Alarmierend: Deutschland verliert immer mehr Wasser | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Alarmierende Bilanz: Deutschland verliert immer mehr Wasser

Das Wasser wird hierzulande immer knapper: Deutschlands Grundwasserspiegel sinken dramatisch wie neue Zahlen zeigen.

Wasser fließt aus einem Wasserhahn
Das Bundesumweltarmt warnt, dass Deutschland mehr Wasser verliert als der unserer Umwelt zugeführt wird
(GettyImages)

Besorgniserregende Zahlen zeigen, dass Deutschland mehr Wasser verbraucht, als die Umwelt regenerieren kann. Wie das Bundesumweltamt mitteilt schrumpften die nationalen Wasserbestände von 489 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2001 auf nur noch 338 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2022. Die Bilanz, einst positiv mit einem Plus von 56 Milliarden Kubikmetern, ist mittlerweile ins Negative gekippt und weist einen Verlust von 23 Milliarden Kubikmetern auf.

Die Zahlen basieren auf der Wassergesamtrechnung des Statistischen Bundesamts, die alle drei Jahre aktualisiert wird. Sie bilanziert die Wasserflüsse zwischen Umwelt und Wirtschaft und zeigt, dass Niederschläge und Verdunstungen zwar eine Rolle spielen, aber nicht allein verantwortlich sind. Ein modernes Wassermanagement, wie es die Nationale Wasserstrategie vorsieht, soll helfen, die Ressource Wasser besser zu schützen.

Grundwasser in Gefahr: BUND warnt vor Wasserstress

Auch eine aktuelle Studie des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) zeigt, dass das Wasser in Deutschland zum knappen Gut wird. Demnach sind Regionen mit intensiver Landwirtschaft, hoher Industrialisierung oder dichter Besiedlung besonders betroffen von der Wasserknappheit. Die Folgen sind gravierend: Sinkende Grundwasserspiegel, ausgetrocknete Böden und Flüsse mit niedrigem Wasserstand beeinträchtigen sowohl die Natur als auch die Menschen.

Auch die Landwirtschaft leidet unter den sinkenden Grundwasserständen, was zu geringeren Erträgen führt. Feuchtgebiete und Moore, die als natürliche Wasserspeicher fungieren, trocknen aus und verlieren ihre Funktion – ein Verlust, der auch die Artenvielfalt bedroht.

Regionale Unterschiede: Wo der Wasserstress besonders hoch ist

Die Studie des BUND hebt regionale Unterschiede hervor:

  • Norddeutschland: In Niedersachsen sind vor allem landwirtschaftlich geprägte Regionen betroffen. Intensive Viehzucht und Bewässerung belasten die Grundwasserreserven.
  • Ostdeutschland: Brandenburg und Sachsen-Anhalt verzeichnen sinkende Pegelstände, insbesondere durch landwirtschaftliche Bewässerung und industrielle Nutzung. Die Tagebauregion Lausitz ist besonders betroffen.
  • Süddeutschland: Entlang des Oberrheins wird viel Grundwasser für Produktionszwecke entnommen. Auch die Landwirtschaft in Bayern und Baden-Württemberg trägt zum Wasserstress bei.
  • Westdeutschland: In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz belasten Industrie und Tagebau die Grundwasserreserven. Hessen kämpft mit einem hohen Wasserverbrauch durch die Trinkwasserversorgung.

Wassernutzung: Wie Deutschland seine Ressourcen verbraucht

Im Jahr 2022 entnahmen Wirtschaft und private Haushalte knapp 67 Milliarden Kubikmeter Wasser aus der Umwelt. Dabei dominierte mit 66 Prozent das Bodenwasser, gefolgt von Oberflächenwasser (19 Prozent) und Grundwasser (11 Prozent). Besonders die Landwirtschaft nutzt große Mengen an Bodenwasser für den Anbau von Kulturpflanzen, während die Energieversorgung Oberflächenwasser für Kühlprozesse verwendet.

Die Nutzung von Grundwasser durch öffentliche Wasserversorger blieb im Vergleich zu 2019 nahezu unverändert bei 3,8 Milliarden Kubikmetern. Insgesamt zeigt sich jedoch ein Rückgang des Leitungswassers in privaten Haushalten – ein Indiz für eine sparsamere Nutzung.

Natürliche Wasserspeicher: Schlüssel zur Lösung der Krise

Advertisement

Feuchtgebiete und Moore spielen eine entscheidende Rolle im Wasserkreislauf. Sie speichern Wasser und geben es langsam wieder ab. Doch durch Trockenlegung oder Zerstörung verlieren sie diese Funktion. Der BUND fordert daher verstärkte Maßnahmen zur Renaturierung solcher Gebiete, um ihre Rolle als natürliche Wasserspeicher wiederherzustellen.

Lösungsmöglilchkeiten

Um die Wasserkrise zu bewältigen, fordert der BUND ein Umdenken in der Wasserpolitik:

Regulierung der Wasserentnahme: Die Entnahme muss stärker an die natürliche Regeneration angepasst werden. Nutzungen sollten priorisiert werden, und ein fairer Preis für Wasser muss eingeführt werden – auch für Großverbraucher, die bisher teilweise kostenfrei entnehmen dürfen.

Förderung wassersparender Technologien: In Landwirtschaft und Industrie sollten innovative Methoden zur Reduktion des Wasserverbrauchs unterstützt werden.

Einschränkung schädlicher Stoffe: PFAS, Pestizide und andere Chemikalien erschweren die Trinkwasseraufbereitung und müssen reguliert werden.

Renaturierung von Feuchtgebieten: Diese natürlichen Speicher müssen geschützt und wiederhergestellt werden, um langfristig eine stabile Wasserversorgung zu gewährleisten.

Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht viele dieser Maßnahmen vor – ihre schnelle Umsetzung ist entscheidend für die Zukunft Deutschlands.

Wasserrückführung: Wie Deutschland seine Umwelt erhält

Die Rückgabe von Wasser an die Umwelt erfolgt größtenteils in Form von Wasserdampf an die Atmosphäre (70 Prozent). Die verbleibenden 30 Prozent gelangen zurück in Oberflächen-, Grund- und Bodenwasser. Allerdings wird ein Großteil des Abwassers unbehandelt eingeleitet – insbesondere Kühlwasser aus der Energieversorgung. Nur etwa 40 Prozent des Abwassers werden vor der Einleitung aufbereitet, um Umweltbelastungen zu vermeiden.

Advertisement