So gefährlich wie ihr Ruf? Hornissen sind nützlich für den Menschen | Weather.com

So gefährlich wie ihr Ruf? Hornissen sind nützlich für den Menschen

Viele Menschen haben Angst vor Hornissen: Mutmaßlich schmerzt ihr Stich höllisch und das Gift ist stärker als das einer Biene. Doch das Bild der Hornisse ist in der Gesellschaft verzerrt - denn sie sind sehr nützliche, friedliche Insekten.

Sie ist auffallend gelb gestreift und beim Fliegen gibt sie ein tiefes Brummen von sich. Dass eine Hornisse manchen Menschen Angst einjagt, kann die Insektenexpertin Tarja Richter verstehen. „Sie ist groß, summt laut, und das klingt auch sehr bedrohlich.“ Und dann ist da noch der verbreitete Irrglaube, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten könnten und drei einen Menschen. Dabei sind Hornissen nicht nur sehr friedfertig, sondern auch viel scheuer als ihre lästigen Wespen-Verwandten, die im Sommer oft beim Grillen oder Eisessen stören.

Hornisse ist nicht mehr gefährdet

Bei der Mitmachaktion „Insektensommer“ wurden in diesem Jahr besonders viele Europäische Hornissen (Vespa crabro) gesichtet. Im Juni waren Deutsche dazu aufgefordert, alle Insekten in ihrer Umgebung zu zählen. Dabei schoss die Hornisse im Vergleich zum Vorjahr 19 Plätze nach vorne und landete auf Rang 11 der am häufigst beobachteten Insekten.

Im Vergleich zur Gemeinen und zur Deutschen Wespe sei die ebenfalls zu den Faltenwespen zählende Hornisse seltener, erläutert die LBV-Expertin Richter in Hilpoltstein. „Die Bestände haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt aber erholt.“ Das bestätigt der Münchner Bienen- und Wespenkundler Leander Bertsch, der gerade mit anderen Fachleuten die Roten Liste für Wespen überarbeitet. „Hornissen sind besonders geschützt. Gefährdet sind sie aber mittlerweile nicht mehr.“

Natürlicher Lebensraum schwindet

Dass man die großen Brummer häufiger zu sehen bekommt, könnte nach Ansicht von Richter auch daran liegen, dass Hornissen aus ihrem natürlichen Lebensraum vermehrt in Siedlungen ziehen. Normalerweise nisten sie in Baumhöhlen in lichten Wäldern und an Waldrändern. Weil aber natürliche Baumhöhlen selten geworden seien, suchten sie andere Nistplätze, von denen es in der Nähe des Menschen reichlich gibt: zum Beispiel in Rollladenkästen, alten Schuppen, zwischen Wänden oder in Nischen auf dem Dachboden.

Auch Hornissen werden von Königinnen regiert

Mit Glück konnte man im Frühsommer - also während der Zählaktion - die bis zu 3,5 Zentimeter große Königin dabei beobachten, wie sie die Umgebung nach einem geeigneten Nistplatz erkundet und weiches Holz als Baumaterial sammelt. Aus den ersten Eiern schlüpfen Arbeiterinnen, die dann den weiteren Nestbau und die Pflege der Larven übernehmen, wie Richter berichtet. Später schlüpfen aus den Eiern Jungköniginnen und Männchen, Drohnen genannt.

Hornissen sind für Menschen nützlich

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„Die ausgewachsenen Hornissen sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Nektar und Pflanzensäften“, erläuterte Richter. Die Larven werden dagegen mit Insektenfleisch gefüttert. Etwa ein halbes Kilogramm Insekten vertilgt ein Hornissenvolk dem Umweltbundesamt zufolge am Tag - und hält den Menschen damit auch Plagegeister wie Stubenfliegen, Bremsen und Wespen vom Leib. Hornissen sind deshalb äußerst nützlich und keinesfalls so gefährlich, wie der Volksmund ihnen nachsagt: Ihr Stich ist nach Angaben der Fachleute nicht giftiger als der einer Biene oder Wespe.

Keine Angst bei Nestern im Garten

Entdeckt man ein Nest im Garten oder am Haus, müsse man im Prinzip nichts unternehmen, meint der Wildbienen- und Wespenexperte Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin. „Hornissen sind relativ friedlich. Wenn man ein bis zwei Meter Abstand zum Nest hält, ist das kein Problem.“

Ohnehin stehen die Tiere unter Artenschutz und dürfen nicht getötet werden. Nester dürfen Fachleute nur im Ausnahmefall nach Rücksprache mit den Naturschutzbehörden umsiedeln. Normalerweise erledige sich das Problem im Herbst aber von alleine, erläutert Schmid-Egger. Denn dann sterben alle Hornissen im Nest. Nur die jungen Königinnen überwintern in einem Unterschlupf und bauen im nächsten Jahr in der Regel ein neues Nest an einer anderen Stelle.

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