Wie erkläre ich meinem Kind Naturkatastrophen? | Weather.com

Wie erkläre ich meinem Kind Naturkatastrophen?

Shocked young girls using laptop at table
Bilder von Terror oder Katastrophen können auf Kinder belastend oder verstörend wirken.
(Getty Images)

Noch nie waren Informationen über Naturkatastrophen oder Kriege so leicht zugänglich wie heute. Nicht zuletzt die flächendeckende Verbreitung von Smartphones sorgt dafür, dass audiovisuelle Medien inzwischen allgegenwärtig sind. Auch die aktuellsten Nachrichten sind damit stets verfügbar. Für Eltern ist das eine ganz neue Herausforderung.

Doch die Fähigkeit, mediale Inhalte über Tod und Zerstörung angemessen einzuordnen, müssen viele Kinder erst erlernen. Wie Eltern mit ihrem Nachwuchs über Katastrophenberichterstattung sprechen sollten und welche Strategien sich bewährt haben − ein Überblick.

Verstörende Nachrichten im Netz

Naturkatastrophen, Krieg, Terroranschläge und Unglücksfälle – was für Erwachsene zu den normalen Inhalten der täglichen Nachrichten gehört, kann Kinder und Jugendliche tief verunsichern. Bilder von Leichen, zerstörten Autos oder verwüsteten Häusern können auf sie belastend oder verstörend wirken. Einerseits können sie Ängste um die eigene Sicherheit auslösen, andererseits spüren Kinder oft eine starke emotionale Bindung zu Betroffenen. Die Folge: Das Gesehene können sie ohne Hilfestellung kaum angemessen verarbeiten.

Kind im Kontakt mit Krisenberichterstattung

Das heutige Medienumfeld macht es ihnen jedoch zunehmend schwer, Bildschirmen aus dem Weg zu gehen: Früher oder später kommt jedes Kind mit Krisenberichterstattung in Berührung. Dazu zählen Experten auch den indirekten Kontakt. Dazu gehört auch, dass Kinder durch Gleichaltrige informiert werden, zum Beispiel wenn diese in der Schule erzählen, was sie im Fernsehen gesehen haben.

Keine Bilder lösen größere Ängste aus

"Studien haben sogar gezeigt, dass Berichte über Katastrophen ohne begleitende Bilder noch größere Ängste auslösen können", sagt Dr. Frank Schwab, Professor für Medienpsychologie am Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. Medienbeiträge über Krisen, bei denen in der Regel auch Helfer und Retter zu sehen sind, können zumindest in einem gewissen Ausmaß beruhigend wirken.

Begleitende Unterstützung der Eltern

Die Einschätzung der Eltern ist für Kinder in vielen Bereichen der wichtigste Anhaltspunkt – das gilt auch für den Umgang mit Katastrophenberichten. Wer seine Kinder beim Medienkonsum begleitet, der sollte sie nicht durch eigene Reaktionen verunsichern. Darüber hinaus sollten Eltern stets gesprächsbereit sein und Kindern signalisieren, dass sie sich jederzeit mit Fragen und Ängsten und ohne Scham an sie wenden können. Das Bedürfnis der Kinder selbst sollte dabei im Vordergrund stehen.

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Redebedarf des Kindes feststellen

"Zunächst sollte man aufmerksam zuhören und feststellen, ob überhaupt Redebedarf besteht", rät Medienpsychologe Schwab. "Werden Kinder ungefragt mit der eigenen Wahrnehmung belastet, dann können daraus Rückkopplungsprozesse entstehen, bei denen sich die Ängste von Eltern und Kindern gegenseitig aufschaukeln." Bei Vorschulkindern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Nachrichteninhalten in Berührung kommen, grundsätzlich geringer als bei Grundschulkindern. Trotzdem sollte man auch bei den Jüngsten für eventuelle Fragen gewappnet sein.

Altersgerechte Nachrichtenquellen für Kinder

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In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Medienangebote auf Kinder und Jugendliche als Zielgruppe spezialisiert. Kindernachrichtensendungen wie beispielsweise "Logo" präsentieren Nachrichten altersgerecht und machen sie mit Hilfe von Hintergrundinformationen für ein junges Publikum anschaulich und begreifbar.

Alternative Quellen als Ratgeber für Eltern

Eltern können diese Angebote gezielt als alternative Quellen nutzen, wenn Kinder Fragen zu bestimmten Nachrichtenereignissen haben, rät Michael Gurt, Medienpädagoge beim JFF-Institut für Medienpädagogik in München und verantwortlicher Redakteur bei FLIMMO, einem Fernsehratgeber des Vereins Programmberatung für Eltern.

Angebot von interaktiven Expertenchats

"Die Angebote sind auf kindliche Bedürfnisse zugeschnitten und können dabei helfen, die Katastrophenberichte richtig einzuordnen." Einige Redaktionen bieten darüber hinaus interaktive Expertenchats oder zusätzliche Informationen über Opferhilfe und Rettungsmaßnahmen an.

Soziale Netzwerke als digitale Herausforderung

Je älter Kinder werden, desto mehr nutzen sie eigenständig digitale Medien. Dazu gehören zunehmend auch soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste. Im Gegensatz zu klassischen Massenmedien schwankt die Qualität der Informationen in diesem Bereich deutlich stärker. Darüber hinaus sind Nutzer nicht mehr nur reine Konsumenten, sondern werden selbst zu potentiellen (Weiter-)Verbreitern. Dadurch werden Inhalte vom Empfänger oft stärker emotionalisiert, weil man diese über das bekannte Umfeld bekommen hat.

Kinder sollten reflektieren

Gerade in der digitalen Welt sollten Eltern die mediale Umgebung ihres Nachwuchses stets im Blick behalten. "Unter anderem müssen Kinder lernen zu reflektieren, wie sie verlässliche Quellen von unverlässlichen unterscheiden können", sagt Medienpädagoge Michael Gurt vom JFF. "Sie sollten auch kritisch hinterfragen, welche Inhalte sie weiterverbreiten möchten."

Eigene Medienkompetenz überprüfen

Für Eltern kann das jedoch eine Herausforderung sein, besonders, wenn sie selbst kaum Erfahrungen mit digitalen Medien haben. Gurt empfiehlt Eltern, ihr eigenes Nutzerverhalten sowie ihre Medienkompetenz zu überprüfen – beispielsweise indem sie kritisch hinterfragen, wie sie selbst Informationen aus den sozialen Medien einschätzen.

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