Gefahren und Mythen: Was Sie über Zecken wissen müssen | Weather.com
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Gefahren und Mythen: Was Sie über Zecken wissen müssen

adult tick (Ixodes scapularis) on grass
Obwohl Zecken selbst harmlos für den Menschen sind, können die Tierchen gefährliche Krankheitserreger übertragen
(GettyImages)

Die Zeckenzeit ist wieder angebrochen: Denn die Blutsauger werden schon bei niedrigen Plusgraden aktiv. Vielerorts lauern die kleinen Parasiten in Büschen, Gestrüpp oder hohem Gras, um sich von dort aus an vorbeikommenden Säugetieren festzuklammern und sich von deren Blut zu ernähren. Menschen gehören zu den bevorzugten Wirtstieren einiger Arten. Obwohl Zecken selbst harmlos für den Menschen sind, können die Tierchen gefährliche Krankheitserreger übertragen. Kein Wunder also, dass sich um die Blutsauger einige Mythen und Unwahrheiten ranken. Ein Überblick.

Welche Zeckenarten gibt es?

Weltweit sind über 900 Zeckenarten bekannt, knapp 20 von ihnen kommen in Deutschland vor. Für Menschen sind hierzulande allerdings nur zwei Arten relevant. Zum einen ist das der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der im ganzen Bundesgebiet zu finden ist. In einigen ostdeutschen Bundesländern tritt darüber hinaus seit einigen Jahren die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) verstärkt in Erscheinung.

Obwohl sie Haus- und Nutztiere wie Hunde, Schafe oder Rinder als Wirte bevorzugt, verschmäht sie auch Menschen nicht. Übrigens: Zwar spricht der Volksmund bei einem Befall häufig von einem Zeckenbiss – in Wirklichkeit saugen die Tiere das Blut ihres Wirtstiers jedoch durch einen Stechrüssel, den Fachleute als Hypostom bezeichnen.

Wo ist die Gefahr eines Stiches besonders hoch?

Ob Wald, Garten, Parks oder anderswo in der Natur – überall dort, wo es Gräser oder Büsche gibt, leben auch Zecken. Die Tierchen lauern auf Grashalmen oder niedrigen Pflanzen und werden vom Wirt im Vorbeigehen abgestreift. Auf dessen Körper krabbeln sie dann eine Weile lang herum, bis sie eine geeignete Stelle finden, um Blut zu saugen.

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln lassen sich Zecken nicht von Bäumen fallen, und sie können auch nicht springen.

Sind alle Zecken gesundheitsgefährdend?

Tick on human skin
Bis zu 30 Prozent der Zecken in Deutschland potenzielle Überträger von Borrelien
(GettyImages)

Nein. Zwar können Zecken gefährliche Krankheitserreger an den Menschen übertragen – doch längst nicht jedes Exemplar hat Erreger in sich. Schätzungen zufolge sind bis zu 30 Prozent der Zecken in Deutschland potenzielle Überträger von Borrelien. Die Bakterien können beim Menschen zu einer Lyme-Borreliose führen, die sich auf Nerven und Gelenke auswirkt und auch chronisch werden kann.

Allerdings führt nicht jeder Stich einer befallenen Zecke zwingend zur Ansteckung. Laut BZgA befinden sich die Borrelien im Darm der Zecke und werden erst nach längerer Saugzeit übertragen. Das Infektionsrisiko ist deshalb geringer, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird.

Neue Risikogebiete im Jahr 2024: Welche Blutsauger gefährliche FSME-Viren übertragen

Manche Zecken übertragen darüber hinaus FSME-Viren, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis auslösen können. Eine solche Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns kann starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Krämpfe oder Lähmungen auslösen und verläuft in seltenen Fällen sogar tödlich.

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Der Holzbock, der in Deutschland am häufigsten Menschen befällt, kann sowohl Borrelien als auch FSME-Viren übertragen. „Für die Auwaldzecke konnten wir im Jahr 2017 erstmals nachweisen, dass sie das FSME-Virus an ihren Wirt übertragen kann“, sagt Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Zu den sogenannten FSME-Risikogebieten, in denen bis zu fünf Prozent der Zecken die Viren in sich tragen, zählen Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und das südöstliche Thüringen. Einzelne Risikogebiete gibt es außerdem in Niedersachsen, Mittelhessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, im südöstlichem Brandenburg, Saarland und auch in Solingen (NRW). Im Jahr 2024 kamen neue Risikogebiete hinzu: Wie das RKI meldet, gilt in Brandenburg der Stadtkreis Frankfurt (Oder) als Risikogebiet und in Thüringen der Landkreis Altenburger Land .

Was sollte man tun, wenn man von einer Zecke gestochen wird?

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Nicht drehen, nicht quetschen! Zecken sollten langsam und kontrolliert mit einer Zeckenzange entfernt werden
(GettyImages)

Das wichtigste bei einem Zeckenstich: Bloß keine Panik. Wer eine Zecke an seinem Körper findet, der sollte sie umgehend mit einer Zeckenzange oder einem anderen geeigneten Werkzeug entfernen. Damit greift man das Tier so dicht wie möglich an der eigenen Haut und zieht es, möglichst ohne Drehen und Quetschen, langsam und kontrolliert gerade heraus. Zwar wird immer wieder davor gewarnt, dass dabei der Kopf des Tierchens abreißen kann, wodurch eine Infektion erst ausgelöst wird – das ist allerdings ein Mythos. „Es kann zwar sein, dass das Hypostom in der Haut stecken bleibt“, sagt Mikrobiologe Dobler. „Von diesem geht aber keinerlei Infektionsgefahr mehr aus.“

Von Entfernungsversuchen mit Öl, Klebstoff oder anderen Flüssigkeiten sollte man absehen, weil die Zecke davon angeregt werden kann, Speichel mit Krankheitserregern abzugeben. Ist die Zecke erfolgreich entfernt, sollte die Stichstelle desinfiziert und danach für einige Zeit beobachtet werden. Wenn sich eine sogenannte Wanderröte bildet – ein roter Fleck, der langsam größer wird – dann ist das ein Hinweis auf eine mögliche Borreliose-Infektion. Diese sollte umgehend von einem Arzt abgeklärt und gegebenenfalls mit Antibiotika therapiert werden.

Wie kann man sich vor einer Krankheitsübertragung schützen?

Es gibt einige einfache Maßnahmen, mit denen man Zecken das Leben deutlich schwerer machen kann. Feste Schuhe, Oberteile mit langen Ärmeln und lange Hosen, deren Beine in die Strümpfe gesteckt werden, senken das Stichrisiko bei einem Aufenthalt in der Natur deutlich. Auf heller Kleidung sind die Blutsauger wesentlich leichter zu sehen. Auch zeckenabweisende Mittel für die Haut können einen gewissen Schutz bieten.

Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte der Körper außerdem sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Gegen die Borreliose existiert zwar keine Schutzimpfung, allerdings ist sie mit antibiotischen Mitteln therapierbar. Umgekehrt verhält es sich bei einer FSME-Infektion. Sie ist nicht therapierbar, dafür gibt es eine Schutzimpfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie allen Menschen, die in FSME-Gebieten wohnen oder Urlaub machen.

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