Lungenkrebs-Risiko: Radon kann krank machen - doch es gibt Schutzmaßnahmen | Weather.com
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Radioaktive Strahlung: Radon kann krank machen - doch es gibt Schutzmaßnahmen

Ab Ende 2020 sind die Bundesländer dazu gesetzlich verpflichtet, Radon-Vorsorgegebiete auszuweisen. In diesen Gebieten müssen dann besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um die Bevölkerung vor dem Edelgas zu schützen.

The danger of radon gas in our homes - concept image with copy space
Radon steigt aus dem Erdreich auf und tritt durch Poren, Risse, Spalten und andere Öffnungen an die Erdoberfläche
(GettyImages)

Es ist unsichtbar und man kann es weder schmecken noch riechen – trotzdem kann Radon beträchtliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Denn das Edelgas – ein radioaktives Zerfallsprodukt von Uran – ist laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Hauptquelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung, der jeder Mensch auf dem Planeten ausgesetzt ist.

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Wer Radon oder dessen radioaktive Zerfallsprodukte – Polonium, Wismut und Blei – in erhöhtem Maße und über einen längeren Zeitraum hinweg einatmet, hat eine höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Statistisch gesehen sind dem BfS zufolge rund fünf Prozent aller Todesfälle durch die Krankheit auf Radon und seine Folgeprodukte zurückzuführen. Damit ist es eine der wichtigsten Ursachen von Lungenkrebs.

Woher kommt Radon?

Radon entsteht auf natürliche Weise beim Zerfall von Uran im Erdreich. Von dort steigt es auf und tritt durch Poren, Risse, Spalten und andere Öffnungen an die Erdoberfläche. Geschieht dies im Freien ist das Gas in aller Regel unbedenklich, weil die Vermischung mit der Umgebungsluft dafür sorgt, dass es keine gefährlichen Konzentrationen erreichen kann.

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Gelangt radonhaltige Bodenluft allerdings in das Innere von Gebäuden – etwa durch undichte Stellen in der Grundmauer oder durch Rohr- und Leitungsdurchführungen – kann es sich dort nach und nach anreichern. „Das Risiko gesundheitlicher Schäden steigt mit der Höhe der Radonkonzentration in der Luft und der Aufenthaltsdauer in dem belasteten Raum“, sagt BfS-Sprecherin Anja Lutz.

Vorkommen regional unterschiedlich

In Deutschland kommt Radon in der Bodenluft je nach Region in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Besonders betroffen sind beispielsweise einige Mittelgebirge, darunter das Erzgebirge, der südliche Schwarzwald, der Bayerische Wald und die Oberpfalz. „Ob es in einem bestimmten Haus jedoch zu gefährlichen Konzentrationen kommen kann, hängt maßgeblich nicht nur davon ab, wie viel Radon aus dem Boden austritt, sondern auch davon wie dicht die Bausubstanz ist", sagt BfS-Sprecherin Lutz.

Belastbare Aussagen für konkrete Gebäude seien ausschließlich anhand von Messungen möglich. So kann ein nach unten hin gut abgedichtetes Haus in einem Gebiet mit höheren Radon-Vorkommen niedrigere Werte aufweisen als eines mit durchlässiger Grundplatte in einer Gegend mit geringeren Radon-Konzentrationen im Boden.

Hohe Konzentrationen in Kellergeschossen

"A continuous radon monitor is mounted to a tripod in an unfinished house basement. A house is commonly tested for radon with a single use test kit. If initial readings are high or remediation work has begun a system like this would be used to determine a more accurate measurement over time. An added benefit of this unit is real time measurement. The display screen reads Avg. 3.5 pCi/l  (picocuries per liter), the curie is a unit of radioactivity. The background is unfinished drywall with seams and screws."
Für mehr Wissen zur gesundheitsschädlichen Wirkung des radioaktiven Gases Radon haben Wissenschaftler eine bundesweite Karte erstellt - und werben für Messungen im eigenen Zuhause.
(GettyImages)

Anhand einer kostengünstigen Langzeit-Messung lässt sich die Radon-Belastung in Häusern und Wohnungen mit wenig Aufwand ermitteln. Sind die Werte zu hoch, empfiehlt sich als wichtigste Sofortmaßnahme regelmäßiges und intensives Lüften.

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„Darüber hinaus muss immer anhand des Einzelfalles abgewogen werden, welche Maßnahmen am sinnvollsten sind“, sagt Anja Lutz vom BfS. Weil Radon in erster Linie aus dem Boden in ein Haus eindringt, kommt es vor allem in Kellergeschossen und unteren Stockwerken zu hohen Konzentrationen.

Schutzmaßnahmen

Um das Gas am Aufsteigen zu hindern, kann es bereits ausreichen, den Übergang vom Keller zu den Wohnräumen zuverlässig abzudichten. In Bestandsgebäuden sollten Fachleute undichte Stellen am Boden ausfindig machen und beseitigen, Neubauten sollten von vorne herein gegen Bodenfeuchte – und damit auch gegen das Eintreten von Radon – abgedichtet sein.

Zu den Maßnahmen mit höherem technischem Aufwand gehören beispielsweise das Absaugen radonhaltiger Bodenluft unter oder neben dem Gebäude oder der Einbau von Lüftungsanlagen. Hilfe zu Schutzmaßnahmen bieten auch die Radon-Beratungsstellen, die einzelne Bundesländer eingerichtet haben.

Für wen gelten verbindliche Messpflichten?

Eine generelle Messpflicht für Radon gibt es in Deutschland nicht, im privaten Wohnbereich setzt der Gesetzgeber auf die Eigenverantwortlichkeit von Mietern und Immobilienbesitzern. Auch Vermieter müssen daher keine vorsorglichen Radon-Messungen durchführen.

Eine spezielle Messpflicht gilt allerdings künftig in den sogenannten Radon-Vorsorgegebieten, die die 16 Bundesländer bis Ende 2020 ausgewiesen haben müssen: Dort müssen Arbeitgeber für alle Arbeitsplätze, die im Keller oder im Erdgeschoss liegen, die Unbedenklichkeit mit Messungen nachweisen.

Strahlenschützer raten zu Messungen

Umfangreiche Informationen zum Thema Radon stellt das Bundesamt für Strahlenschutz in einem Themenportal im Internet zur Verfügung. Wissenschaftler haben eine bundesweite Karte erstellt - und werben für Messungen im eigenen Zuhause.
Neuen Berechnungen des BfS zufolge liegt die bundesweit durchschnittliche Radon-Konzentration bei rund 65 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Aus der neuen Karte lässt sich demnach ablesen, ob der Durchschnittswert in der eigenen Stadt oder Gemeinde über oder unter diesem Mittelwert liege. Regionale Schwankungen reichen demnach von unter 35 im westlichen Niedersachsen bis weit über 150 in vielen Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen.
Bfs-Prognosen zufolge sind etwa 10,5 Millionen Menschen einer Radon-Konzentration in Wohnungen von über 100 Becquerel pro Kubikmeter ausgesetzt. Bei knapp 2 Millionen davon überstiegen die Radon-Konzentrationen sogar den Wert von 300 Becquerel pro Kubikmeter. Vereinzelt seien Konzentrationen von mehr als 1000 Becquerel pro Kubikmeter möglich - dies sei jedoch selten. Effektiv gegen Radon vorgehen lasse sich aber nur, wenn man das genaue Vorkommen zuhause kenne, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini.

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