US-Bürger unterschätzen klimaschädliches Verhalten

Klimastudie zeigt Fehleinschätzungen bei Alltagsentscheidungen. Flüge und Fleisch werden unterschätzt, Recycling überschätzt.

Was Hunde mit dem Klimawandel zu tun haben? Darüber machen sich die meisten Menschen keine Gedanken.
(dpa)

Einer neuen Studie zufolge fällt es vielen Amerikanerinnen und Amerikanern nicht leicht, die Folgen von Alltagshandlungen in Bezug auf den Klimawandel richtig einzuschätzen. In der Studie, die vor kurzem von der National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, waren Teilnehmende aufgefordert, Verhaltensweisen danach zu bewerten, in welchem Maße sie zur Erderwärmung beitragen.

Fleisch essen und Flüge contra Recycling und effiziente Haushaltsgeräte

Vorgegeben waren unter anderem, ein Verbrennerauto gegen ein E-Auto auszutauschen, eine Fahrgemeinschaft zu bilden oder die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Bei der Einstufung lagen die Personen ziemlich daneben. "Die Leute schreiben Maßnahmen mit eigentlich ziemlich geringen Auswirkungen wie dem Recycling zu hohe Auswirkungen zu, und unterschätzen die tatsächlichen CO2-Auswirkungen von Verhaltensweisen, die wesentlich CO2-intensiver sind, wie Fliegen oder Fleisch essen", sagte die Co-Autorin der Studie, Professorin Madalina Vlasceanu von der Stanford University.

Was bringt mehr?

Der Klimawandel wird größtenteils durch den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre verursacht, die bei der Verbrennung von Brennstoffen wie Benzin, Öl und Kohle entstehen. Die drei persönlichen Verhaltensweisen, die für das Klima am förderlichsten sind - auf Flüge zu verzichten, sich keinen Hund als Haustier zuzulegen und erneuerbare Energie zu nutzen -, waren die drei Maßnahmen, die von den Studienteilnehmerinnen und Teilnehmern am häufigsten unterschätzt wurden.

Zu den zur Wahl stehenden Handlungen mit den niedrigsten Auswirkungen für den Klimawandel gehörten die Umstellung auf effizientere Haushaltsgeräte, der Austausch von Glühbirnen, Recycling und die Reduzierung des Stromverbrauchs beim Wäschewaschen. Doch die Folgen dieser Handlungen wurden in der Studie überschätzt.

Die subtile Macht der Werbung

Vlasceanu verweist als Erklärung für die Fehleinschätzungen darauf, dass sich Werbung stärker auf Recycling und energieeffiziente Glühbirnen, statt auf Flüge und die Anschaffung eines Hundes konzentriere. Daher würden Studienteilnehmer den beworbenen Handlungen eher mehr Bedeutung zuordnen. Doch auch die Gehirnstruktur spielt bei solchen Beurteilungen eine Rolle. "Du kannst sehen, wie die Flasche recycelt wird", sagte Jiaying Zhao, Dozentin für Psychologie und Nachhaltigkeit an der University of British Columbia. "Das ist sichtbar. CO2-Emissionen hingegen, sie sind für das menschliche Auge unsichtbar. Daher assoziieren wir Emissionen nicht mit Fliegen."

Was Haustiere mit CO2-Emissionen zu tun haben

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Es sei einfacherer, sich Handlungen ins Gedächtnis zu rufen, die wir jeden Tag vornehmen, sagte Zhao. "Recycling ist eine fast tägliche Handlung, das Fliegen ist hingegen weniger häufig. Darüber wird weniger gesprochen." Warum haben Hunde starke Auswirkungen auf das Klima? Die Tiere fressen viel Fleisch – und Fleisch trägt stark zum Klimawandel bei. Denn viele Tiere, die später zu Nahrung verarbeitet werden, stoßen Methan aus, ein Treibhausgas. Vor allem Rindfleisch hat große Auswirkungen, zum Teil, weil Rinder auch auf Land gezüchtet werden, das illegal abgeholzt wurde. Das Fällen von Bäumen in so einem Fall ist auf das Klima bezogen dann doppelt schädlich, weil Bäume das Treibhausgas CO2 absorbieren.

"Die Leute bringen Haustiere einfach nicht mit CO2-Emissionen in Verbindung", sagte Zhao. Sie selbst besitzt einen Hund und drei Kaninchen und bei den Tieren gebe es Unterschiede. "Ich kann 100 Häschen adoptieren, die nicht annähernd so viele Emissionen verursachen wie ein Hund, weil mein Hund ein Fleischfresser ist."

Nachhaltige Empfehlung für Hundehalter

Hundehalter haben dennoch Optionen, um die Auswirkungen ihres Haustiers zu reduzieren. Sie können sich nach Hundenahrung umsehen, die nicht aus Rindfleisch besteht. Zhao beispielsweise setzt nach eigenen Angaben auf CO2-ärmeres Protein wie Meeresfrüchte und Truthahn, wenn sie ihre Hündin füttert.

Flugzeuge stoßen neben viel CO2 auch Stickstoffoxide aus. Ein Rundflug in der Economy-Klasse mit einem Flugzeug vom Typ Boeing 737 von New York nach Los Angeles produziert pro Passagier laut UN in etwa so viel CO2 wie ein einjähriger kompletter Verzicht auf Fleisch oder ein mehr als dreimonatiger Verzicht auf Autofahrten.

Heizung, Kühlung, Verkehr: Wo sind die größten Effekte?

Einige der wirkungsvollsten Entscheidungen, die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Blick auf den Klimawandel treffen können, ist es, bei der Heizung und Kühlung ihrer Häuser und bei Transportmitteln auf erneuerbare Energie zu setzen. Nachdem Studienteilnehmerinnen und Teilnehmer die Verhaltensweisen eingestuft hatten, korrigierten Forschende die Fehler. Daraufhin nahmen sich die Teilnehmer laut Studie andere Handlungen vor, um dem Planeten etwas Gutes zu tun. "Die Leute lernen in der Tat von diesen Interventionen", sagte Vlasceanu.

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