Positive Erntebilanz 2025 | Weather.com

Was machten Wetterextreme mit der Ernte 2025? Experten ziehen Bilanz

Die deutsche Ernte 2025 ist laut Bauernverband und Bundeslandwirtschaftsministerium insgesamt stabil geblieben – trotz regionaler Unterschiede und Wetterextremen.

Luftaufnahme, Deutschland, Hessen, Wetterau, Mähdrescher, fährt in der Abendsonne über ein trockenes Feld mit sehr viel Staub
Ein Mähdrescher fährt in der Abendsonne über ein trockenes Feld mit sehr viel Staub (Symbolbild)
(Getty Images)

Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) macht in seiner jährlichen Erntestatistik von Anfang September deutlich, dass das Jahr 2025 von Wetterextremen geprägt war: Ein sehr trockenes Frühjahr, gefolgt von Hitze und Starkregen im Juli, verlangte den Betrieben viel ab. Dennoch zeigt die Bilanz eine anpassungsfähige Landwirtschaft mit insgesamt guten Erträgen und stabiler Qualität.

Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) zeichnete im August für die Ernte 2025 ein überwiegend positives Bild mit Ernteerträgen beim Weizen, die deutlich über dem schwachen Vorjahr und auch über dem Durchschnitt der letzten Jahre lagen. Doch während manche Betriebe von idealen Bedingungen profitierten, hatten andere mit Trockenheit, Regen, Qualitätsverlusten oder Schädlingsbefall zu kämpfen.

Das sind Erntegewinner 2025

Laut Bilanz des DBV aus dem August dieses Jahres, erzielten die wichtigsten Getreidekulturen gute Ergebnisse:

  • Winterweizen: Mit 21,7 Mio. Tonnen erreichte der Winterweizen eine deutliche Zunahme von 22 Prozent zum Vorjahr. Neben günstigen Bedingungen zur Aussaat ist auch die Ausweitung der Anbauflächen als Grund für das Plus zu nennen.
  • Wintergerste: Erreicht mit 9,3 Mio. Tonnen ein leichtes Plus im Vergleich zur Vorjahressaison
  • Winterraps: Konnte mit 3,85 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls etwas zulegen.

Bei Obst und Gemüse zeigen die Daten des BMLEH ebenfalls eine positive Bilanz:

  • Kirschen: Eine der besten Ernten seit Jahren und ein Plus von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr – die warme Witterung zur Blütezeit und weitgehend frostfreie Nächte sorgten für hohe Fruchtansätze.
  • Äpfel: Legten um 15,7 Prozent gegenüber 2024 zu – Gründe waren eine gute Blüte, ausreichend Regen und kaum Spätfrostschäden und das BMLEH spricht nach dem schlechten Vorjahr von einem „Comeback“.
  • Kohlarten: Erzielten vielerorts überdurchschnittliche Erträge – sie profitierten vom feuchten Sommer und guter Nährstoffversorgung.

Meteorologische Einordnung des DWD

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Der Deutsche Wetterdienst beschreibt 2025 als ein Jahr mit extremen, aber letztlich günstigen Witterungsbedingungen für viele Kulturen. Schon der Winter 2024/25 legte dafür den Grundstein: Eine gute Wasserbilanz und milde Temperaturen sorgten dafür, dass die Böden im Frühjahr ausreichend Feuchtigkeit hatten und die Vegetation nicht durch Frost gefährdet wurde. Zwar war der Frühling außergewöhnlich trocken und sonnig – es war die trockenste Februar-bis-Mai-Periode seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 –, doch punktuelle Niederschläge im April und Mai halfen, Schäden zu begrenzen. Die Pflanzen konnten sich gut entwickeln, was besonders für Wintergetreide von Vorteil war.

Der Sommer verlief zweigeteilt: Nach einer sonnigen und warmen ersten Phase brachten Juli und August ergiebige Regenfälle. Sie stabilisierten die Erträge vieler Spätkulturen, führten aber auch zu Verzögerungen in der Getreideernte. In einigen Regionen beeinträchtigten die feuchten Bedingungen die Qualität des Weizens – die Fallzahlen und Proteingehalte lagen dort teils unter den Erwartungen. Insgesamt erklärt der DWD die hohen Hektarerträge – im Schnitt 12,7 Prozent über dem Vorjahr – aber mit der Kombination aus guter Wasserversorgung und ausreichend Wärme für das Wachstum.

Das sind Ernteverlierer 2025

  • Spargel: Mit nur rund 98.900 Tonnen war es die niedrigste Ernte seit 2010 – erklärt durch rückläufige Anbauflächen und regionale Ernteausfälle in Folge der starken Trockenheit im Frühjahr.
  • Zuckerrüben: Es kam zu regionalen Ertragsverlusten – teils durch Trockenstress im Frühjahr, teils durch erhöhten Schädlingsdruck. Auch rückläufige Anbauflächen schmälerten das Saisonergebnis mit einem derzeit geschätzten Minus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • Salate: Pilzkrankheiten sorgten für teils hohe Ausfälle – ausgelöst durch die regional sehr feuchte Witterung im Sommer.

Neuer Schädling fordert Landwirte heraus

Neben der teils extremen Witterung hatten Landwirte 2025 besonders mit einem neuen Schädling zu kämpfen. Der MARS-Bulletin-Bericht des Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission warnte schon im Juni vor der Stolbur-Krankheit, die vor allem die Zuckerrüben sowie Kartoffeln befällt, und vor einer weiteren Ausbreitung.

Insbesondere in Süddeutschland treibt die Schilf-Glasflügelzikadelle, die die Krankheit überträgt, ihr Unwesen – doch eine Ausbreitung des Schädlings Richtung Norden ist wahrscheinlich. Laut BMLEH kann nur ein integrierter Pflanzenschutz aus veränderter Fruchtfolge, pflanzenbaulichen Maßnahmen und Insektizideinsatz die Zikade wirkungsvoll bekämpfen und ihre rasante Ausbreitung bremsen.

Wetter macht Landwirtschaft zur Zitterpartie

In der Gesamtbilanz bleibt die deutsche Ernte 2025 solide – doch ist sie erneut auch ein Spiegel der Wetterextreme – Trockenstress im Frühjahr und ein nasser Sommer machten die Ernte 2025 für Landwirte zur Zitterpartie. Knapp 80 Prozent der jährlichen Schwankungen bei den Erträgen lassen sich laut DWD durch Witterungseinflüsse erklären. Wäre also auf das sehr trockene Frühjahr kein nasser Sommer gefolgt, sähen die Erntebilanzen heute völlig anders aus.

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