von Emissionen

Der dritte Klimagipfel fand 1997 in Kyoto in Japan statt - damals das bislang wärmste Jahr im 20. Jahrhundert. Im sogenannten Kyoto-Protokoll wurden 41 Länder mit hohem Schadstoffausstoß rund um die Welt sowie die EU aufgerufen, ihre Emissionen um etwas mehr als fünf Prozent im Vergleich zu den Werten von 1990 zu drosseln. Möglich ist so etwas durch zahlreiche Schritte, von einer verstärkte Nutzung grüner Energien bis hin zur Produktion saubererer Autos.

Es dauerte dann bis 2005, dass sich Länder schließlich bereit erklärten, den Worten von Kyoto Taten folgen zu lassen. Und die USA und China, damals wie heute die Länder mit den höchsten Emissionen, hatten das Protokoll nicht unterzeichnet.

Insgesamt war die Konferenz, was die Einhaltung der abgegebenen Versprechen betrifft, nicht erfolgreich. Die Emissionen haben seit damals dramatisch zugenommen, und der bisherige Rekord als wärmstes Jahr seit vorindustriellen Zeiten wurde bereits 1998 gebrochen - und seitdem erneut mehr als ein Dutzend Mal.

Kyoto gilt aber weiter als eine Art Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel, weil es das erste Mal war, dass so viele Länder das Problem anerkannten und Maßnahmen dagegen versprachen.

Kopenhagen und Geld für Entwicklungsländer

Als die Klimakonferenz in Dänemark 2009 stattfand, stand die Welt am Ende ihres bislang wärmsten Jahrzehnts - ein Rekord, der seitdem gebrochen wurde. Der Gipfel wird verbreitet als Misserfolg betrachtet, weil keine Einigung zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern über eine Verringerung von Emissionen und darüber erreicht wurde, ob ärmere Nationen fossile Brennstoffe nutzen konnten, um ihre Volkswirtschaften zu fördern.

Aber es kam zu einem größeren Versprechen: Reiche Staaten sagten Entwicklungsländern insgesamt 100 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2020 zur Förderung grüner Technologien zu. Aber die Umsetzung dauerte. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sagte beispielsweise erst 2022, dass die Zielsumme erreicht und sogar überschritten worden sein könnte. Und der Organisation Oxfam zufolge, die sich auf Armutsbekämpfung konzentriert, waren wahrscheinlich 70 Prozent der Mittel Kredite, die die Schuldenkrise in Entwicklungsländern noch vergrößert hätten.

Vereinbarung von Paris

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2015 wurde schließlich in Paris ein globaler Pakt zum Kampf gegen den Klimawandel geschlossen. Fast 200 Länder einigten sich darauf, die Erderwärmung "deutlich unter" zwei Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu halten und möglichst nicht über 1,5 Grad hinauszugehen. Aber diese Vereinbarung war nicht bindend.

Dennoch gilt sie verbreitet als die bislang größte Errungenschaft der Vereinten Nationen im Kampf gegen den Klimawandel. Das Ziel, die Grenze von 1,5 Grad möglichst einzuhalten, ist weiter ein zentraler Punkt in Klimagesprächen. Wissenschaftler halten das Ziel für ein Muss, warnen, dass jedes Zehntel eines Grades der Erwärmung noch katastrophalere Folgen in der Form noch extremerer Wetterereignisse hätte.

Die Grenze ist bislang nicht überschritten worden, die Erde hat sich seit den frühen 1800er Jahren etwa um 1,1 oder 1,2 Grad erwärmt. Aber sie ist gegenwärtig auf dem Weg, die Schwelle zu erreichen, sollte es nicht rasch zu drastischen Emissionsverringerungen kommen.

Glasgow und Kohle

Sechs Jahre nach der Pariser Konferenz hatte die Erderwärmung mit 1,1 Grad einen derart kritischen Punkt erreicht, dass Unterhändler bestrebt waren, die 2015 vereinbarte Grenze zu bekräftigen. Der Gipfel in Glasgow wurde wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben und war von massiven Protestkundgebungen vor allem junger Leute begleitet, die stärkere Maßnahmen gegen den Klimawandel forderten.

Nach Streitigkeiten fast bis zur letzten Minute über die Sprachregelung im Schlussdokument einigten sich die Länder darauf, die Nutzung von Kohle "herunterzufahren" - eine schwächere Formulierung im Vergleich zur ursprünglichen Idee eines "stufenweisen Ausstieges". Indien und China waren die treibenden Kräfte bei dieser Verwässerung.

Und Länder haben bislang nicht einmal dieses abgeschwächte Ziel eingehalten. Emissionen durch die Verbrennung von Kohle haben leicht zugenommen und größere Kohlenutzer wie Indien nicht damit begonnen, sich wirklich von diesem schmutzigsten der fossilen Brennstoffe wegzubewegen.

Scharm el-Scheich und Hilfsfonds

Beim Klimagipfel im vergangenen Jahr in Ägypten einigten sich die Teilnehmer erstmals darauf, einen Hilfsfonds für ärmere Länder zu schaffen, die schwere Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels erlitten haben. Das war wenige Monate nach verheerenden Überflutungen in Pakistan mit fast 2000 Toten und Verlusten in Höhe von über 3,2 Billionen Dollar unter anderem durch die Zerstörung von Häusern und Vernichtung landwirtschaftlicher Anbauflächen.

Nach Unstimmigkeiten über die Gestaltung des Fonds wurde er offiziell am ersten Tag der diesjährigen Konferenz in Dubai geschaffen. Es gibt bereits Zusagen im Umfang von insgesamt mehr als 700 Millionen Dollar. Aber alle Beiträge sind freiwillig. Und Klimaexperten sagen, dass die Zusagen nur einen Bruchteil dessen darstellten, das nötig sei - zumal extreme Wetterereignisse im Zuge weiter ansteigender Temperaturen zunehmen würden.

Zum Thema:

Warum das 1,5-Grad-Ziel schon längst überschritten sein könnte

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