Klimawandel macht Berge für Tourengeher gefährlicher | Weather.com

Klimawandel macht Berge für Tourengeher gefährlicher

Die Berge bröckeln. Die Erosion zerlegt das massive Gestein. Die Gefahr von Steinschlag nimmt zu. Nach dem Berg-Tod der Biathletin Laura Dahlmeier stellen sich auch Fragen für Touren in den Alpen.

Picture shows the south facades of the most famous summits of the Bernese Alps, from left to right: the Eiger (3 967 m), the Mönch (4 110 m) and the Jungfrau (4 158 m) with the Jungfraujoch between the last two, the highest train station in Europe. The Tschuggen peak can be seen in front of them. The picture was taken from the Männlichen summit on the Panoramaweg hiking trail, also visible in the picture, linking the Männlichen (2 342 m) to the Kleine Scheidegg train station (2 061 m). It offers beautiful views of the surrounding summits and valleys, such as this one. The northern facades of the three peaks are classified as UNESCO World Heritage sites, as part of the inscription of the Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn region in 2001.
Die Gefahr für Tourengeher wächst bedingt durch den Klimawandel. „Die Veränderungen sind rapide und frappant, auch im talnahen Bereich“, warnt Forscher Jan Beutel.
(GettyImages)

Gefahren wie Steinschlag nehmen beim Bergwandern und beim Klettern in den Alpen nach Ansicht eines Experten zu. Die Flächen, die weder von Eis noch von Schnee bedeckt seien, nähmen zu und damit auch die Menge lockeren Materials, sagte der Fachmann für die Kryosphäre der Universität Innsbruck, Jan Beutel, der Deutschen Presse-Agentur.

„Es ist eine neue Aufmerksamkeit nötig“

Mit dem Klimawandel bleibt Schnee aus, Gletscher gehen zurück und der Permafrost - also das gefrorene Gestein - taut auf, wie Permafrost-Forscher Samuel Weber vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos in der Schweiz sagt. Die Muster dürften weltweit ähnlich sein, wenn auch mit regional und lokal anderen Gegebenheiten, sagt er. „Die Auftauschicht des Permafrosts wird im Sommer vielerorts mächtiger. Dadurch kann Wasser in den Fels eindringen, und der Wasserdruck kann die Felsmassen destabilisieren.“

„Es ist eine neue Aufmerksamkeit nötig“, so Beutel mit Blick auf das Verhalten am Berg. Immer öfter würde Touren vorsichtshalber gesperrt. Es komme vereinzelt vor, dass Hüttenwirte ihren Betrieb vorübergehend ruhen ließen, um keine Wanderer oder Bergsteiger anzulocken, so Beutel. Besonders berüchtigt sei eine Route am Mont Blanc, aber auch am Matterhorn in der Schweiz sei die Gefahr groß.

Kaum Langzeitbeobachtungen zu Steinschlag

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„Die Veränderungen sind rapide und frappant, auch im talnahen Bereich“, sagte Beutel weiter. Damit sei die Ausgangslage für Alpinisten manchmal ähnlich wie zu Pionierzeiten: Man könne nicht mehr darauf vertrauen, wie die Situation im vergangenen Jahr gewesen sei. Wichtig sei es, vor Ort Informationen bei kundigen Einheimischen einzuholen und sich nicht einfach auf Inhalte im Internet zu verlassen, so der Experte.

Es gibt kaum Langzeitbeobachtungen zu Steinschlag. Aber Markus Stoffel und Kollegen von der Universität Genf haben Steinschlag seit 1920 anhand von Baumschäden an einer bestimmten Stelle in den Schweizer Alpen untersucht. Sie kamen in einer Studie 2024 zu dem Schluss: „Ab Mitte der 1980er Jahre erreichte die Aktivität ein neues und bisher beispielloses Niveau.“

In den italienischen Dolomiten waren nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA jüngst etwa 100 Wanderer und Alpinisten evakuiert, mehrere Wanderwege und Kletterrouten umgehend gesperrt worden. Fortschreitende Gesteinsbrüche und das Auftauen von Permafrost seien von einem Expertenteam als Ursachen festgestellt worden.

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