Auf der Suche nach den Dengue-Mücken von Rio | Weather.com
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Dengue-Epedemie in Rio: Forscher jagen Mücken

Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens versprühen am Freitag, den 16. Februar 2024, im brasilianischen Stadtteil Ceilandia Insektizide während einer Ausräucherungskampagne gegen Dengue-übertragende Moskitos. (AP Photo/Eraldo Peres)
Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens versprühen am Freitag, den 16. Februar 2024, im brasilianischen Stadtteil Ceilandia Insektizide während einer Ausräucherungskampagne gegen Dengue-übertragende Moskitos.
(AP Photo/Eraldo Peres)

In Autoteilen auf dem Schrottplatz suchen sie ebenso wie in weggeworfenen Eimern oder Büchsen: Die Teams der brasilianischen Gesundheitsbehörden sind Stechmücken und ihren Brutplätzen auf der Spur – im Kampf gegen das Denguefieber.

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In einer Stoßstange auf einem Autofriedhof in Rio de Janeiro stößt der Insektenforscher Paulo Cesar Gomes im stehenden Regenwasser auf Mückenlarven. "Wir nennen einen solchen Ort einen strategischen Punkt", sagt Gomes. Hier kämen Teile aus allen möglichen Gegenden zusammen, die schnell auch wieder weiterwanderten. "Es ist schwierig, hier keine Stechmücken zu haben."

"​Mehr Fälle als in jedem anderen Januar"

In diesem Jahr macht Brasilien die Mückenplage und das von den Insekten übertragene Denguefieber besonders stark zu schaffen. Die Zahl der Fälle der Fieberkrankheit sei höher als sonst, erklärten die Behörden mitten in der Touristensaison. Nur wenige Tage vor Beginn der weltberühmten Karnevalsfeierlichkeiten in Rio sprach die Stadt am Zuckerhut ebenso wie mehrere Bundesstaaten von einer Epidemielage.

"Wir hatten im Januar mehr Fälle als in jedem anderen Januar", sagt Ethel Maciel, Epidemiologin im Gesundheitsministerium des Landes, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Bislang wurden in diesem Jahr landesweit bereits rund 512.000 bestätigte und wahrscheinliche Fälle registriert – fast viermal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mindestens 75 Menschen starben in den ersten Wochen des Jahres schon infolge einer Infektion mit dem Denguevirus.

R​egen und Hitze begünstigen Vermehrung

Das Denguefieber ist eine von Viren ausgelöste Erkrankung. Der Erreger wird von Stechmücken übertragen, hauptsächlich ist dafür die Gelbfiebermücke Aedes aegypti verantwortlich. Typisch sind Fieber, Ausschlag sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Nicht jeder erkrankt, in schweren Fällen kann die Krankheit aber tödlich verlaufen, vor allem bei einer neuen Ansteckung mit einem anderen von insgesamt vier Serotypen des Virus. Medikamente gegen die Krankheit gibt es nicht, behandelt werden die Symptome.

Häufige Regenfälle und hohe Temperaturen begünstigen die Vermehrung der Stechmücken – das macht das für seine Hitze bekannte Rio besonders anfällig für Denguefieber-Ausbrüche. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden, darunter Paulo Cesar Gomes, durchkämmen daher mögliche Brutplätze der Mücken besonders genau. Sie stoßen die aufgestapelten Autoteile vorsichtig voneinander, schütteln sie, um Wasserreservoirs zu entdecken.

E​xtreme Dengue-Entwicklung denkbar

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Immer, wenn er stehendes Wasser findet, zückt Gomes eine Pipette aus der Tasche und sucht nach Larven, die er dann in einem Plastikbehälter sammelt. Die eingefangenen Mücken und Larven werden lebend ins Labor gebracht und auf Dengue getestet. Fallen die Tests positiv aus, werden an den Orten, an denen die Mücken gefunden wurden, Insektizide gesprüht und die Lage dort wird über Wochen hinweg überwacht.

Die erste Warnung zur diesjährigen Dengue-Entwicklung habe es bereits im September gegeben, sagt die Epidemiologin Maciel. Das staatlich finanzierte Forschungsinstitut Fiocruz stellte demnach Szenarien vor, wonach es in diesem Jahr bis zu 4,2 Millionen Denguefälle geben könnte – gegenüber 1,6 Millionen im Jahr 2023.

Bevölkerung als Schlüssel zum Erfolg

Maciel führt den Anstieg auf die große Hitze und intensive Regenfälle zurück, möglicherweise angefacht vom Klimawandel. Was die Lage noch schlimmer macht, ist das gleichzeitige Auftreten aller vier Serotypen des Virus. Einen davon hätten die Gesundheitsbehörden seit 15 Jahren nicht mehr in Brasilien gesehen, erklärt Maciel.

In der Metropole Rio vermuten die Dengue-Bekämpfer mehr als 80 Prozent der Mücken-Brutstätten auf privaten Grundstücken. Deshalb sei der Schlüssel zur Senkung der Fälle die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung, sagt Mário Sérgio Ribeiro von den Gesundheitsbehörden im Bundesstaat Rio de Janeiro.

Flugblätter machen auf Lage aufmerksam

Der hat eine Initiative gestartet unter dem Titel "10 Minuten, die Leben retten": Damit wird die Einwohnerschaft aufgefordert, die Zeit zu investieren und Häuser, Büros und Geschäfte auf stehendes Wasser abzusuchen, in denen sich die Stechmücken gut vermehren können.

Damit die Botschaft ankommt, verteilen Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen und Freiwillige Flugblätter – und zeigen auch, wie es geht: Dazu klettern sie schon mal auf Dächer und schauen, ob sich die Mücken in Regenwasserbehältern eingenistet haben.

I​m Video:

Blauer Fleck nach Mückenstich? Das steckt dahinter

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