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Unangenehmer Besuch aus den Tropen – eingeschleppte Mückenarten | The Weather Channel
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Tiere

Unangenehmer Besuch aus den Tropen – eingeschleppte Mückenarten

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Die Asiatische Tigermücke überträgt das West-Nil-Virus, als auch Viren des Gelb- und Dengue-Fiebers sowie das Chikungunya-Virus
(GettyImages)

 

Von den ungefähr 3600 weltweit bekannten Mückenarten sind rund 50 in Deutschland heimisch. Es kommen allerdings immer wieder neue dazu. Viele gelangen zunächst über internationale Frachtrouten ins Land und pflanzen sich dann hier fort. Wissenschaftler sind deshalb besorgt, denn einige Arten können tödliche Krankheiten übertragen. Ein Überblick.

Asiatische Tigermücke

Sie ist auffällig schwarz-weiß gefärbt und meist etwas zierlicher als die bei uns heimische bräunliche Gemeine Stechmücke (Culex pipiens): die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).Sie ist eine wärmeliebende Art, die ursprünglich aus den südost- und südasiatischen Tropen stammt. Allerdings kommt sie auch mit dem hiesigen Klima zurecht: Das zeigte sich 2007 als erstmals in Deutschland Eier der Art gefunden wurden.

Inzwischen steht sogar fest, dass die Asiatische Tigermücke hierzulande auch überwintern kann. Forscher sehen das mit großer Sorge, denn die Art kann die Erreger mehrerer gefährlicher und zum Teil sogar potenziell tödlicher Krankheiten auf den Menschen übertragen. Darunter sind das West-Nil-Virus, die Viren des Gelb- und Dengue-Fiebers sowie das Chikungunya-Virus.

Eine erfolgreiche Übertragung ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit

„Momentan ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung in Deutschland noch sehr gering“, sagt Dr. Helge Kampen vom Institut für Infektionsmedizin am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald. „Das kann sich aber ändern.“ Denn eine erfolgreiche Übertragung ist vor allem eine Frage der Wahrscheinlichkeit: Diese steigt sowohl mit der Anzahl der Infektionsquellen – beispielsweise Menschen, die unwissend eine Virusinfektion aus dem Urlaub mitbringen – als auch mit einer wachsenden Populationsdichte der Mücken.

Neben internationalen Verschleppungswegen, auf denen Eier in exotischen Pflanzen oder anderem Gartenzubehör auf die Reise gehen, hat die Art auf ihrem Weg nach Deutschland vermutlich auch das Fernstraßennetz genutzt – als blinder Passagier ist sie an Bord von Autos und Lastwagen eingereist.

Asiatische Buschmücke

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Die Asiatische Buschmücke gilt als weniger gefährlich als die Asiatische Tigermücke
(GettyImages)

 

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Ein ebenfalls noch relativ frischer Neuzugang hierzulande ist die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus). Erstmals wurde sie 2008 in Baden-Württemberg nachgewiesen, inzwischen hat sie sich in mindestens neun Bundesländern angesiedelt und gilt in Deutschland als etabliert.

Zwar kommt die Art besser mit dem hiesigen Klima zurecht als die Asiatische Tigermücke – nach Ansicht vieler Wissenschaftler ist sie allerdings deutlich weniger gefährlich. „Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Asiatische Buschmücke kein besonders effizienter Überträger für die meisten Krankheitserregern ist“, sagtDr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. So kann die Art beispielsweise zwar das West-Nil-Virus übertragen – eine erfolgreiche Weitergabe des Erregers an den Menschen konnte bisher aber nur unter Laborbedingungen und nicht in der freien Natur nachgewiesen werden.

Gegenmaßnahmen im Großen und im Kleinen

Die schlechte Nachricht: Sowohl die Asiatische Tigermücke als auch die Asiatische Buschmücke sind in Deutschland angekommen und dürften auch dauerhaft hier bleiben. „Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Arten hierzulande nicht mehr eliminierbar – man muss ihre Populationen daher regulieren“, sagt FLI-Forscher Kampen.

Vielerorts wird dazu das sogenannte BTI-Toxin eingesetzt, ein bakterielles Eiweiß, das in die  Brutstätten ausgebracht wird und die Mücken im Larvenstadium tötet. Mindestens genau so wichtig wie die aktive Bekämpfung der Plagegeister ist allerdings die Aufklärung der Bevölkerung – und ihre Mithilfe. So legt die Tigermücke ihre Eier meist in kleine Wassergefäße ab und bevorzugt künstliche Brutstätten wie Wassertonnen, Blumentöpfe oder alte Autoreifen. Wer diese in seinem Garten abdeckt oder mindestens einmal pro Woche ausschüttet entzieht der Art eine wesentliche Voraussetzung zur erfolgreichen Fortpflanzung.

Andere eingeschleppte Arten

Neben den beiden beschriebenen Arten haben sich in den vergangenen Jahren auch andere Mücken in Mitteleuropa ausgebreitet, die ursprünglich aus anderen Klimazonen stammen. Als Überträger von Krankheitserregern spielen sie aber keine wesentliche Rolle.

Ihre Anwesenheit nehmen die Wissenschaftler trotzdem nicht auf die leichte Schulter. „Sie zeigen, dass sich unser Klima nach und nach so verändert, dass sich auch immer mehr fremde Mückenarten bei uns wohlfühlen", erklärt FLI-Experte Kampen.

 

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