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Wasserbüffel als Naturschützer: Wie sie bedrohten Vögeln helfen | The Weather Channel
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Tiere

Wasserbüffel als Naturschützer: Wie sie bedrohten Vögeln helfen

08.05.2020, Baden-Württemberg, Sinzheim: Wasserbüffel halten sich in einem Naturschutzgebiet nahe Baden-Baden auf. Die Büffel sollen dabei helfen, den Lebensraum von bedrohten Vögeln für diese zu verbessern. Foto: Uli Deck/dpa
Wasserbüffel helfen in einem Naturschutzgebiet nahe Baden-Baden, den Lebensraum für bedrohte Vögel zu verbessern.
(Uli Deck/dpa)

Schwarz, muskulös und mit gebogenen Hörnern bieten die Rinder einen ungewohnten Anblick. Die kleine Herde von drei Wasserbüffelkühen mit je einem Jungtier rastet im Schatten eines Baumes im niedrig gelegenen, feuchten Teil ihres großen Geheges. Auf 17 Hektar Land im Bruchgraben bei Sinzheim (Kreis Rastatt in Baden-Württemberg) arbeiten die Rinder, ohne es zu ahnen, als Helfer im Naturschutz.

Büffel schaffen durch Zerstörung neuen Lebensraum

Anders als heimische Rinderrassen mögen Wasserbüffel den Wechsel von trockenen Wiesenflächen und nassen, moorigen Bereichen, in denen gerade die gelbe Schwertlilie blüht. Sie verschmähen kaum eine Pflanze, brechen durch junge Gehölze, wühlen den Boden auf und schaffen damit einen Lebensraum für bedrohte Vogelarten wie Kiebitz, Bekassine, Teichrohrsänger oder Braunkehlchen.

Büffel fressen, was ihnen unterkommt

Jonas Löscher, der als Nebenerwerbslandwirt ganz in der Nähe wohnt, betreut im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe die Wasserbüffel, die er erst vor wenigen Tagen von einem Bauern gekauft und in das Naturschutzgebiet gebracht hat. «Ich kontrolliere zwei Mal täglich, ob alles in Ordnung ist», sagt der 25-Jährige. Die Büffel werden regelmäßig mit frischem Wasser versorgt.

Zufüttern werde er wohl nicht müssen, vermutet er. Die Wasserbüffel fressen auch Schilf sowie Zweige und Blätter von Bäumen. Im Dezember sollen die Tiere dann ins Winterquartier wechseln.

Leben im Naturschutzgebiet

Die Fläche, größer als 20 Fußballfelder, gehört der Öffentlichen Hand. Sie ist Teil des Naturschutzgebiets Bruchgraben, das zu den wertvollsten Lebensräumen am Oberrheingraben zählt.

Intensive Nutzung des Bodens ist ein Problem

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Das Problem ist die Natur belastende Entwicklung der Landwirtschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Flächen wurden trocken gelegt, Grünland und Äcker immer intensiver bewirtschaftet.

Vögel profitieren von teils unbewachsenem Boden

«Wir haben am Oberrhein kaum noch solche Gebiete», sagt der promovierte Biologe Martin Boschert und blickt über einen von den Büffeln zertrampelten nassen Bereich. Schon ist zu sehen, dass die Büffel den Grauweiden zusetzen, die sich in den vergangenen Jahren ausgebreitet haben.

Das ist gut. Offener unbewachsener Boden sei zum Beispiel für die Bekassine wichtig, sagt Boschert, die mit ihrem langen Schnabel im Matsch nach Würmern und anderen Tierchen stochert.

Mosaik an Flächen ist ideal

Bekassine, Kiebitz, Wachtel und viele andere Vogelarten brauchen zum Brüten idealerweise ein Mosaik aus verschiedenen Flächen mit und ohne Bewuchs, das die Agrarlandschaft kaum noch bietet. Nur noch ein bis zwei Bekassinen-Paare seien auf der Fläche, die zur Gemarkung Baden-Baden gehört, ansässig, sagt der Biologe. Bei den Kiebitzen seien es vier oder fünf Paare. Platz wäre für etliche mehr.

Freizeitsportler und Spaziergänger setzen Vögel unter Druck

Eine Gruppe Fahrradfahrer kommt auf dem staubigen Feldweg am Rande des Geheges vorbei. Die Wasserbüffel stört das nicht. Für den Naturschutz sei der Freizeitdruck aber ein Problem, sagt Boschert. Heute sei die ganze Landschaft mit Wegen erschlossen - und die Vögel reagierten besonders in der Brutzeit sehr sensibel auf Störungen.

Zaun hält Füchse ab

Auf den 17 Hektar im Bruchgraben haben sie aber ihre Ruhe. Das Gelände ist mit einem Elektrozaun umspannt. Der ist so gebaut, dass auch der Fuchs nicht eindringen kann. Füchse dezimieren die Zahl der Bodenbrüter - sie machen sich über deren Eier her. Zu den Aufgaben von Landwirt Löscher gehört daher auch, den Zaun von Bewuchs frei zu halten und immer wieder zu kontrollieren.

Gleich mehrere Vorteile

Frank Lamprecht vom Naturschutzbund Nabu sieht im Einsatz von Wasserbüffeln mehrere Vorteile. Indem sie sich auf dem Boden wälzen, schaffen sie offene Bereiche, die dann zum Beispiel Brutmöglichkeiten für Wildbienen bieten können. Der Kot der Rinder bringe weitere Arten wie den Dungkäfer auf die Fläche. Davon profitieren Wiedehopf, Neuntöter oder Fledermäuse. Charakteristisch für Wasserbüffel sei, dass sie an geeigneten Stellen kleine Tümpel anlegen. «Sie fungieren sozusagen als Biobagger», sagt Lamprecht.

Auch Schafe, Ziegen, Esel oder Heckrinder geeignet

Je nach Standort kommen nach seinen Angaben auch andere Tiere für solche Aufgaben im Naturschutz in Betracht, etwa Schafe, Ziegen oder Esel. Im Nationalpark Schwarzwald helfen zum Beispiel Heckrinder und Hinterwälder Rinder, die Grinden in den Hochlagen von Baumbewuchs frei zu halten. Grinden sind offene und zum Teil moorige Flächen, die nach Angaben von Experten große Bedeutung für die Pflanzen- und Tierwelt des Mittelgebirges haben.

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