Die Stunde der Vögel: Darum sind Vogelzählungen so wichtig | Weather.com
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Bald ist wieder die Stunde der Vögel: Darum sind Vogelzählungen so wichtig

Eine Blaumeise sitzt in einem Kirschbaum
Eine Blaumeise sitzt in einem Apfelbaum
(Getty Images)

Was zwitschert denn da in den Gärten und auf Balkonen? Während Vogelkundlerinnen und Vogelkundler die Tiere in der freien Natur meist problemlos beobachten und zählen können, gestaltet sich das in Siedlungsräumen deutlich schwieriger. Um einen Überblick über die Vogelpopulation zu haben, bittet der NABU Menschen mit Garten um Hilfe.

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Seit fast 20 Jahren gibt es sie – und das mittlerweile sogar zweimal im Jahr: Eine bundesweite Vogelzählung in Deutschlands Gärten durchgeführt von Anwohnerinnen und Anwohnern. „Wir rufen die Bevölkerung zweimal im Jahr auf, die Vögel in ihrem Garten zu zählen“, sagt Angelika Nelson, Ornithologin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV).

„Einmal im Januar zur Stunde der Wintervögel, bei der Ganzjahresvögel und Wintergäste erfasst werden, und einmal im Mai zur Stunde der Gartenvögel, zur Brutzeit vieler Singvögel.“ Dabei arbeitet der bayerische LBV eng mit dem Partnerverband Naturschutzbund Deutschland (NABU) zusammen – der die Aktion bundesweit durchführt.

Studien zeigen: Vogelbeobachtung baut Stress ab

Dass die Verbände die Bevölkerung um Mithilfe bitten, liegt vor allem daran, dass sich die Ornithologen in Siedlungsräumen schwertun, die Vogelpopulationen zu erfassen. „Wir können ja schlecht in die privaten Gärten gehen und zu zählen anfangen“, sagt Nelson und lacht. „Und das Schöne ist: Es gibt Studien dazu, dass Vogelbeobachtung den Menschen psychisch und physisch guttut. Durch das Beobachten schaltet man ab, baut Stress ab und ist in der Natur.“

Die Zählungen finden jeweils an einem Wochenende statt; am ersten Januarwochenende und Mitte Mai. Das Datum wird von den Verbänden und über die Medien verbreitet. In diesem Jahr wurden die Wintervögel vom 6. bis 8. Januar gezählt, die Stunde der Gartenvögel findet vom 12. bis 14. Mai statt.

Zählhilfen zum Runterladen

In den jeweiligen Zeiträumen werden die Menschen gebeten, eine Stunde lang die Vögel zu beobachten, die in ihren Garten kommen und dabei die höchste Anzahl jeder Art zu notieren. Für die jeweiligen Aktionen gibt es Zählhilfen zum Runterladen, auf denen die gängigsten Vogelarten samt Platz für Strichlisten abgebildet sind.

„Damit die Vögel nicht doppelt gezählt werden, soll jeweils aufgenommen werden, wie viele Vögel einer Art man auf einmal sieht“, erklärt die promovierte Biologin. „Ist die Stunde vorbei, können die Beobachtungen per Online-Formular, Post oder über das Telefon an uns gemeldet werden und dann bitte immer pro Vogelart die größte Anzahl an Tieren, die man gleichzeitig gesehen hat.“ Daneben können freiwillige Angaben gemacht werden – etwa zur Größe des Gartens oder wie naturnah er gestaltet ist.

Citizen Science: Forschung mithilfe von Laien

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Die Verbände sammeln die Daten und werten sie sowohl für die Einzelverbände als auch deutschlandweit aus. „Citizen Science“ heißt diese Art der Forschung mithilfe von Laien. So wurden beispielsweise bei der Aktion im Januar deutlich weniger Vögel gesichtet: „Im Schnitt wurden 33,4 Vögel pro Garten gemeldet, 2022 waren es noch 35,5“, heißt es in der NABU-Auswertung. Das habe vor allem daran gelegen, dass aufgrund des milden Winters weniger Vogelarten die Futterhäuser ansteuerten, da sie in der freien Natur derzeit genügend Nahrung finden. Besonders selten wurde der Eichelhäher gesichtet – der Grund ist laut NABU, dass die Tiere aufgrund der Baummast im Herbst genügend Früchte in den Wäldern finden.

Eine Langzeitauswertung der Vogelbeobachtungen in den Gärten gibt es noch nicht. „Daran arbeiten wird gerade“, sagt die LBV-Vogelexpertin. Für die Naturschutzverbände liefern die einzelnen Zählungen aber auch so wertvolle Daten, die zeigen, was sich in der Vogelwelt tut.

„So haben wir beispielsweise feststellen können, dass es im Münchner Raum noch nur sehr wenige Haussperlinge gibt. Die Sperlinge – auch als Spatzen bekannt – sind sehr gesellig und brauchen für das gemeinsame Brüten und zum Verstecken größere Hecken und gemeinsame Nistplätze. Beides fehlt ihnen zunehmend“, sagt Nelson. „Mit dieser Erkenntnis können wir jetzt gezielt gegensteuern.“

Auch die Schweiz, Tschechien und Österreich zählen mit

Neben deutschen Verbänden machen mittlerweile auch vogelkundliche Organisationen aus der Schweiz, Tschechien und Österreich beim Zählen mit. „So bekommen wir ein immer besseres Bild von der Vogelwelt nicht nur in Deutschland, sondern auch in den benachbarten Ländern.“

Auch wenn die Zahl der beobachteten Vögel jährlich schwankt, gibt es eine Zahl, die kontinuierlich steigt: die der Menschen, die sich an der Aktion beteiligen. „Wir haben jedes Jahr mehr Teilnehmer“, sagt die Biologin. „Vor allem in den Coronajahren ist das Interesse stark gestiegen. Wir hoffen, dass das auch so bleibt.“

Dank der positiven Resonanz der Gartenbesitzer werden inzwischen nicht nur Vögel gezählt: Dieses Jahr findet mittlerweile zum sechsten Mal der Insektensommer statt, bei dem eine Stunden lang Sechsbeiner beobachtet und notiert werden.

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