So bleibt man trotz Hitze cool im Büro | Weather.com

So bleibt man trotz Hitze cool im Büro

Eine Stil-Expertin gibt Tipps für luftige Outfits jenseits von Spaghettiträgern und Flip-Flops.

Wer im kühlen Keller arbeitet, hat Glück. Doch was ist mit heißen Arbeitszimmern unter dem Dach?
(Wolfram Kastl/dpa/dpa-tmn)

Bei mehr als 30 Grad Außentemperatur kann es auch im Büro ordentlich heiß werden. Wenn nicht gerade eine Klimaanlage für einen angenehm temperierten Arbeitsplatz sorgt, müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen anders behelfen. Denn ein Recht auf Hitzefrei gibt es nicht. Wirksame Stellschrauben sind etwa die Kleidung oder veränderte Arbeitszeiten.

Drei gesetzlich festgelegte Hitzestufen dienen der Orientierung: Ab einer Raumtemperatur von 26 Grad sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Raum kühl halten. Der Arbeitgeber sollte Getränke zur Verfügung stellen, wenn die Raumtemperatur 30 Grad erreicht. Ab 35 Grad sei Arbeiten eigentlich unmöglich, sagt der Fachanwalt für Arbeitsrecht Volker Görzel. Dann sei der Arbeitgeber zumindest angehalten, über veränderte Arbeitszeiten nachzudenken.

Was können Arbeitnehmer tun, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden? "Was ich auf gar keinen Fall empfehle, ist einfach zu sagen: Ich mache jetzt Hitzefrei", sagt Görzel. So laufe der Arbeitnehmer Gefahr, eine Abmahnung zu erhalten.

Einfach freinehmen sei auch nicht möglich, wenn das Kind Hitzefrei in der Schule bekommt. "Das Kinderbetreuungsrisiko liegt bei den Eltern", sagt Görzel. Der Arbeitgeber sollte zwar, müsse aber nicht entgegenkommen. Auf Schwangere und vulnerable Gruppen habe der Arbeitgeber durchaus mehr Rücksicht zu nehmen. Das seien aber Einzelfallentscheidungen.

Betriebsrat kann "machtvoll anklopfen"

Eine Adresse sei auch der Betriebsrat, der beim Arbeitgeber "machtvoll anklopfen" könne. Das gelte zum Beispiel beim Thema Kleiderordnung. Hier könne der Betriebsrat in Verhandlung mit dem Arbeitgeber Lockerungen vereinbaren. "Ich kenne Unternehmen, die dann sagen: Ihr braucht keinen Anzug mehr zu tragen, Chino reicht", sagt der Arbeitsrechtsexperte.

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Arbeitgeber setzen in dieser Frage auch auf die Beurteilungskraft ihrer Mitarbeiter. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagt: "Wir vertrauen darauf, dass sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen so kleiden, wie es Kunden und Kundinnen erwarten." Eine konkrete Kleiderordnung gebe es nicht. Die Commerzbank empfiehlt ihren Mitarbeitern neben weiteren Hitzemaßnahmen, "ihre Bekleidung den Temperaturen entsprechend anzupassen".

Frage der Textilfasern und des Schnitts

Was das in der Praxis bedeutet, weiß Katharina Starlay, Corporate Imageberaterin, Modedesignerin und Autorin. Die Expertin verweist bei der Frage nach der richtigen Sommerkleidung auf andere Kulturen: "Wenn es bei uns heiß wird, dann neigen wir dazu, Kleidung abzulegen und in anderen Kulturen legen sie Kleidung an." Je heißer es wird, desto lockerer und weiter sollte die Kleidung sitzen. In weniger Stoff liege nicht unbedingt die Lösung.

Sommerliche und zugleich angemessene Kleidung sei vor allem eine Frage des richtigen Stoffs, also der passenden Textilfaser und des passenden Schnitts. Locker gewebte, tierische und insbesondere pflanzliche Naturfasern ließen den Körper atmen, während künstlich hergestellte, synthetische Fasern zu einem Hitzestau führen könnten. "Das ist das, was uns bei Hitze wehtut", sagt die Expertin.

Über "edel knitternde" Leinen und Westen

Für das luftige Outfit brauche es keine Spaghettiträger und Flip-Flops. Ein sogenannter Business-Casual-Look sollte immer ein businesstaugliches Teil haben, etwa eine lange Hose, die nicht eng am Bein sitzt. Leinen sei Material für gutes Körperklima. "Da Leinen aber nicht edel, sondern einfach nur furchtbar knittert, ist es eher ein Zugeständnis im Hochsommer", sagt die Modedesignerin. Bei gut verarbeiteten, halb gefütterten Herrensakkos mit entsprechenden Einlagen allerdings könne es gut aussehen und behielte auch besser die Form.

Außerdem empfiehlt die Expertin Westen, die aktuell sogar in Mode seien. "Man kann vieles darunter tragen, darin wird einem nicht zu warm und man ist immer noch professionell angezogen." Natürlich solle das Kleidungsstück nicht gerade synthetisch gefüttert sein. Vor diesem Hintergrund rät sie grundsätzlich dazu, sich ausreichend mit den Materialien zu beschäftigen. "Grundsätzlich wissen einfach ganz viele Menschen nicht mehr, welche Materialien atmen und welche nicht."

Richtige Kleidung hin oder her - auch für die Stil-Expertin liegt eine Lösung in der passenden Arbeitszeit. "Wer sagt, dass der wichtige Termin ausgerechnet am Mittag stattfinden muss"? So sagt auch Rechtsanwalt Görzel, dass veränderte Arbeitszeiten durchaus ein wirksames Instrument seien - gerade für Branchen wie beispielsweise Straßenbau oder Dachdeckerei, wo die Frage der Kleidung auch eine Frage des Arbeitsschutzes sei oder wo die Arbeit möglicherweise in der prallen Mittagssonne geleistet werde.

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