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So wirkt sich der Klimawandel auf den Winter in Deutschland aus

Frost on the grass and trees.
Der Klimawandel wirkt sich auch auf den Winter in Deutschland aus (Symbolbild)
(Getty Images)

Extreme Hitze, Trockenheit im Wechsel mit Starkregen und starke Unwetter. Das verbinden viele Menschen in Deutschland mit dem Klimawandel, der auch hierzulande spürbar geworden ist – insbesondere in den Sommermonaten. Doch der Klimawandel wirkt sich auch auf die anderen Jahreszeiten aus.

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Wie sich das Wetter in den Wintermonaten verändert hat und was wir zukünftig von der kalten Jahreszeit erwarten können, erklärt Andreas Walter, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD).

1.Der Winter wird wärmer

Zwar ist das Jahr 2024 noch nicht zu Ende, doch eines ist schon klar: Es wird einen neuen Rekord aufstellen. „Noch nie war es in Deutschland seit Ende des 19. Jahrhunderts so warm wie 2024“, heißt es von Seiten des DWD. Die Temperaturmittel des diesjährigen Frühlings, Sommers und Herbstes waren bereits überdurchschnittlich warm und bisher fällt auch der Dezember eher mild aus. Auch im vergangenen Winter war etwa die Anzahl der Frosttage, mit einem Temperaturminimum unter null Grad, und der Eistage, mit einem Temperaturmaximum unter null Grad, deutlich rückläufig.

Für den Meteorologen Walter gibt das Aufschluss über zukünftige Winter: „Wir sehen steigende Temperaturen im gesamten Jahresverlauf. Das bedeutet auch, dass die Winter wärmer werden.“ Natürlich könne auch mal ein kälterer Winter oder ein kälterer Wintermonat darunter sein. „Das fällt dann aber unter das Phänomen der natürlichen Klimavariabilität. Der Trend geht eindeutig zu wärmeren Wintern“, sagt der Wetterexperte.

2.Der Winter wird kürzer

Um die Zeiträume der Jahreszeiten und deren Verschiebungen zu erfassen, ist die phänologische Uhr bedeutsam: „Durch die Beobachtung von sogenannten Zeigerpflanzen können wir phänologische Jahreszeiten bestimmen“, erklärt Walter. Den Beginn des Winters markiert dabei etwa der Blattwurf der Eiche, während das Winterende durch das Blühen der Hasel eingeläutet wird.

„Wir beobachten, dass sich diese Zeitfenster verschieben. Früher lagen zwischen dem Blattfall der Eiche und dem Blühen der Hasel im Schnitt 94 Tage, im vergangenen Winter verkürzte sich dieser Zeitraum auf 74 Tage.“ Dadurch, dass die Eiche auch in diesem Jahr verspätet ihre Blätter abgeworfen hat, ist erneut mit einem verkürzten Winter zu rechnen. „Der Trend hin zu einer immer weiteren Verkürzung des Winters wird sich verfestigen“, ist sich der Klimaforscher sicher.

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Was zunächst nach einer schönen Entwicklung klingt und einen langen Frühling in Aussicht stellt, hat für die Natur und die Landwirtschaft gravierende Folgen. „Die früher einsetzende Vegetationsphase erhöht das Risiko, dass Pflanzen durch Spätfröste geschädigt werden“, warnt Walter. 2024 haben vor allem die Apfelbauern darunter gelitten.

3.Der Winter wird nasser

Auch das Niederschlagsmuster wird sich in den kommenden Wintern verändern. „Wir sehen eine Umverteilung des Niederschlags in den Jahreszeiten. Die Sommer werden dabei trockener und die Winter nasser“, sagt Walter. Als Ursache für diesen Wandel nennt er die Erd- und Meereserwärmung: „Wärmere Luft kann mehr Wasser speichern und durch steigende Temperaturen auch in den Meeren gelangt über Verdunstung noch mehr Feuchtigkeit in die Atmosphäre“. In den kälteren Monaten des Jahres falle diese Feuchtigkeit als Niederschlag.

4.Die Schneesicherheit nimmt ab

Wer nun schon frohlockt, mehr Niederschlag im Winter würde mehr Schneefall bedeuten, den muss der Meteorologe enttäuschen: „Durch die steigenden Temperaturen fällt der Niederschlag im Winter weniger als Schnee, sondern zunehmend als Regen vom Himmel.“ Ruhiges und andauerndes Winterwetter, wie es viele noch aus ihrer Kindheit kennen, komme unterhalb von 500 Höhenmetern immer seltener vor. Auch die Schneesicherheit in den Mittelgebirgen wie dem Harz oder im Sauerland gehe zurück. „Nur in der Voralpenregion und in den Alpen ist dieser Wandel noch nicht so deutlich erkennbar, weil man hier oft über 1000 Meter Höhe hinauskommt“, sagt Walter.

5.Das Wetter wird unbeständiger

In früheren Jahrzehnten konnte sich dem Wetterexperten zufolge das zentralasiatische Hoch bis zu unseren Breiten manifestieren und brachte den Menschen zuverlässig kaltes und sonniges Winterwetter. Ein Grund dafür, dass sich die Wetterlagen im Winter zunehmend unbeständig zeigen, sei der offensichtlich nachlassende Jetstream. „Zwar wird die Ursache für die Veränderung des Jetstream wissenschaftlich noch diskutiert, aber Veränderungen sind bereits sichtbar“, sagt Walter.

Weil sich die hohen Breiten im Arktisraum viel stärker erwärmen würden als südliche Breiten und dadurch der Temperaturgradient zwischen den kalten und wärmeren Breiten immer geringer werde, fehle es dem Jetstream dadurch der Antrieb. „Der Jetstream leiert sozusagen aus“, sagt der Meteorologe. Da ein stabiler Jetstream für anhaltende Wetterlagen verantwortlich sei, komme es zunehmend zu unbeständigem Wetter im Winter, erklärt Walter. Ein schwächelnder Jetstream könne allerdings auch bedeuten, dass kalte Luftströme aus dem Norden, die sonst von dem Starkwindband in Schach gehalten wurden, bis zu uns vordringen. Dann könne es hierzulande trotz Erderwärmung zu Wintereinbrüchen kommen.

Die Frage, ob die Menschen in Deutschland angesichts der gravierenden klimatischen Veränderungen dieses Jahr oder in Zukunft auf weiße Weihnachten hoffen dürfen, bleibt demnach weiterhin spannend.

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