Australien: Das ist Grund für die Häufung tödlicher Haiangriffe | Weather.com

Australien: Das ist Grund für die Häufung tödlicher Haiangriffe

In Wiley Bay wurden schon häufiger Haie gesichtet: 2017 starb eine 17-Jährige nach einer Hai-Attacke. Foto GettyImages
Nach Jahrzehnten mit durchschnittlich nur einer tödlichen Haiattacke sind im Jahr 2020 gleich acht Menschen bei Haiangriffen ums Leben gekommen.
(GettyImages)

Ob Weiße Haie, Tigerhaie, Bullenhaie und Hammerhaie: Rund 180 Arten der Raubfische leben in den Gewässern Australiens. Die Unterwasserräuber haben einen Ruf als kaltblütige Killer.

8 Menschen starben 2020 bei einem Haiangriff

Dennoch war die Gefahr, von einem Hai getötet zu werden, lange Zeit überraschend gering. Fünf Jahrzehnte lang gab es auf dem Fünften Kontinent durchschnittlich nur eine tödliche Attacke pro Jahr. 2019 verlor in Down Under sogar kein einziger Surfer oder Schwimmer durch einen Hai sein Leben. 2020 war das plötzlich anders. Acht Menschen haben Angriffe nicht überlebt. War das Pech oder gibt es Grund zur Sorge?

"Kein Grund, hinter jedem Schatten einen Weißen Hai zu vermuten"

"So viele Haibisse mit tödlichen Folgen haben wir in Australien seit 1934 nicht mehr gesehen", sagt die Haiexpertin Phoebe Meagher vom berühmten Taronga Zoo in Sydney. Das würde zwar viele Leute verängstigen, aber es gebe keinen Grund, jetzt in Panik zu geraten und hinter jedem Schatten im Wasser einen Weißen Hai zu vermuten.

Bleiben Sie immer übers aktuelle Wetter informiert - laden Sie sich hier die TWC-App herunter!

Denn was die Zahl nicht provozierter Angriffe betreffe, sei 2020 eher ein durchschnittliches Jahr gewesen. "Im letzten Jahrzehnt lag die jährliche Zahl immer im Bereich zwischen 15 und 25", so Meagher. In diesem Jahr waren es 20. Allerdings endeten mehr Attacken tödlich.

Verändertes Verhalten der Tiere?

Forscher sagen, es könne derzeit noch nicht endgültig festgelegt werden, ob die hohe Zahl von Angriffen mit Todesfolge auf ein verändertes Verhalten der Tiere zurückzuführen ist oder purer Zufall war. "Das war schon irre. Jeder dachte: Oh nein! Die Haie spielen verrückt!"

Aber tatsächlich ist die Zahl der Angriffe insgesamt in den letzten 10 bis 20 Jahren relativ konstant geblieben", sagt Culum Brown, Meeresbiologe an der Macquarie Universität in Sydney. In den vergangenen Jahren hätten viele Verletzte schlicht Glück gehabt, weil sie von Notfallteams schnell versorgt werden konnten.

Was bei einem Haiangriff überlebenswichtig ist

Der Experte erklärt: "Es gibt wirklich nur zwei Faktoren, die wichtig sind, wenn Sie von einem Hai gebissen werden: Wo er Sie beißt und wie schnell Sie Hilfe bekommen können. "In diesem Jahr sei in beiden Punkten sehr viel Pech im Spiel gewesen.

"Meistens beißen sie Menschen nur einmal und schwimmen weg"

Nicht provozierte Angriffe sind meistens auf eine Verwechslung seitens der Haie zurückzuführen. "Menschen stehen normalerweise nicht auf ihrem Speiseplan", erklärt Meagher. "Meistens beißen sie Menschen nur einmal und schwimmen dann weg." Wären die Fische wirklich interessiert daran, Menschen aufzufressen, dann würden sie das auch tun.

Seit 238 Jahren wurden 37 Menschen von Haien verzehrt

Advertisement

Zwischen 1791 und 2019 sind in Australien aber lediglich 37 Fälle registriert worden, bei denen Menschen teilweise oder völlig verzehrt wurden. Manche Leichenreste wurden dabei nie gefunden, es wird aber angenommen, dass die Vermissten von einem Hai verschlungen wurden.

"Haifische im Monsterimage gefangen"

"Haifische haben einen schlimmen Ruf. Sie sind in diesem Monsterimage gefangen, das Filme wie "Der Weiße Hai" erzeugt haben - dabei sind sie in Wirklichkeit gar keine Ungeheuer", erläutert Meagher.

"Wahrscheinlicher am Strand zu ertrinken als durch Hai zu sterben"

In den Ozeanen rund um Australien tummelten sich schließlich Tausende der Tiere, die aber nur extrem selten Menschen beißen würden. Das sollte die Leute beruhigen: "Es ist viel wahrscheinlicher, an unseren Stränden zu ertrinken als durch einen Hai zu sterben."

Schutz vor Haien mit Netzen, Helikoptern und Drohnen

Vielerorts sind Hainetze parallel zum Ufer angebracht, die mehrere Hundert Meter lang sein können. Allerdings sind diese umstritten, weil sie auch für andere Bewohner der Ozeane tödlich sein können, so für Delfine oder Meeresschildkröten. Zudem sind die Netze für Haie nicht undurchdringlich: Sie können teilweise unter ihnen hindurch oder um sie herum schwimmen. Zusätzlich sind Helikopter und Drohnen im Einsatz, um das Meer auf mögliche Gefahren abzusuchen.

Unter den Opfern sind auch Taucher und Bodyboarder

Die tödlichen Vorfälle haben sich in diesem Jahr sowohl vor der Westküste als auch vor Queensland und New South Wales im Osten des Landes ereignet. Einen echten Hotspot gab es nicht. Das erste Opfer dieses Jahres war Anfang Januar ein 57-Jähriger Taucher, der nahe Esperance südöstlich von Perth angegriffen wurde, das letzte ein 55-Jähriger, der Ende November am Cable Beach bei der Stadt Broome mit einem Bodyboard im Wasser war.  

Haiforscher spricht von "Pech"

Auch Robert Harcourt, der das Verhalten von Haien an der Macquarie University erforscht, ist trotz der gestiegenen Todeszahl nicht besorgt. "Das war einfach Pech", meint er.

Jagdreviere von Haien und Dämmerung meiden

Aber der Tierexperte hat Tipps parat: So rät er dringend davon ab, in Buchten ins Wasser zu gehen, in denen sich große, fette Fische wie der australische Lachs ansammeln - denn dort gehen Haie mit Vorliebe auf Jagd. Auch spiele die Tageszeit eine Rolle: Viele Angriff ereigneten sich früh morgens oder in der Abenddämmerung, erklärt Harcourt.

Passend zum Thema:

Tasmanien: Hai packt Zehnjährigen und zieht ihn vom Boot ins Meer

4 Tipps, wie Sie einen Hai-Angriff überleben

Advertisement